Drama ohne Ende
Nachspielzeit beim BrexitDrama: London und Brüssel wollen sich eine aller-, aller-, allerletzte Chance geben, um doch noch einen No Deal zu vermeiden. Dabei hat sich die Sachlage nicht verändert. Mit etwas gutem Willen dürfte eine Einigung in puncto Fischereirechten und Streitschlichtung möglich sein. Knackpunkt ist und bleibt die britische Zustimmung zu den EU-Wettbewerbsbestimmungen, mit denen Brüssel ein Singapur an der Themse vor seiner Haustür verhindern möchte. Allein, souverän sein und gleichzeitig fremdbestimmte Regeln einhalten, das geht nicht. „On ne peut avoir le beurre et l'argent du beurre“, lautet ein französisches Sprichwort. Dabei ist es strategisch klug von der EU-27, zu weiteren Verhandlungen bereit zu sein, und wenn es bis zum Sankt-NimmerleinsTag sein müsste. Denn nur zu gerne würde Boris Johnson Brüssel für das Scheitern der Gespräche verantwortlich machen – Stichwort: Schwarzer Peter. Der britische Premier sitzt nun in der Zwickmühle: Er hat die Wahl zwischen einem Handelspakt, mit dem er seine hehren Versprechen verraten und dafür von seinen Brexit-Hardliner-Kollegen in London geteert und gefedert würde, und einem No Deal, der Großbritannien in eine wirtschaftliche Katastrophe stürzen würde. Was ist Johnson wichtiger: die Zukunft seines Landes oder seine eigene? Bald muss der schillernde Mann aus der Downing Street Farbe bekennen.