Den Anstieg vor Augen
Umfassende Neugestaltung des Grundschulkomplexes stellt Gemeinde Wintger vor wahre Herkulesaufgabe
Wintger. Mit 1,7 Millionen Euro wird die Neugestaltung des Grundschulkomplexes dem Haushalt in Wintger 2021 den Stempel aufdrücken. Vollends prägen wird der Traum von einem bestens für die Zukunft gerüsteten Bildungshaus die Budgetpläne dennoch erst in der Folge. Abzüglich der erwarteten Beihilfen von 17 Millionen Euro gilt es über die nächsten Jahre hinweg immerhin knapp 25 Millionen Euro aufzubringen, um das Projekt zu verwirklichen.
Eine echte Mammutaufgabe, die die Landgemeinde unweigerlich zu neuen Anleihen und zu noch größerer Weitsicht zwingen wird. Dass aufgrund der finanziellen Folgen der Corona-Pandemie in diesem Jahr zwei Millionen und im kommenden Jahr nochmals rund eine Million Euro in der Gemeindekasse fehlen, schmerzt demnach umso mehr.
CSV/DP-Mehrheit lobt budgetäre Weitsicht der Vorjahre
Umso bedeutsamer erweise sich zugleich aber auch die verantwortungsvolle Haushaltspolitik, mit der der Schöffenrat in den zurückliegenden Jahren eine stabile Finanzbasis geschaffen habe, wie Bürgermeister Marcel Thommes (CSV) dieser Tage bei der Vorstellung des Budgets 2021 befand. Die CSV/DP-Mehrheit bleibe dabei auch in Zukunft ihrem Prinzip treu, Anleihen nur für Bildung und Kläranlagenbau zu tätigen.
Und auch in diesem Bereich kommt auf die Gemeinde künftig noch einiges zu. Jenseits weiterer Studien und dem Bau zweier Rückhaltebecken am Gemeinde-, Schulund Sportkomplex in Wintger sind über das Abwassersyndikat Siden allein im nächsten Jahr erneut zwei Millionen Euro zur Sanierung der Klärstrukturen eingeplant.
Im Trinkwasserbereich sticht derweil, neben den Bemühungen zur Inbetriebnahme der gemeindeeigenen Quelle in Hoffelt, vor allem der Bau eines neuen Trinkwasserbehälters an der Trotterstraße hervor, an den letztlich ganze sieben Ortschaften angeschlossen werden. Da ein Teil der Leitungen aus Kostengründen im Zuge eines zukünftigen Projekts des Trinkwassersyndikats Dea mitverlegt werden sollen, werden sich die Anschlussarbeiten aber wohl über etliche Jahre hinziehen, wie Schöffe Alex Thillens (DP) erklärte.
Dennoch sind die Gesamtkosten auf fünf Millionen Euro geschätzt.
Nach den ermutigenden Erfahrungen bei dem angestoßenen Wohnsiedlungsprojekt in Hoffelt, sichert sich die Gemeinde nun zum Preis von einer Million Euro zudem ein rund 40 Ar großes
Gelände in Heisdorf zur weiteren Schaffung erschwinglichen Wohnraums.
Nachdem mittlerweile die Umweltgenehmigung für die Restaurierung und Nutzung des ehemaligen Dienstgebäudes vorliegt, hofft man im kommenden Jahr aber auch endlich bei der touristischen Erschließung der einstigen Emeschbacher Leekaul voranzukommen.
Naturpark bemüht sich um attraktives Leekaul-Konzept
Obwohl die Grube selbst, wegen ihrer tierischen Untermieter, wohl nur zehn Wochen im Jahr für Besuchergruppen zugänglich sein dürfte, soll vor Ort doch ein attraktives Aktivitätskonzept rund um die Fledermäuse und die Natura-2000-Zonen im Einzugsgebiet entstehen, das eine bis zu zehnmonatige Nutzung des Areals eröffne, so Schöffe Luss Meyers (CSV) – dem Naturpark Our, dem man vor einigen Jahren beigetreten war, sei dank.
Mit Blick auf das Straßen- und Infrastrukturnetz krempelt man die Ärmel vor allem a Beetel in Niederwampach hoch. Im Frühjahr beginnt zudem die Umsetzung des Mobilitätskonzepts, das insbesondere die flächendeckende Einführung von „Tempo 30“Zonen auf den gemeindeeigenen Straßen vorsieht. Und herrscht in Pandemiezeiten auch keine Feststimmung, so dürfte die laufende Neugestaltung des Dorfsaals in Oberwampach doch mit umso größerer Vorfreude voranschreiten.
Opposition sorgt sich um langfristige Finanzentwicklung
Spart sich die Opposition ihre Stellungnahme zum Budget auch traditionsgemäß für das Votum in der kommenden Sitzung auf, so ließen die Vertreter von LSAP und ADR gegenüber dem „Luxemburger Wort“doch schon durchblicken, mit welchen Augen sie die Haushaltsvorlage betrachten.
Für Rat Carel Weber (LSAP) trägt das Budget auch vier Jahre nach dem eigenen Ausscheiden aus der Gemeindeführung immer noch die Handschrift der Sozialisten, auch wenn die Mehrheit – nach der umstrittenen Koalitionsbildung mit der DP – mit einzelnen Projekten wohl beim Wählern punkten wolle. Dies schlage sich allerdings auch bedrohlich auf die Finanzen nieder, so Weber, der die im Budget 2021 eingetragene Anleihe von 3,5 Millionen Euro denn auch mit mulmigen Gefühlen sieht.
Um die Entwicklung der Gemeindefinanzen bangt auch Rat Jeff Engelen (ADR). Auf 20 Jahre gesehen, müsse man für den Schulneubau jährlich 1,35 Millionen Euro aufbringen, während bis auf Weiteres auch immer noch rund zwei Millionen Euro pro Jahr für den Kläranlagenbau benötigt werden. Bei einem Überschuss von derzeit 3,9 Millionen Euro im ordentlichen Haushalt, der die laufenden Einnahmen und Ausgaben verzeichnet und damit als Rückgrat der Gemeindefinanzen gilt, werde der Gestaltungsspielraum da mehr als eng. Er verlange denn auch eine Übersicht über sämtliche noch ausstehenden Abwasserprojekte.