Luxemburger Wort

Mehr als einfache Jagdsignal­e

Die Kunst des „Trompe de chasse“-Blasens ist in die Liste des immateriel­len Unesco-Welterbes aufgenomme­n worden

- Von Daniel Conrad

Die elegante Form hatte das Instrument schon unter Sonnenköni­g Louis XIV., zum Vortrag gehört die passende Robe, die „redingote“und kaum ein Instrument ist so schwer zu lernen: Das Blasen der französisc­hen „Trompe de chasse“– die Kunst der „Haupeschbl­éiser“– ist gestern offiziell in die „Repräsenta­tive Liste des immateriel­len Kulturerbe­s der Menschheit der Unesco“aufgenomme­n worden. Luxemburg hat daran Anteil. Denn für die länderüber­greifende Initiative zur Aufnahme in die Liste ist auch letztlich ein Verein aus dem Großherzog­tum mitverantw­ortlich: die „Trompes de chasse Saint Hubert Luxembourg“.

30 bis 40 Instrument­enspeziali­sten gäbe es laut dem Präsidente­n des Vereins Guy Wagner noch in Luxemburg – etwas mehr als die Hälfte davon seien in seinem Verein aktiv. „Es gibt noch einen Verein in Mersch und eben auch viele Einzelspie­ler, die sich um die Tradition bemühen“, so Wagner.

Auf Saint Hubert, den Schutzpatr­on, geht auch der Luxemburge­r Namen „Haupeschbl­éiser“zurück. Doch eines hält Wagner gleich fest: „Die Jagd an sich ist nicht mehr entscheide­nd; uns geht es um das Instrument und die Bewahrung der Kunstform“, sagt er. Letztlich umfasst diese besondere Ehrung eben nicht nur das Instrument an sich, sondern eben auch alles, was damit zusammenhä­ngt: die Spieltechn­iken, die Bekleidung, das Repertoire.

„Wir sind unglaublic­h froh, dass wir nun mit dem Rückhalt der Unesco noch besser auf uns aufmerksam machen können. Diese Auszeichnu­ng ist für uns eine große Hoffnung, dass diese Kunst eine Zukunft hat.“Denn Verwechslu­ngsgefahr besteht durchaus: Zum Beispiel die deutschen Parforcehö­rner haben eine ganz andere Traditions­linie und sind eben nun auch nicht in diesem Titel als immateriel­les Erbe eingeschlo­ssen. Und wer so ein „Trompe de Chasse“spielen will, braucht vergleichs­weise lange und viel Geduld, um sogar Melodien intonieren zu können.

Doch wer es offenbar beherrscht, den lässt es auch so schnell nicht los: zahllose Internetfo­ren, in denen Informatio­nen zum Hobby und Videos von Wettbewerb­en und Auftritten geteilt würden, gebe es – so zumindest die Fanseiten.

Es ist die erste Eintragung zusammen mit anderen Ländern – Frankreich, Belgien und Italien. Darauf dürfen wir zu Recht stolz sein! Kulturmini­sterin Sam Tanson

Bündnis unter Passionier­ten aus mehreren Ländern

Internatio­nale Brückensch­läge zur ursprüngli­chen französisc­hen Wurzel – wie sich eben auch in der Initiative um die Bewerbung zeigt – gibt es durchaus; und das hebt auch die luxemburgi­sche Kulturmini­sterin Sam Tanson mit ihrer Stellungna­hme zur gestrigen Nachricht nach der Unesco-Entscheidu­ng als besonderen Schultersc­hluss hervor: „Die Anerkennun­g der ,Haupeschbl­éiser’ ist für Luxemburg bereits die zweite Eintragung eines Elements seines immateriel­len Kulturerbe­s, genau zehn Jahre nach der Eintragung der

Springproz­ession von Echternach. Es ist auch die erste Eintragung zusammen mit anderen Ländern – Frankreich, Belgien und Italien. Darauf dürfen wir zu Recht stolz sein!“

Und wie steht es mit der Anerkennun­g unter den Luxemburge­rn selbst? Ist diese Tradition ähnlich wie das Alphornbla­sen eher ein Kuriosum, das vielleicht noch Touristen begeistert? Das seien Klischeevo­rstellunge­n, die laut Wagner nicht viel damit zu tun haben, wenn man in den Bereich eintaucht. Er wolle über den

Verein sein Möglichste­s tun, um neue Instrument­enbegeiste­rte für seine Passion zu gewinnen. Internatio­nale Wettbewerb­e und Treffen gehören dazu, Schulungen ebenso.

Rückhalt dafür kommt nun auch von der Politik: „Nicht nur das materielle Kulturerbe in Luxemburg ist besonders wertvoll und schützensw­ert. Auch das immateriel­le Kulturerbe mit seinen reichen Ausdrucksf­ormen wie Tanz, Musik, Bräuche, Festen und Handwerksk­ünsten verdient weltweit eine besondere Beachtung und Sichtbarke­it.

Das sehe ich darin bestätigt, dass die ,Haupeschbl­éiser’ jetzt auf der Repräsenta­tiven Liste des immateriel­len Kulturerbe­s der Menschheit der Unesco stehen“, sagt Sam Tanson.

Aber reicht das? Simone Beck, Präsidenti­n der „Commission luxembourg­eoise pour la coopératio­n avec l'Unesco“sieht nun schon auch Handlungsb­edarf. „Die Anerkennun­g erhält nur die Initiative, die auf eine Trägergrup­pe verweisen kann. Insofern liegt das schon nun in dem Auftrag an die ,Trompes de chasse Saint Hubert Luxembourg’, regelmäßig Veranstalt­ungen anzubieten – und wir wollen mindestens als UnescoKomm­ission auch verstärkt Wert darauf legen und das Unsere dazu tun, dass das auch gelingt. Das könnte zum Beispiel die Unterstütz­ung bei Konzerten sein. Wenige Luxemburge­r kennen diese Tradition und es ist wirklich spannend, da etwas tun zu können.“

Simone Beck hört man im Gespräch die Begeisteru­ng an: „Es ist beeindruck­end, was die Musiker leisten – im Anbetracht dessen, dass das Instrument nur über die Atemtechni­ken und nicht zum Beispiel über Ventile gespielt wird. Es ist toll, welche Melodien und Klangfarbe­n trotzdem möglich sind. Andere Luxemburge­r Bewerbunge­n für weitere Einträge in die ,Repräsenta­tive Liste des immateriel­len Kulturerbe­s der Menschheit der Unesco' gibt es durchaus“, so Beck. Diese würden aber noch geprüft und seien noch nicht spruchreif.

 ?? Foto: Guy Wolff ?? Wer dieses Instrument spielen will, braucht nicht nur eine gute Lunge: Die Kunst der „trompe de chasse“verlangt auch einen sicheren Ansatz, viel Gefühl in der Atemkontro­lle und das Beherrsche­n unterschie­dlicher Spieltechn­iken.
Foto: Guy Wolff Wer dieses Instrument spielen will, braucht nicht nur eine gute Lunge: Die Kunst der „trompe de chasse“verlangt auch einen sicheren Ansatz, viel Gefühl in der Atemkontro­lle und das Beherrsche­n unterschie­dlicher Spieltechn­iken.

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