Die Kleinsten aus der Hundestaffel
Wer Menschenleben retten soll, muss gut ausgebildet sein
Luxemburg. Die Brüder Leo und Raiko wissen wohl noch nichts von ihrem Schicksal. Die beiden Malinois-Welpen sind gerade einmal zehn Wochen alt, knuffig und verspielt. Aber auf sie wartet sehr viel Training, denn sie sollen Teil der Hundestaffel werden. Ihre Aufgabe wird es dann sein, Leben zu retten, also vermisste und verschollene Personen zu finden. Doch bis es so weit ist, werden noch einige Monate und sehr viele Stunden Arbeit vergehen. „Noch macht er die ganze Zeit, was er will“, sagt Serge Garidel, Leiter der Hundestaffel des CGDIS, über seinen Hundewelpen Leo. Und fügt dann hinzu: „Aber auf einfache Kommandos wie Sitz hört er schon. Und er bellt bereits, um etwas zu signalisieren.“In der Ausbildung von Rettungshunden ist Serge Garidel ein Profi. Leo ist sein fünfter Hund, der in den Rettungseinsatz soll. Dennoch kann bei jeder Ausbildung so einiges schiefgehen. Nicht aus jedem Welpen wird am Ende auch ein Rettungshund. Manche Rassen eignen sich auch weniger als andere (siehe Kasten). Eine schlechte Erfahrung kann viel Arbeit zunichtemachen. So etwa, wenn ein Hund sich in einer bestimmten Situation verletzt.
Für Raiko und Leo sowie für ihre beiden Herrchen steht nun in den kommenden Wochen ein volles Programm an. „Wenn ein neuer
Hund ins Haus kommt, ist das fast so, als würde ein Kind kommen“, vergleicht Serge Garidel. „Ich muste einiges vorbereiten, wie etwa einige Steckdosen sichern.“
Training sieben Tage die Woche
Und von ersten Moment an beginnt das Training des Vierbeiners - spielerisch natürlich. „Der Beutetrieb des Hundes muss geweckt werden“, erklärt Serge Garidel. Mit einem Spielzeug wird dem Tier beigebracht, irgendwann einen Menschen aufgrund seines Geruchs zu finden. So entfernt sich dann eine Person zunächst nur einige Meter mit dem Spielzeug des Hundes. Danach immer weiter, bis sie aus dem Sichtfeld verschwindet. Diese Suche wird dann nach und nach verfeinert. Für Trainingszwecke steht der Hundestaffel ein Terrain mit Trümmerteilen und allen möglichen Verstecken in Altwies zur Verfügung. Der Hund muss unterscheiden können, etwa zwischen den Kleidern einer Person und der Person selbst. Dazu darf er nicht von Geräuschen oder anderen Sachen, wie zum Beispiel Feuer, abgelenkt werden. Deshalb müssen die Tiere so früh wie möglich den verschiedensten Situationen ausgesetzt werden. „Ich spaziere gerade mit Leo an einem Feldweg entlang. Heute zeige ich ihm Pferde“, erzählt Serge Garidel am Telefon. Wichtig ist nämlich auch, dass die Rettungshunde keine Angst haben. Bis ein Hund aber dann mit in den Einsatz kann, muss er zwei Prüfungen bestehen. Zunächst die Grundausbildung, bei der vor allem die Disziplin des Tieres im
Mittelpunkt steht. Diese absolvieren die Hunde im Alter zwischen 15 und 26 Monaten. Im Alter von mindestens zwei Jahren findet dann der finale Test zum Rettungshund statt. Dabei muss er in 20 bis 25 Minuten zwei bis fünf Personen in einem Trümmerfeld finden. Jede Prüfung darf maximal dreimal probiert werden.
Freiwillige Helfer
Sind diese Prüfungen bestanden, ist die Ausbildung abgeschlossen und der Hund kann in den Einsatz. Etwa um Verschüttete nach einem Erdbeben zu suchen oder vermisste Personen zu finden. Ab diesem Moment übernimmt das CGDIS auch die Kosten für das Futter sowie den Tierarzt. Bei den Hundeführern handelt es sich jedoch um Freiwillige. Viele sind auch noch ehrenamtlich oder hauptberuflich in der Feuerwehr tätig. Zweimal pro Woche trainieren sie drei bis vier Stunden zusammen. Darüber hinaus muss aber auch jeder für sich an seinem Hund arbeiten. Um diesem Hobby nachzugehen, gehören schon eine „große Passion und Respekt vor dem Hund dazu“, sagt Serge Garidel. Wobei er die Bezeichnung „Hobby“gar nicht mag. „Wir sind kein Hundeclub“, unterstreicht er. „Es geht darum, Menschenleben zu retten. Das kann man nicht als einfaches Hobby sehen, sondern es ist sehr ernst zu nehmen“.