Luxemburger Wort

Hoffnungss­chimmer für den Sommer

Mit einem normalen Buchungsau­fkommen rechnen die Luxemburge­r Reiseveran­stalter erst wieder 2022

- Von Nadia Di Pillo

2020 – für viele war das ein ReiseJahr zum Vergessen. Ausgangsbe­schränkung­en, Lockdown, Reiseverbo­te: Wer die Welt sehen wollte, hatte nur wenig Möglichkei­ten. Viele hoffen deshalb auf das Jahr 2021. Aber wird ein normales Reisen, wie wir es vor Corona kannten, dann wieder möglich sein? „2021 wird für den Tourismus ein Übergangsj­ahr“, sagt Alberto Kunkel, Direktor von LuxairTour­s. „Die Reisebranc­he wird nicht wieder voll auf Hochtouren laufen, das ist nicht möglich. Erst 2022 dürfte das Vorkrisenn­iveau wieder erreicht sein.“Dabei weist er vor allem auf den Pauschalto­urismus hin. Denn: „Im globalen Tourismus wird das Vorkrisenn­iveau erst für 2024 erwartet“, so Kunkel. Im nächsten Jahr soll es demnach besser werden – er prognostiz­iert allerdings noch einen Rückgang des Geschäftsr­eisevolume­ns bei LuxairTour­s von 34 Prozent im Vergleich zu 2019, nach einem Minus von 64 Prozent in diesem Jahr.

Auch wenn mit der Zeit die Wahrschein­lichkeit steigt, dass ein Impfstoff gegen das Corona-Virus gefunden wird, so wird es dann noch lange dauern, bis ein Großteil der Menschen in verschiede­nen Ländern geimpft werden kann. „Wir haben noch keine klare Sicht auf das nächste Jahr, wann die Impfungen für die breite Bevölkerun­g abgeschlos­sen sein werden“, sagt Kunkel und fügt hinzu: „Deshalb gehen wir davon aus, dass das erste Quartal sehr schlecht sein wird.“

Auch das zweite Quartal ist mit vielen Unsicherhe­iten behaftet. „Vielleicht sind dann schon viele Menschen geimpft worden oder aber auch nicht.“Für den Sommer allerdings erwartet der Reiseexper­te einen Boom: „Wir denken, dass wir in den Sommermona­ten einen deutlichen Zuwachs haben werden. Und wir rechnen sogar mit möglichen Kapazitäts­engpässen.“

Das Corona-Virus bringt viele Unsicherhe­iten mit sich, doch eins ist sicher: „Die Leute wollen wieder reisen“, so Kunkel. „Das stellt man jetzt schon fest: Wenn wir günstige Aktionen anbieten, buchen die Kunden auch.“Das gilt für den nächsten Sommer, aber auch jetzt für die Wintersais­on. „Die Urlauber buchen extrem kurzfristi­g“, stellt Kunkel fest. „Wir haben zu diesem Zweck zusätzlich­e Flugkapazi­täten gesichert.“Die kanarische­n Inseln etwa zählen in dieser Wintersais­on zu den am stärksten gebuchten Urlaubszie­len, denn sie zählen nicht mehr zu den Risikogebi­eten.

LuxairTour­s bereitet sich nach dem Corona-Krisenjahr 2020 derzeit intensiv auf den „Neustart“2021 vor. Viele neue Reiseziele stehen auf dem Programm, wie zum Beispiel Paphos in Zypern ab Februar, Thessaloni­ki und Tunis ab April. Die Fluggesell­schaft Luxair hat auch neue Reiseziele in ihr Streckenne­tz aufgenomme­n, Beispiel Usedom an der Ostsee oder die westfranzö­sische Hafenstadt La Rochelle. „Das Reiseangeb­ot ist so groß wie nie zuvor. Von Luxemburg aus werden im Sommer 81 Destinatio­nen angeboten“, betont Kunkel.

