Die Messer sind gewetzt
Die Fußballmannschaften aus Lille und Leverkusen wollen am Wochenende ein Zeichen setzen
Die erdrückende Dominanz der Etablierten scheint, zumindest vorerst, ausgebremst zu sein. Nachdem sowohl Paris SG als auch Bayern München in den vergangenen Jahren ihre jeweiligen Ligen nach Belieben dominierten, könnte es in dieser Saison zu einer Wachablösung kommen.
Mit enorm breiter Brust empfängt Bundesligaleader Leverkusen morgen (18.30 Uhr) den Titelverteidiger aus München, der sehnlichst die – wenn auch nur zweiwöchige – Wettkampfpause herbeisehnt. Während sich bei den Bayern in den vergangenen Wochen der Kräfteverschleiß deutlich bemerkbar machte, kam die Werkself zuletzt immer besser in Fahrt. Das Team von Trainer Peter Bosz gewann seine jüngsten fünf Pflichtspiele in beeindruckender Art und Weise und erzielte dabei nicht weniger als 18 Tore.
Demzufolge ist es durchaus verständlich, dass beim Tabellenführer der Traum vom ganz großen Wurf zum Thema wird. „Für mich würde auch als alter Sack noch ein großer Traum in Erfüllung gehen. Wir sind oft punktgleich oder nur ganz knapp an Bayern München oder Dortmund gescheitert“, würde der ehemalige Leverkusener Manager Reiner Calmund seinem Ex-Club den Meistertitel von Herzen gönnen.
„Es wäre wunderbar, zumal mich der Titelkampf als Rentner jetzt nicht mehr so viel Nerven kosten würde, wie früher“, fügt der 72-Jährige hinzu, weiß allerdings auch um die Stärken der Konkurrenz: „Die Spieler müssen mit beiden Füßen auf der Erde bleiben, denn München, Dortmund, Leipzig und Mönchengladbach sind richtige Granaten“, warnt Calmund ebenso vor verfrühter Euphorie, wie Erfolgscoach Peter Bosz.
Bosz warnt vor Übermut
Wohlwissend, dass erst zwölf Spiele gespielt sind, mahnt der Niederländer vor Übermut. „Es muss unsere Mentalität sein, dass wir nicht zu weit nach vorne, sondern von Spiel zu Spiel schauen. Und genau das nächste Spiel wollen wir immer gewinnen. Egal, ob auswärts, daheim – oder wer auch der Gegner ist“, gibt Bosz die Marschroute vor. Nichtsdestotrotz könnte die Partie gegen den Rekordmeister wieder einmal zu einer reinen Kopfsache werden. Schon oft in der Vergangenheit blieb Leverkusen gerade in solch wichtigen Duellen vieles schuldig.
Ein Unentschieden im Topspiel könnte Verfolger Leipzig zugutekommen, vorausgesetzt, die Sachsen werden ihrer Favoritenrolle morgen (15.30 Uhr) gegen Köln gerecht.
Am Tabellenende greift Schlusslicht Schalke womöglich nach dem letzten Strohhalm. Obwohl erst rund ein Drittel der Saison vorbei ist, kommt für die Knappen im Kellerduell mit Bielefeld (morgen ab 15.30 Uhr) nichts anderes als ein dreifacher Punktgewinn infrage. Ansonsten wäre es das 29. sieglose Spiel in Folge, und der 54 Jahre alte Negativrekord von Tasmania Berlin (31) würde immer näher rücken. Sollte sich die Serie sogar weiter fortsetzen, könnte Schalke am 16 .Januar zum alleinigen neuen Rekordhalter werden – exakt ein Jahr nach dem letzten Bundesligasieg gegen Mönchengladbach.
Ähnlich große Sorgen haben auch der luxemburgische Nationalspieler Leandro Barreiro und Mainz 05, deren jüngster Teilerfolg
bei Hertha BSC kaum etwas an der prekären Tabellensituation änderte. Morgen (15.30 Uhr) ist ein Heimerfolg gegen die seit neun Partien sieglosen Bremer demnach alternativlos.
Statistik spricht gegen Lille
Das Tabellenbild der Ligue 1 hat sich, seitdem Serienmeister Paris SG ständig neue Verletzungssorgen zu beklagen hat, an vorderster
Front derart verändert, dass man seit längerer Zeit wieder mit einem spannenden Saisonverlauf rechnen kann. Am Sonntag ab 21 Uhr muss PSG beim Spitzenreiter in Lille antreten. Das Team von Trainer Christophe Galtier holte zuletzt 13 von 15 möglichen Punkten und verdrängte den Titelverteidiger von der Spitze.
Glaubt man der Statistik, sind die Dogues gegen das Starensemble
aus der Hauptstadt nahezu chancenlos. Lille gewann nur eines der bis dato letzten 16 Duelle mit dem neunmaligen Meister, mit 5:1 fiel jener Sieg im April vergangenen Jahres allerdings recht deutlich aus. Unmittelbar hinter dem Führungsduo liegt Lyon in Lauerstellung. Beim heimschwachen Tabellenelften Nice hat OL morgen (21 Uhr) den fünften Auswärtssieg fest im Visier.
In Belgien riskiert Standard, nach zwei Niederlagen in Folge, aus den oberen Play-off-Rängen herauszurutschen. Am Sonntag (18.15 Uhr) möchte das Team um Nationalspieler Laurent Jans seinen Abwärtstrend stoppen und auf eigenem Platz gegen den Vorletzten Mouscron einen dreifachen Punktgewinn einfahren.
Waasland-Beveren hofft, am selben Abend (20.45 Uhr) im Heimspiel gegen Europa-League-Teilnehmer Antwerpen weitere Zähler im Abstiegskampf sammeln zu können. Zwar gilt der Club von Danel Sinani als Außenseiter, allerdings verlor Antwerpen zuletzt vier Pflichtspiele in Folge und muss deswegen nicht unbedingt als Übermannschaft eingestuft werden.