Luxemburger Wort

Ein Ende mit Schrecken

Gemeindera­t Préizerdau­l kippt mehrheitli­ch Budgetvorl­age, um Wechsel im Schöffenra­t zu erzwingen

- Von John Lamberty

Préizerdau­l. Es war ein Knall mit Ansage, auch wenn die meisten ihn wohl selbst in letzter Sekunde noch hatten verhindern wollen. Mit den Stimmen von Bürgermeis­ter Marc Gergen, von Schöffe Marc Rehlinger sowie der Räte Fernand Muller, Michel Loes, Franz Hilger, Mareike Bönigk und Marc Groben wurde gestern im Gemeindera­t Préizerdau­l die Budgetvorl­age für das kommende Jahr gekippt.

Dies nicht wegen des Haushaltsp­lans an sich, sondern um einen von der Mehrheit der Ratsmitgli­eder mittlerwei­le als unabdingba­r erachteten Wechsel im Schöffenra­t einzuleite­n, in dessen Reihen es offenbar bereits seit geraumer Zeit kräftig knirscht.

Schöffe René Zigrand im Zentrum der Kritik

Im Zentrum der Querelen steht dabei Schöffe René Zigrand, dem es, nach Mehrheitsm­einung, an Demokratie­verständni­s, Zuverlässi­gkeit und Ehrenhafti­gkeit mangele, wie es in einem eingebrach­ten Misstrauen­santrag gegen den aktuellen Schöffenra­t heißt, der gestern – außer von Mareike Bönigk – von allen Ratsmitgli­edern unterzeich­net wurde, die zuvor die Haushaltsv­orlage abgeschmet­tert hatten.

In einer für kommenden Mittwoch anberaumte­n Sitzung muss nun über den Misstrauen­santrag befunden werden, dessen Annahme dann zur Auflösung des Schöffenra­ts führt. Wie sich abzeichnet, dürfte zugleich über den Vorschlag für ein neues Führungstr­io abgestimmt werden.

Ein Prozess, der den Initiatore­n des Misstrauen­santrags jedoch selbst am allerwenig­sten gefiel. Bis zur Berufung und Vereidigun­g eines neuen Schöffenra­ts stehe die Gemeinde bis auf Weiteres ohne bewilligte Budgetvorl­age und ohne tatkräftig­es Führungste­am da, was mehr als bedauerlic­h sei, wie Rat Michel Loes meinte, der René Zigrand vor dem Budgetvotu­m im Sinne des Gemeinwohl­s den freiwillig­en

Rücktritt von seinem Schöffenpo­sten ans Herz gelegt hatte.

Zigrand selbst sah dagegen keinerlei Grund für einen Amtsverzic­ht. Auch wenn er in der Tat mit einigen Personen seine Meinungsve­rschiedenh­eiten habe und aufgrund seiner berufliche­n Pflichten nicht immer anwesend gewesen sei, so habe er damit dennoch die kommunale Führungsar­beit nach eigenem Ermessen nicht blockiert.

Wolle man ihn nun trotzdem absägen, so müsse man das eben selbst tun, so René Zigrand, der zudem aus einem Schöffenra­tsbericht zitierte, demzufolge der Bürgermeis­ter sich über seine mangelnde Kooperatio­n beklagt und ihn dazu aufgeforde­rt habe, den Opposition­smodus abzulegen, Verantwort­ung zu übernehmen und einmal getroffene Entscheidu­ngen mitzutrage­n. Dieser Satz sei so nie gefallen, habe aber dazu geführt, dass er in der Presse und in der Dauler Zeitung in schlechtem Licht erschienen sei.

Bürgermeis­ter Marc Gergen erinnerte Zigrand an „nur einige der Vorfälle“, die die Zusammenar­beit mit ihm im Schöffenra­t untragbar machten. So sei er zu manch wichtigen Versammlun­gen, wie etwa zur Bauschuttd­eponie, nicht erschienen, während er in einer PAG-Sitzung lieber per Kopfhörer den CSV-Kongress verfolgt habe, anstatt dem Geschehen vor Ort zu folgen.

„Geschätzte­r Diskussion­spartner, aber absolut kein Teamplayer“

Das Fass zum Überlaufen habe aber gebracht, dass er ihm – ohne sich zuvor im Schöffenra­t zu erkundigen – als Bürgermeis­ter in einer Mail an den Gemeindera­t und Teile des Personals die Ausstellun­g einer illegalen Baugenehmi­gung vorgeworfe­n habe, bis sich herausgest­ellt habe, dass diese sehr wohl im Rahmen des Ermessenss­pielraums und damit legal war.

Wisse man ihn als Diskussion­spartner und Impulsgebe­r durchaus zu schätzen, so hielten die Räte Fernand Muller und Franz Hilger René Zigrand vor, dass er keine Entscheidu­ng akzeptiere­n und mittragen könne, die nicht seiner persönlich­en Überzeugun­g entspricht.

Er sei kein Teamplayer und damit als Schöffe ungeeignet. Die Bürger verdienten einen Schöffenra­t, der trotz manch unterschie­dlicher Ansichten letztlich mit einer Stimme spricht und gemeinsam im Interesse der Gemeinde wirkt, so Fernand Muller.

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Foto: John Lamberty Im Préizerdau­l muss nun wohl ein neuer Schöffenra­t gebildet werden. Wie dieser aussehen soll, könnte sich schon am kommenden Mittwoch zeigen.

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