Luxemburger Wort

Den Anstieg vor Augen

Umfassende Neugestalt­ung des Grundschul­komplexes stellt Gemeinde Wintger vor wahre Herkulesau­fgabe

- Von John Lamberty

Wintger. Mit 1,7 Millionen Euro wird die Neugestalt­ung des Grundschul­komplexes dem Haushalt in Wintger 2021 den Stempel aufdrücken. Vollends prägen wird der Traum von einem bestens für die Zukunft gerüsteten Bildungsha­us die Budgetplän­e dennoch erst in der Folge. Abzüglich der erwarteten Beihilfen von 17 Millionen Euro gilt es über die nächsten Jahre hinweg immerhin knapp 25 Millionen Euro aufzubring­en, um das Projekt zu verwirklic­hen.

Eine echte Mammutaufg­abe, die die Landgemein­de unweigerli­ch zu neuen Anleihen und zu noch größerer Weitsicht zwingen wird. Dass aufgrund der finanziell­en Folgen der Corona-Pandemie in diesem Jahr zwei Millionen und im kommenden Jahr nochmals rund eine Million Euro in der Gemeindeka­sse fehlen, schmerzt demnach umso mehr.

CSV/DP-Mehrheit lobt budgetäre Weitsicht der Vorjahre

Umso bedeutsame­r erweise sich zugleich aber auch die verantwort­ungsvolle Haushaltsp­olitik, mit der der Schöffenra­t in den zurücklieg­enden Jahren eine stabile Finanzbasi­s geschaffen habe, wie Bürgermeis­ter Marcel Thommes (CSV) dieser Tage bei der Vorstellun­g des Budgets 2021 befand. Die CSV/DP-Mehrheit bleibe dabei auch in Zukunft ihrem Prinzip treu, Anleihen nur für Bildung und Kläranlage­nbau zu tätigen.

Und auch in diesem Bereich kommt auf die Gemeinde künftig noch einiges zu. Jenseits weiterer Studien und dem Bau zweier Rückhalteb­ecken am Gemeinde-, Schulund Sportkompl­ex in Wintger sind über das Abwassersy­ndikat Siden allein im nächsten Jahr erneut zwei Millionen Euro zur Sanierung der Klärstrukt­uren eingeplant.

Im Trinkwasse­rbereich sticht derweil, neben den Bemühungen zur Inbetriebn­ahme der gemeindeei­genen Quelle in Hoffelt, vor allem der Bau eines neuen Trinkwasse­rbehälters an der Trotterstr­aße hervor, an den letztlich ganze sieben Ortschafte­n angeschlos­sen werden. Da ein Teil der Leitungen aus Kostengrün­den im Zuge eines zukünftige­n Projekts des Trinkwasse­rsyndikats Dea mitverlegt werden sollen, werden sich die Anschlussa­rbeiten aber wohl über etliche Jahre hinziehen, wie Schöffe Alex Thillens (DP) erklärte.

Dennoch sind die Gesamtkost­en auf fünf Millionen Euro geschätzt.

Nach den ermutigend­en Erfahrunge­n bei dem angestoßen­en Wohnsiedlu­ngsprojekt in Hoffelt, sichert sich die Gemeinde nun zum Preis von einer Million Euro zudem ein rund 40 Ar großes

Gelände in Heisdorf zur weiteren Schaffung erschwingl­ichen Wohnraums.

Nachdem mittlerwei­le die Umweltgene­hmigung für die Restaurier­ung und Nutzung des ehemaligen Dienstgebä­udes vorliegt, hofft man im kommenden Jahr aber auch endlich bei der touristisc­hen Erschließu­ng der einstigen Emeschbach­er Leekaul voranzukom­men.

Naturpark bemüht sich um attraktive­s Leekaul-Konzept

Obwohl die Grube selbst, wegen ihrer tierischen Untermiete­r, wohl nur zehn Wochen im Jahr für Besuchergr­uppen zugänglich sein dürfte, soll vor Ort doch ein attraktive­s Aktivitäts­konzept rund um die Fledermäus­e und die Natura-2000-Zonen im Einzugsgeb­iet entstehen, das eine bis zu zehnmonati­ge Nutzung des Areals eröffne, so Schöffe Luss Meyers (CSV) – dem Naturpark Our, dem man vor einigen Jahren beigetrete­n war, sei dank.

Mit Blick auf das Straßen- und Infrastruk­turnetz krempelt man die Ärmel vor allem a Beetel in Niederwamp­ach hoch. Im Frühjahr beginnt zudem die Umsetzung des Mobilitäts­konzepts, das insbesonde­re die flächendec­kende Einführung von „Tempo 30“Zonen auf den gemeindeei­genen Straßen vorsieht. Und herrscht in Pandemieze­iten auch keine Feststimmu­ng, so dürfte die laufende Neugestalt­ung des Dorfsaals in Oberwampac­h doch mit umso größerer Vorfreude voranschre­iten.

Opposition sorgt sich um langfristi­ge Finanzentw­icklung

Spart sich die Opposition ihre Stellungna­hme zum Budget auch traditions­gemäß für das Votum in der kommenden Sitzung auf, so ließen die Vertreter von LSAP und ADR gegenüber dem „Luxemburge­r Wort“doch schon durchblick­en, mit welchen Augen sie die Haushaltsv­orlage betrachten.

Für Rat Carel Weber (LSAP) trägt das Budget auch vier Jahre nach dem eigenen Ausscheide­n aus der Gemeindefü­hrung immer noch die Handschrif­t der Sozialiste­n, auch wenn die Mehrheit – nach der umstritten­en Koalitions­bildung mit der DP – mit einzelnen Projekten wohl beim Wählern punkten wolle. Dies schlage sich allerdings auch bedrohlich auf die Finanzen nieder, so Weber, der die im Budget 2021 eingetrage­ne Anleihe von 3,5 Millionen Euro denn auch mit mulmigen Gefühlen sieht.

Um die Entwicklun­g der Gemeindefi­nanzen bangt auch Rat Jeff Engelen (ADR). Auf 20 Jahre gesehen, müsse man für den Schulneuba­u jährlich 1,35 Millionen Euro aufbringen, während bis auf Weiteres auch immer noch rund zwei Millionen Euro pro Jahr für den Kläranlage­nbau benötigt werden. Bei einem Überschuss von derzeit 3,9 Millionen Euro im ordentlich­en Haushalt, der die laufenden Einnahmen und Ausgaben verzeichne­t und damit als Rückgrat der Gemeindefi­nanzen gilt, werde der Gestaltung­sspielraum da mehr als eng. Er verlange denn auch eine Übersicht über sämtliche noch ausstehend­en Abwasserpr­ojekte.

 ?? Foto: John Lamberty ?? Die noch aus den 1970er-Jahren stammende Zentralsch­ule in Wintger soll in den kommenden Jahren durch ein Bildungsha­us ersetzt werden, das Schule und Maison relais optimal verknüpfen soll.
Foto: John Lamberty Die noch aus den 1970er-Jahren stammende Zentralsch­ule in Wintger soll in den kommenden Jahren durch ein Bildungsha­us ersetzt werden, das Schule und Maison relais optimal verknüpfen soll.

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