Die Viertel wieder aufwerten
Stadt Luxemburg stellt Pop-up-Geschäfte zur Verfügung und will auf diese Weise den Handel ankurbeln
Luxemburg. „Commerce à louer“: Schilder mit dieser Aufschrift sind in den Geschäften in der Avenue de la Gare derzeit häufiger zu sehen. Aber auch in anderen Stadtteilen stehen viele Geschäftsflächen leer und der Einzelhandel kämpft ums Überleben. Die Verantwortlichen der Stadt Luxemburg wollen deshalb ihre 24 Viertel aufwerten und wissen, dass sie die Zügel teilweise selbst in die Hand nehmen müssen.
„Als Gemeinde können wir im Rahmen unserer Kompetenzen proaktiv handeln, das heißt, Angebote schaffen und die Nachfrage fördern. Nichts zu machen ist nämlich keine Option“, erklärt Serge Wilmes (CSV), Erster Schöffe der Hauptstadt, bei der Vorstellung der Initiative „Mon quartier – mon commerce / Mäi Quartier – Mäi Buttek“.
Nachdem das Konzept der Popup-Geschäfte – Lokale, die die Stadt Luxemburg für kurze Zeit an Interessenten verleiht – in Zusammenarbeit mit der Union commerciale in der Oberstadt Erfolg hatte, stellten Wilmes und Co. gestern in der Al Avenue den nächsten Schritt vor. Ein 200 Quadratmeter großes Geschäftslokal steht hier zur Verfügung. Der Besitzer vermietet es an die Gemeinde, die es dann an einen Interessenten weitervermietet. Zwischen 3 000 und 7 500 Euro pro Monat beträgt die Miete. „Wir bezahlen dem Besitzer etwas mehr, verlangen vom neuen Mieter aber nicht den kompletten Preis“, so Wilmes.
Der Mietpreis wird davon abhängig gemacht, ob der neue Interessent bereits eines oder mehrere Geschäfte betreibt: In letzterem Fall würde dieser mehr bezahlen. Ein „Neuling“bekommt den Einstiegspreis berechnet. Interessenten können sich noch bis zum 17. Januar 2021 auf der Internetseite der Stadt Luxemburg bewerben. Die maximale Laufzeit beträgt sechs Monate. Nach dieser Phase kann der Betreiber aber entscheiden, das Lokal weiterzuführen. So ist es zum Beispiel in der Oberstadt geschehen. In der Chimay-Straße wird die „La Manufacture Bohème“langfristig an diesem Standort bleiben. Auch ganz in der Nähe – in der Rue Philippe II – bietet die Hauptstadt zwei Geschäftslokale an.
Einen Kiosk installieren
Dabei soll es aber nicht bleiben. Alle Stadtviertel sollen von diesem neuen Elan profitieren – vor allem die, die nicht direkt im Zentrum liegen. Für Wilmes ist klar, dass „der Handel in den Vierteln vor 20 Jahren lebendiger war“. Er ist sich auch bewusst, dass der juristische Weg, über den allgemeinen Bebauungsplan (PAG) festzuhalten, dass im Erdgeschoss eines Gebäudes Platz für Geschäfte vorgesehen sein muss, nicht unbedingt der optimale Weg für jedes Viertel ist. Wilmes spricht sich für eine andere Idee aus: „Wir können uns zum Beispiel vorstellen, in den Vierteln einen Kiosk zu installieren, den wir dann als Stadt ebenfalls vermieten.“
Die Identifikation mit dem Viertel müsse wieder hergestellt werden: „Es ist wichtig, dass die Menschen ihre Alltagsbesorgungen in ihrem Viertel machen können. Nur so können wir eine Hauptstadt der kurzen Wege auch realisieren.“
Der Auftakt ist gemacht. Es ist aber noch ein weiter Weg, bis die Zu-mieten-Schilder verschwunden sind.
Nichts zu machen, ist keine Option. Serge Wilmes, Erster Schöffe der Stadt Luxemburg