Mehr Flexibilität gefragt
Das Börsenjahr 2020 war zumindest bei der Auswahl der richtigen Branchen „einfach“. Mit Technologie und Gesundheit standen an den Aktienmärkten nämlich zwei Wirtschaftszweige ganz oben, die strukturell überdurchschnittliche Zuwachsraten verzeichnen und kurzfristig von Covid-19 nicht ausgebremst wurden. Die starke Performance beider Sektoren spiegelt sich von daher auch in den Gewinnzuwächsen wider, die mit einem Plus im zweistelligen Prozentbereich glänzen konnten. Mit Blick auf 2021 wird es dem
Anleger dagegen wieder etwas schwerer gemacht. Zwar bleiben die langfristigen Wachstumsaussichten sowohl bei IT als auch im Gesundheitsbereich exzellent. Kurzfristig dürften aber andere Branchen die Führungsrolle übernehmen. Die Verfügbarkeit eines Covid-Impstoffs und der damit einhergehende Wirtschaftsaufschwung im zweiten Halbjahr dürfte von den Börsen schon in den kommenden Wochen und Monaten vorweggenommen werden. Von daher sollten klassische Zykliker wie Industrie, Maschinenbau oder Konsumgüter spürbar zulegen und profitieren. Auch Finanzwerte könnten punkten. Denn eine steilere Zinsstrukturkurve dürfte die unverändert bestehenden Strukturprobleme (Nullzinsumfeld, hohe Wettbewerbsintensität) zumindest kurzfristig abmildern. Entscheidend wird, ob das aktuelle Dividendenverbot tatsächlich zum Jahresende ausläuft. All das zeigt: Die Mannschaftsaufstellung für 2021 muss vielschichtiger, farbenfroher und flexibler werden.
Der Autor ist Chef-Anlagestratege der Commerzbank AG