Mehr als einfache Jagdsignale
Die Kunst des „Trompe de chasse“-Blasens ist in die Liste des immateriellen Unesco-Welterbes aufgenommen worden
Die elegante Form hatte das Instrument schon unter Sonnenkönig Louis XIV., zum Vortrag gehört die passende Robe, die „redingote“und kaum ein Instrument ist so schwer zu lernen: Das Blasen der französischen „Trompe de chasse“– die Kunst der „Haupeschbléiser“– ist gestern offiziell in die „Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit der Unesco“aufgenommen worden. Luxemburg hat daran Anteil. Denn für die länderübergreifende Initiative zur Aufnahme in die Liste ist auch letztlich ein Verein aus dem Großherzogtum mitverantwortlich: die „Trompes de chasse Saint Hubert Luxembourg“.
30 bis 40 Instrumentenspezialisten gäbe es laut dem Präsidenten des Vereins Guy Wagner noch in Luxemburg – etwas mehr als die Hälfte davon seien in seinem Verein aktiv. „Es gibt noch einen Verein in Mersch und eben auch viele Einzelspieler, die sich um die Tradition bemühen“, so Wagner.
Auf Saint Hubert, den Schutzpatron, geht auch der Luxemburger Namen „Haupeschbléiser“zurück. Doch eines hält Wagner gleich fest: „Die Jagd an sich ist nicht mehr entscheidend; uns geht es um das Instrument und die Bewahrung der Kunstform“, sagt er. Letztlich umfasst diese besondere Ehrung eben nicht nur das Instrument an sich, sondern eben auch alles, was damit zusammenhängt: die Spieltechniken, die Bekleidung, das Repertoire.
„Wir sind unglaublich froh, dass wir nun mit dem Rückhalt der Unesco noch besser auf uns aufmerksam machen können. Diese Auszeichnung ist für uns eine große Hoffnung, dass diese Kunst eine Zukunft hat.“Denn Verwechslungsgefahr besteht durchaus: Zum Beispiel die deutschen Parforcehörner haben eine ganz andere Traditionslinie und sind eben nun auch nicht in diesem Titel als immaterielles Erbe eingeschlossen. Und wer so ein „Trompe de Chasse“spielen will, braucht vergleichsweise lange und viel Geduld, um sogar Melodien intonieren zu können.
Doch wer es offenbar beherrscht, den lässt es auch so schnell nicht los: zahllose Internetforen, in denen Informationen zum Hobby und Videos von Wettbewerben und Auftritten geteilt würden, gebe es – so zumindest die Fanseiten.
Es ist die erste Eintragung zusammen mit anderen Ländern – Frankreich, Belgien und Italien. Darauf dürfen wir zu Recht stolz sein! Kulturministerin Sam Tanson
Bündnis unter Passionierten aus mehreren Ländern
Internationale Brückenschläge zur ursprünglichen französischen Wurzel – wie sich eben auch in der Initiative um die Bewerbung zeigt – gibt es durchaus; und das hebt auch die luxemburgische Kulturministerin Sam Tanson mit ihrer Stellungnahme zur gestrigen Nachricht nach der Unesco-Entscheidung als besonderen Schulterschluss hervor: „Die Anerkennung der ,Haupeschbléiser’ ist für Luxemburg bereits die zweite Eintragung eines Elements seines immateriellen Kulturerbes, genau zehn Jahre nach der Eintragung der
Springprozession von Echternach. Es ist auch die erste Eintragung zusammen mit anderen Ländern – Frankreich, Belgien und Italien. Darauf dürfen wir zu Recht stolz sein!“
Und wie steht es mit der Anerkennung unter den Luxemburgern selbst? Ist diese Tradition ähnlich wie das Alphornblasen eher ein Kuriosum, das vielleicht noch Touristen begeistert? Das seien Klischeevorstellungen, die laut Wagner nicht viel damit zu tun haben, wenn man in den Bereich eintaucht. Er wolle über den
Verein sein Möglichstes tun, um neue Instrumentenbegeisterte für seine Passion zu gewinnen. Internationale Wettbewerbe und Treffen gehören dazu, Schulungen ebenso.
Rückhalt dafür kommt nun auch von der Politik: „Nicht nur das materielle Kulturerbe in Luxemburg ist besonders wertvoll und schützenswert. Auch das immaterielle Kulturerbe mit seinen reichen Ausdrucksformen wie Tanz, Musik, Bräuche, Festen und Handwerkskünsten verdient weltweit eine besondere Beachtung und Sichtbarkeit.
Das sehe ich darin bestätigt, dass die ,Haupeschbléiser’ jetzt auf der Repräsentativen Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit der Unesco stehen“, sagt Sam Tanson.
Aber reicht das? Simone Beck, Präsidentin der „Commission luxembourgeoise pour la coopération avec l'Unesco“sieht nun schon auch Handlungsbedarf. „Die Anerkennung erhält nur die Initiative, die auf eine Trägergruppe verweisen kann. Insofern liegt das schon nun in dem Auftrag an die ,Trompes de chasse Saint Hubert Luxembourg’, regelmäßig Veranstaltungen anzubieten – und wir wollen mindestens als UnescoKommission auch verstärkt Wert darauf legen und das Unsere dazu tun, dass das auch gelingt. Das könnte zum Beispiel die Unterstützung bei Konzerten sein. Wenige Luxemburger kennen diese Tradition und es ist wirklich spannend, da etwas tun zu können.“
Simone Beck hört man im Gespräch die Begeisterung an: „Es ist beeindruckend, was die Musiker leisten – im Anbetracht dessen, dass das Instrument nur über die Atemtechniken und nicht zum Beispiel über Ventile gespielt wird. Es ist toll, welche Melodien und Klangfarben trotzdem möglich sind. Andere Luxemburger Bewerbungen für weitere Einträge in die ,Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit der Unesco' gibt es durchaus“, so Beck. Diese würden aber noch geprüft und seien noch nicht spruchreif.