„Parteipolitik spielt keine Rolle“
Gut gefüllte Agenda: Dem neuen Bürgermeister der Gemeinde Wormeldingen Mathis Ast geht die Arbeit nicht aus
Zur Mitte der Wahlperiode ist Mathis Ast in Wormeldingen Anfang November vereinbarungsgemäß vom Schöffenins Bürgermeisteramt gewechselt. Der 36 Jahre alte Finanzexperte hat von seinem Vorgänger Max Hengel eine Menge Bauprojekte geerbt – und neue Wohngebiete in allen Ortschaften der Gemeinde.
Mathis Ast, laut der Übereinkunft mit der Liste von Max Hengel fällt Ihnen die zweite Hälfte der Amtsperiode zu. Ist das die bessere Etappe, weil Sie dann als Bürgermeister in die Wahlen gehen?
Das würde ich nicht sagen, denn man kann in der zweiten Hälfte als Bürgermeister genau so Fehler machen wie in der ersten. Tatsache ist, dass viel Arbeit auf mich wartet. Wir haben nämlich eine ganze Reihe Projekte vor uns liegen.
Wie lief die Zusammenarbeit mit dem bisherigen Bürgermeister?
Die Zusammenarbeit war und ist gut. Wir haben in vielen Punkten ähnliche Ansichten. Parteipolitik spielt keine große Rolle in unserer Gemeinde. Wir sind uns alle bewusst, dass es um die Sache geht und darum, uns für die Zukunft gut aufzustellen.
Bei den Finanzen ist das ja schon der Fall, die Gemeinde Wormeldingen ist schuldenfrei. Die CoronaPandemie könnte aber auch hier ihre Schatten hinterlassen ...
Die finanzielle Lage beruht auf der guten Arbeit meiner Vorgänger, die immer die Zahlen im
Blick hatten. Durch Corona werden wir 2020 und 2021 rund 2,2 Millionen Euro weniger aus dem staatlichen Dotationsfonds bekommen. Das macht uns Bedenken, wir müssen deshalb aber keine Projekte streichen oder zurückstellen. Das ist auch wichtig, weil wir der Meinung sind, dass die Gemeinden gerade in dieser Zeit weiter investieren müssen.
Hier um das Rathaus herum läuft ja ein Projekt, bei dem sich die Gemeindepolitiker aber wegen der CoronaPandemie haben wir das auf Anfang und Mitte 2021 verschoben.
Möglichkeiten gibt es genug, denn bald stehen gleich mehrere Gebäude rund ums Rathaus für eine neue Nutzung bereit ...
Richtig. Wenn die Rettungsdienste und der technische Dienst der Gemeinde in das neue Gebäude in Oberwormeldingen umziehen, werden diese Räume frei.
Aus dem urbanistischen Blickwinkel wollen wir einen Mix zwischen Grünflächen, Wohnraum und Geschäften erreichen.
Die enge, verkehrsreiche Hauptstraße vor dem Rathaus wurde vor einigen Jahren zur Einbahnstraße. Gibt es weitergehende Überlegungen?
Also das Echo auf die Einbahnstraßenregelung war bei den Bürgern
überwiegend positiv. Das hat zu einer Verbesserung der Lebensqualität geführt. Wir sind derzeit in Gesprächen mit der Straßenbauverwaltung, die in Zukunft die Rue principale erneuern will, allerdings erst, wenn die Kanalarbeiten an der Route du Vin abgeschlossen sind. Die Rue principale wird dann einen breiteren Bürgersteig bekommen, übrigens auch zwischen Tankstelle und Grenzbrücke. Fahrräder bekommen eine eigene Spur und dürfen dann auch entgegen der Einbahnrichtung fahren.
Als touristisches Eingangstor für die Gemeinde und die ganze Moselgegend ist ja Ehnen mit dem Centre mosellan vorgesehen. Was verändert sich dort?
Eine ganze Menge. Der Anlegesteg für große Fahrgastschiffe wie auch für kleinere Sportboote ist fertig. Wir gehen direkt nach dem Sommer 2021 die Verschönerung der Esplanade an, da wird zum Beispiel der Park „Puddel“zwischen Route du Vin und Moselufer ausgebaut. Ein Abenteuerspielplatz wird dort entstehen, genau so wie ein Pavillon. Den können zum Beispiel Vereine für ein Wochenende mieten, um dort Getränke zu verkaufen. Die Wiese wollen wir behalten, um dort Feste zu feiern.
Wir sind froh, dass Leute investieren und sich hier niederlassen.
In allen Ortschaften sind derzeit Neubaugebiete geplant. Die Gemeinde wächst schnell, vielleicht sogar zu schnell?
Nein, das denke ich nicht. Von den Infrastrukturen her sind wir gut aufgestellt. Die Schule und die Maison relais haben noch ausreichende Kapazitäten. Der Bevölkerungszuwachs braucht uns keine Sorgen zu bereiten. Im Gegenteil: Wir sind froh, dass wir Bauland schaffen können, und dass Bauherren in der Gemeinde investieren und sich hier niederlassen wollen.
Im März hat die Gemeinde Wormeldingen die Marke von 3 000 Einwohnern überschritten und damit die Grenze zur Proporzgemeinde. Laufen also die nächsten Wahlen nach dem Proporzsystem ab?
In der Tat. Wir gehen davon aus, dass wir diesen Weg gehen werden.
Viele Gemeinden scheuen sich vor diesem Schritt, weil manche Parteien Schwierigkeiten haben, ihre Listen mit Kandidaten zu füllen.
Ja, das wird natürlich schwierig. Ich persönlich finde, dass die Grenze von 3 000 Einwohnern zu niedrig liegt. Es soll ja um den Bürger gehen und nicht um die Parteien.