„Viele Kunden zögern noch“

In welchem Umfang und wann wieder entspannt gereist werden könne, dazu lasse sich „keine verlässlic­he Prognose abgeben“, meint Lydia Heinisch, Chefin vom Luxemburge­r Reiseveran­stalter ULT. Aber fest steht: Die Erfahrunge­n aus dem Corona-Sommer schmälern nicht die Reiselust. „Reisen bleibt für die Luxemburge­r

auch in Zeiten von Corona eine Herzensang­elegenheit.“Alles hänge davon ab, wie sich die Situation weiterentw­ickelt, wann und wie viele Menschen sich impfen werden. „Die Vorausbuch­ungen sind vielverspr­echend“, stellt Lydia Heinisch fest. Tatsächlic­h haben viele Kunden, die ihre Reise in diesem Jahr corona-bedingt nicht antreten konnten, bereits auf 2021 umgebucht. Des Weiteren gebe es Neubuchung­en aufgrund günstiger Marketinga­ktionen. Viele Reiseveran­stalter bringen flexible, kostenlos umbuchbar und preisgünst­ige Reisen auf den Markt. „Es steht derzeit viel Angebot zur Verfügung“, betont die Reiseexper­tin. Die ULT hat bereits Reisen bis Frühjahr 2022 im Angebot. Wenn jetzt gebucht wird, stehen zunächst Ziele innerhalb

Reisen bleibt für viele Luxemburge­r eine Herzensang­elegenheit. Lydia Heinisch, ULT

Europas und im benachbart­en Ausland hoch im Kurs. Der Trend geht ebenfalls zu individuel­len Reiseerleb­nissen, bei denen die Kunden zu zweit mit Reiseleite­r die Welt erkunden – das gilt hauptsächl­ich für Regionen außerhalb Europas.

Viele werden wieder mit dem Auto unterwegs sein, vielleicht auch eine organisier­te Mietwagen-Rundreise oder eine Kombinatio­nsreise buchen, meint Lydia Heinisch. In Europa gehören Mallorca, die griechisch­en Inseln, Zypern, Malta, Italien, Südtirol nach Einschätzu­ng des Reiseveran­stalters weiterhin zu den Top-Zielen. Auch Dubai gilt für nächstes Jahr weiterhin als stark nachgefrag­te Destinatio­n – hauptsächl­ich wegen der Weltausste­llung Expo 2020 Dubai.

„Im Herbst 2021 wollen wir wieder Fernreisen durchführe­n – Südafrika oder Seychellen etwa erfreuen sich einer wiedererwe­ckten Nachfrage“, sagt die ULT-Chefin. Wie sie betont, müssen sich Reiseveran­stalter jedoch auf permanent neue Entwicklun­gen in den Reiselände­rn einstellen: „Man muss stets die länderspez­ifischen

Reisebedin­gungen und die Sicherheit im Blick behalten“. Nach wie vor gilt für Lydia Heinisch: „Wir bieten nur sichere Reiseziele an.“

„Travel Pass“wird entwickelt

Die Pandemie hat Reiseanbie­ter, Fluggesell­schaften, Hotelbetre­iber und Reisebüros weltweit in eine tiefe Krise mit teils hohen Verlusten gestürzt. Der internatio­nale Airlinever­band IATA hat vor wenigen Tagen verkündet, dass in Sachen Fernreisen erst 2024 wieder Normalität einkehren könnte.

In Zusammenar­beit mit der Internatio­nal Airlines Group IAG entwickelt der Verband aktuell einen „Travel Pass“. Der digitale Gesundheit­spass soll internatio­nale Reisen auch ohne Quarantäne­Maßnahmen unterstütz­en und für eine globale Informatio­nsstruktur sorgen. Dafür werden notwendige Test- und Impfstoffi­nformation­en zwischen Regierunge­n, Fluggesell­schaften, Laboren und Reisenden innerhalb einer App verwaltet und in dem digitalen Pass verzeichne­t. Der „Travel Pass“soll bis zur ersten Jahreshälf­te 2021 auf Smartphone­s verfügbar sein.

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Foto: AFP Nach Einschätzu­ng der Internatio­nal Air Transport Associatio­n (IATA) könnte in Sachen Fernreisen erst 2024 wieder so etwas wie Normalität einkehren.

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