„Ich liebe Weihnachten in Luxemburg“
Désirée Nosbusch über ihren Auftritt in einem Märchenfilm, die Serie „Bad Banks“und das anstehende Weihnachtsfest
Eine brave Königstochter, ihre wilde Zwillingsschwester mit dem wenig schmeichelhaften Namen Zottelhaube und drei Hexen, die eine der beiden entführen: Der Märchenfilm „Die Hexenprinzessin“, der heute um 18.45 Uhr bei ZDFneo zu sehen ist, hat alles, was Kinder und auch viele Erwachsene lieben. Für ihre Rolle als eine der bösen Hexen ließ sich Désirée Nosbusch so gruselig schminken, dass sie kaum wiederzuerkennen ist, was der 55-jährigen Schauspielerin den großen Spaß an der Rolle aber keineswegs verdorben hat.
Désirée Nosbusch, im Weihnachtsmärchen „Die Hexenprinzessin“spielen Sie eine böse und extrem hässliche Hexe. Hat’s Spaß gemacht?
Oh ja, das hat viel Spaß gemacht. Ich hatte vorher noch nie die Chance, bei einem Märchen mitzuspielen, und habe es deshalb sehr genossen. Das stand auf meiner absoluten Wunschliste, und ich war total happy, als mich Regisseur Ngo The Chau, den ich von der Serie „Bad Banks“kenne, für die Rolle vorgesehen hat. Er hat mich gefragt, ob ich Lust darauf hätte, eine alte Hexe zu spielen, und ich habe sofort geantwortet, dass ich mir das sehr gut vorstellen kann. (lacht) Ich wusste überhaupt nicht, was auf mich zukommt, aber ich fand es toll.
Sie sind mit den grauen Haaren und dem vernarbten Gesicht kaum wiederzuerkennen. Die Maskenbildnerin hat ganze Arbeit geleistet. Haben Sie sich erschrocken, als Sie sich so zum ersten Mal im Spiegel gesehen haben?
Ich fand das klasse. Ich bin ja auch für „Bad Banks“auf älter geschminkt worden, und ich kann nur sagen, wenn man das einmal für sich selber akzeptiert hat, dann ist das ungeheuer befreiend. Alles, was mit Jugend, Schönheit und Eitelkeit zu tun hat, fällt mit einem Schlag von einem ab und man kann sich voll auf die Rolle konzentrieren.
Es war eine Befreiung vom Schönheitsdiktat, unter dem man als Schauspielerin oft steht?
Total, und ich habe seit „Bad Banks“auch überhaupt keine Probleme mehr damit. Ich habe damals bei den Dreharbeiten der ersten Staffel schon geschluckt, als ich mir da zum ersten Mal die graue Perücke aufsetzen musste, und gedacht: „Okay, jetzt hast du mal eine tolle Rolle und musst so aussehen.“Aber im Nachhinein muss ich sagen, es war genau richtig so.
Für Sie war „Bad Banks“ja auch ein Comeback, oder?
Ich tu mich ein bisschen schwer mit dem Wort Comeback, weil ich ja nie ganz weg war.
Immerhin waren Sie ein paar Jahre nicht im Fernsehen zu sehen.
Das schon, aber ganz weg war ich nie, ich habe immer gearbeitet. Ich habe manchmal das Gefühl, dass ich in meiner Karriere schon 18 Comebacks gehabt habe:
Immer wenn ich mal im Urlaub war und wieder zurückkam, war es ein Comeback. (lacht) Abgesehen davon ist aber auch Fakt, dass „Bad Banks“für mich eine tolle Gelegenheit war, mich als Schauspielerin neu zu platzieren. Es war ein großes Geschenk, und ich kann jetzt zwischen mehreren Drehbüchern auswählen, was ich als nächstes machen möchte. Das konnte ich vorher nicht.
Hat Ihnen Corona einen Strich durch Ihre Pläne gemacht?
Natürlich, es ist ganz viel verschoben worden. Ich sollte dieses Jahr zwei Irland-Krimis für die ARD, einen Zweiteiler fürs ZDF in Italien und einen Film in Rumänien drehen – alles verschoben. Ich habe die meiste Zeit des Jahres so gut wie gar nicht gearbeitet, und das ist natürlich sehr hart.
Wie haben Sie sich beschäftigt?
Die ersten zwei Wochen des ersten Lockdowns im Frühjahr war ich sehr rastlos und musste erstmal runterkommen. Doch dann konnte ich dem Ganzen auch etwas Positives abgewinnen: Ich habe sehr viel Zeit mit meinen beiden erwachsenen Kindern verbracht und ich bin in mich gegangen, habe angefangen zu schreiben und den Garten umzugestalten. Wir sind als Familie so ein bisschen in unser früheres Zusammenleben katapultiert worden und haben das sehr genossen.
Haben Sie Ihren Kindern, als sie klein waren, eigentlich Märchen wie „Die Hexenprinzessin“vorgelesen?
Ja, früher habe ich ihnen schon Märchen vorgelesen. Ich hatte als Kind das Glück, dass mich meine Urgroßmutter mit Märchen vertraut gemacht hat. Sie war blind und hat deshalb viel Radio gehört, und so saßen wir oft vor dem Radio und haben einer Märchensendung gelauscht, die damals immer am Wochenende lief. Das hat mich als Kind wahnsinnig fasziniert. Außerdem habe ich viel gelesen, mein Lieblingsmärchen war „Das kleine Mädchen mit den
Schwefelhölzern“von Hans Christian Andersen.
Filme wie „Die Hexenprinzessin“gehören zu Weihnachten wie Christbaum und Lebkuchen. Was macht für Sie Weihnachten aus?
In erster Linie das Zusammensein in der Familie. Meine Kinder sind jetzt 25 und 22 und leben in den USA, und obwohl wir alle ein bewegtes Leben auf verschiedenen Kontinenten führen, waren wir noch nie an Weihnachten getrennt. Noch nie. Es ist schon mal vorgekommen, dass ich erst am
23. Dezember bei ihnen in Los Angeles ankam oder sie in letzter Minute bei meinem Mann und mir in Luxemburg. Aber an Heiligabend sind wir immer zusammen.
Und was wird bei Ihnen an den Feiertagen aufgetischt?
Da wir keine Fleischesser sind, gibt es bei uns kein klassisches Weihnachtsmenü wie Ente oder Gans. Wir machen eher mal Kartoffeln mit Sauerrahm und ein bisschen Kaviar zum Fest, das ist auch sehr lecker. Wir sind da eher klein und fein unterwegs. (lacht)
Immer wenn ich mal im Urlaub war und wieder zurückkam, war es ein Comeback.
Obwohl wir alle ein bewegtes Leben führen, waren wir noch nie an Weihnachten getrennt. Noch nie.
Feiern Sie nun in den USA oder hier in Luxemburg?
Dieses Jahr in den USA, wir feiern aber oft in Luxemburg. Oft sind dann auch meine Mutter und mein Bruder mit seiner Familie dabei, die ja auch in Luxemburg leben. Ich verbringe das Fest gerne daheim, weil da natürlich schon rein wetterbedingt eine ganz andere Weihnachtsstimmung herrscht als jetzt etwa in Kalifornien. Ich liebe Weihnachten in Luxemburg.
Und was wünschen Sie sich für das Jahr 2021?
In erster Linie Gesundheit für meine Lieben und mich. Nach einem Jahr wie diesem kann man doch froh sein, dass man noch gesund ist, und mir ist jetzt wieder klar geworden, was für ein gutes Leben ich trotz Corona führe. Also Jammern auf hohem Niveau ist nicht meins.