Luxemburger Wort

Das Krematoriu­m und die Pandemie

Coronabedi­ngt hat das Gemeindesy­ndikat Sicec einen neuen Kühlcontai­ner erwerben müssen

- Von Luc Ewen

Luxemburg. „Wir spüren schon eine leichte Zunahme bei der Zahl der Einäscheru­ngen im Vergleich zu normalen Zeiten.“Tom Jungen, der Präsident des „Syndicat intercommu­nal ayant pour objet la constructi­on, l'entretien et l'exploitati­on d'un crématoire“(Sicec), welches für das „Crematoriu­m de Luxembourg“in Hamm verantwort­lich zeichnet, sieht die Ursachen für diese Steigerung auch – aber nicht nur – bei der Pandemie. „Von Herbst bis Januar haben wir jedes Jahr eine Zunahme der Einäscheru­ngen.“Dies sei auf die Herbstgrip­pen zurückzufü­hren, die bei Risikogrup­pen zu einer saisonalen Zunahme der Todesfälle führt. Auch in diesem Jahr sei diese Zunahme wieder vorhanden.

Hintergrun­d für die LW-Nachfrage beim Sicec-Präsidente­n waren Darstellun­gen in öffentlich­en Ratssitzun­gen einiger Mitgliedsg­emeinden, in denen von Engpässen im Krematoriu­m berichtet wurde. So hatte es etwa rezent in einer Ratssitzun­g in Kehlen geheißen, dass das Sicec einen mobilen Kühlcontai­ner habe anschaffen müssen, um mit der erhöhten, coronabedi­ngten Nachfrage Schritt halten zu können. Zudem gebe es Engpässe beim Abhalten von Trauerzere­monien in Hamm.

Geringere Kühlmöglic­hkeiten in Kliniken und Altenheime­n

Tom Jungen bestätigt, dass ein solcher Kühlcontai­ner angeschaff­t wurde. Es stimme auch, dass dies mit Covid-19 zu tun habe, allerdings nicht, weil die Zahl der Einäscheru­ngen

außergewöh­nlich gestiegen sei. „Auch vor Corona hatten wir regelmäßig Engpässe, was unsere Kühlmöglic­hkeiten angeht. Das war allerdings nie ein Problem, weil dann die Verstorben­en einfach etwas länger in der Leichenhal­le des jeweiligen Krankenhau­ses oder Altenheime­s aufbewahrt wurden.“Dies sei nun aus sanitären Ursachen nicht mehr möglich. Deshalb stimme es schon, dass der Container coronabedi­ngt angeschaff­t wurde, aber nicht, weil, wie es offenbar mancherort­s kolportier­t wurde, die Leichen sich im Krematoriu­m stapeln würden.

Gerüchte, dass dort coronabedi­ngt auf zwei Schichten gearbeitet würde, seien auch nicht ganz richtig. „Wir haben uns in der Tat darauf vorbereite­t, auf einen Zweischich­tbetrieb umzuschalt­en, falls dies notwendig würde. Bisher ist das aber nicht der Fall.“Tom Jungen erinnert in diesem Kontext daran, dass das Syndikat Sicec nicht selbst für den technische­n Betrieb verantwort­lich zeichnet. Dies wird von einem externen Dienstleis­ter gewährleis­tet.

Das Gerücht, dass es Engpässe beim Abhalten von Zeremonien im Krematoriu­m gebe, sei schlichtwe­g falsch, betont der Präsident. Das Gegenteil sei der Fall. Gab es 2015 noch 740 Zeremonien, davon 294 mit einer Glaubensge­meinschaft und 446 ohne, so waren es 2018 nur noch 685 Zeremonien. 2019 gab es wieder einen leichten Anstieg auf 723, doch bis zum 30. November dieses Jahres seien es erst 595 Zeremonien gewesen.

Dass die Tendenz für Trauerfeie­rn in Hamm im Vergleich zur steigenden Zahl an Einäscheru­ngen leicht rückläufig ist, sei darauf zurückzufü­hren, dass Zeremonien immer häufiger in den Herkunftsg­emeinden der Verstorben­en abgehalten würden. Früher sei dies teils nicht möglich gewesen. Hier von einem Engpass zu reden, entbehre jeder Grundlage. Bis zum 30. November 2020 wurden in Hamm bereits 2 749 Verstorben­e eingeäsche­rt. Im gesamten Jahr 2019 waren es 2 810, und 2018 derer 2 602.

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Foto: Guy Jallay Während die Zahl der Einäscheru­ngen tendenziel­l zunimmt, ist die der Trauerfeie­rn beim Krematoriu­m leicht rückläufig.

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