„Viele werden nicht mehr öffnen“
Sternekoch Louis Linster über die Lage der Gastronomie in der Corona-Krise
Das „Léa Linster“in Frisingen gehört zu den besten Restaurants im Land. Im Jahr 2018 übergab Starköchin Léa Linster das Zepter oder vielmehr den Kochlöffel an ihren Sohn Louis, der den Betrieb seither leitet. Im Interview mit dem „Luxemburger Wort“spricht der Unternehmer über die Herausforderung, ein Restaurant in einer Pandemie zu betreiben, die aktuelle Zwangsschließung und die langfristigen Perspektiven in der Gastronomie.
Louis Linster, was bedeutet die Verlängerung der Zwangsschließungen von Restaurants mindestens bis zum 15. Januar für ihren Betrieb?
Bis Mitte Januar ist schon eine lange Zeit. Wir hatten ja jetzt schon zweieinhalb Wochen geschlossen.
Ihnen entgeht dadurch auch das Weihnachtsgeschäft. Wie wichtig ist das normalerweise für Sie?
Unser Restaurant hatte sonst auch über Weihnachten immer geschlossen. Wir waren aufgrund des ersten Lockdowns im August durchgehend geöffnet und irgendwann müssen wir unserem Personal freigeben. Daher hatten wir ohnehin vor, ab dem 21. Dezember zuzumachen. Dennoch fallen natürlich die Unternehmensfeiern zum Jahresende weg. Das spüren wir schon. Ebenso hatten wir über das Jahr gesehen viel weniger große Feiern wie Hochzeiten.
Wie wirkt sich die Pandemie bisher auf den normalen Betrieb aus?
Die Gäste sind zwar nach dem ersten Lockdown relativ schnell wieder zurück ins Restaurant gekommen, aber immer nur in kleinen Gruppen, an Zweier- oder Vierertischen. Die Leute hatten vor allem am Anfang noch Angst.
Wie wirkt sich das alles finanziell auf den Betrieb aus?
Es ist schon zunehmend schwierig, alle Rechnungen zu bezahlen. Wir haben zu Beginn der Krise die Möglichkeit zur Stundung
der Steuern und der Zahlungen an die CNS genutzt. Das hatten wir bisher noch nicht ganz aufgeholt, und jetzt kommt schon der nächste Lockdown. Das ist keine einfache Lage.
Wie haben sie sich beim ersten Lockdown an die neue Situation angepasst?
Wir haben einen Lieferservice eingeführt. Ein bisschen Erfahrung hatten wir schon damit, denn wir haben vorher schon häufiger mal zu Kunden nach Hause geliefert. Das lief auch recht gut, wir konnten dadurch sogar einige neue Kunden hinzugewinnen. Das ist aber natürlich überhaupt kein Ersatz für den regulären Restaurantbetrieb. Daneben merken wir schon, dass die Leute im ersten Lockdown viel mehr bestellt haben als jetzt im Moment.
Inwieweit unterscheidet sich der Lieferservice eines Sternerestaurants von einem Pizzabringdienst oder dem Asiaten an der Ecke?
Alles wird frisch am selben Tag zubereitet. Wir verwenden natürlich sehr teures Fleisch und teuren Fisch. Das können wir nicht warm liefern, das wäre dann immer zu durch. Außerdem liefern wir ja im ganzen Land aus, das würde nicht gehen. Daher bereiten wir das Essen so weit vor, dass die Kunden das nur noch zuhause im Ofen fertig garen müssen. Das ist dann kein großer Aufwand.
Können Sie eine Einschätzung dazu abgeben, wie sich die Krise auf die Gastronomieszene in Luxemburg auswirken wird?
Ich denke, dass viele Restaurants gar nicht mehr öffnen werden.