Endstation Gare centrale
Die Tram fährt vier zusätzliche Haltestellen an
Luxemburg. „Erlauben Sie mir, zuerst ein großes ‚Uff’ zu sagen“, meinte Luxtram-Direktor André von der Marck gestern in seiner Ansprache zur Einweihung der erweiterten Tramstrecke: „Weil wir es geschafft haben. Damit ist der Abschnitt, der am schwierigsten zu bauen war, nun fertig.“
„Uff“, das werden sich in der Tat viele gesagt haben, als die Strecke zwischen Stäreplaz und Gare centrale fast auf den Tag genau drei Jahre nach der Eröffnung des ersten Abschnitts in Kirchberg für den regulären Betrieb freigegeben wurde: Nutzer des öffentlichen Transports, Anwohner, Geschäftsleute, die am Bau beteiligten Firmen und ihre Mitarbeiter, aber auch die Verantwortlichen aus der Politik. Denn auch wenn die Strecke damit trotz Corona wie geplant noch in diesem Jahr fertiggestellt wurde, ist bekannt, dass die vergangenen Jahre nicht einfach waren; die Megabaustelle im Herzen der Stadt mit zahlreichen Einschränkungen verbunden war. Umso größer ist die Erleichterung, dass es nun geschafft ist.
Großherzog Henri im Führerstand
Um kurz nach 10 Uhr brachen gestern zwei Tramfahrzeuge von der Stäreplaz aus zur Jungfernfahrt auf dem neuen Streckenabschnitt auf. Mit an Bord waren Großherzog Henri, Mobilitätsminister François Bausch, Bürgermeisterin Lydie Polfer sowie Luxtram-Direktor André von der Marck, Vertreter der Medien sowie eine begrenzte Anzahl von Ehrengästen. Eine Einweihung in Corona-Zeiten ist ein schwieriger Spagat, weshalb die Anzahl der Teilnehmenden eingeschränkt wurde; zugelassen war nur, wer angemeldet war, es galt Maskenpflicht.
Durch die Avenue Emile Reuter und über den Boulevard Royal fuhren die beiden Tramfahrzeuge parallel zueinander zum ersten Halt: Hamilius. Von dort aus ging es weiter über den Pont Adolphe auf die Place de Metz, dann auf die Place de Paris und schließlich bis vor die Gare centrale, wo bereits zahlreiche Schaulustige auf die Ankunft der Tram warteten. Großherzog Henri nutzte die Gelegenheit für einen Besuch im Führerstand und ließ sich vom Fahrer eingehend erklären, wie sich ein Tramfahrzeug fährt.
Erleichterung bei den Händlern
Anschließend ging es wieder zurück auf die Paräisser Plaz in der Avenue de la Liberté, wo einige Geschäftsleute das Geschehen vor ihren Ladenlokalen verfolgten. Großherzog Henri suchte beim Zwischenstopp sogleich das Gespräch, erkundigte sich bei den Händlern, wie es ihnen ergangen ist. Schließlich folgte mit dem Durchtrennen des TricoloreBands in Höhe des Rousegäertchen der finale Einweihungsakt – den die inzwischen recht zahlreichen Schaulustigen mit einem Applaus quittierten.
„Heute erfolgt ein Schritt, der gewaltig ist in unserem Mobilitätskonzept“, sagte Minister François Bausch später bei seiner Ansprache mit Verweis auf das Zusammenspiel zwischen Tram, den geplanten Park&Rides, den neuen Bahnhöfen in Howald und Pfaffenthal, dem ausgebauten Hauptbahnhof und dem neuen Busnetz. „Die Tram ist das Rückgrat“, so Bausch. Die neue Strecke sei planmäßig fertiggestellt worden, das Budget – rund 345 Millionen Euro – eingehalten. Viele hätten in den vergangenen Jahren Opfer bringen müssen. „Aber die Belohnung, die jetzt da ist, war es wert.“
Auch Bürgermeisterin Lydie Polfer ging auf die schwierige Situation während der Bauarbeiten ein. „Ja, die Baustelle war hart, für die Geschäftsleute und für die Anwohner. Ich habe oft gesagt, wir müssten ‚op d' Zänn bäissen‘. Aber nun sehen wir, es hat sich gelohnt“, so die Bürgermeisterin, die denn auch von dem neuen Erscheinungsbild der Avenue de la Liberté schwärmte und auf die noch bevorstehende Erneuerung der Place de Paris verwies.
Damit sich die Tram harmonisch ins Stadtbild einfügt, ist sie bis zum Hauptbahnhof übrigens weiterhin ohne Oberleitung unterwegs und wird stattdessen an den Haltestellen über eine Ladeschiene im Boden mit Strom versorgt.
2022 bis nach Bonneweg
Wie André von der Marck unterstrich, sorgen bei Luxtram inzwischen 145 Mitarbeiter dafür, dass der Betrieb reibungslos läuft. Alle fünf Minuten erhalten Passagiere unter der Woche eine Verbindung. Dafür wurden nun 28 zusätzliche Tramfahrer ausgebildet, 27 Fahrzeuge sind auf der Strecke im Einsatz. Seit ihrer Inbetriebnahme im Jahr 2017 habe die Straßenbahn inzwischen 1,3 Millionen Kilometer zurückgelegt, so André von der Marck.
Und deren dürften in den kommenden Jahren noch etliche hinzukommen. Mit den vier neuen Stationen erstreckt sich die Trasse inzwischen über acht Kilometer. Und die nächsten Ziele stehen fest, wie Minister François Bausch unterstrich: Im ersten Semester 2022 soll das nächste Teilstück bis zum Lyzeum in Bonneweg eröffnet werden. Im Herbst 2023 geht es weiter bis zur Cloche d'Or, Ende 2023 beziehungsweise Anfang 2024 bis zum Flughafen Findel.