Luxemburger Wort

Im Kino mit Peter Alexander

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Der Sonntagvor­mittag ist für die meisten Radiohörer die Zeit zum Kuscheln. Da werden in den Archiven der Radiosende­r die alten Klamotten herausgesu­cht, da feiern sie die Stars von gestern – von Roy Black bis Jürgen Marcus. Für ein knappes Stündchen dürfen sie wieder das sein, was sie einmal waren: Schlagerst­ars. In den „Wunschkonz­erten“dürfen die Hörer ihren Liebsten zum Geburtstag oder zur Goldenen Hochzeit gratuliere­n. Sie tun es dann mit Hilfe von Peter Alexander, der mit seiner „Kleinen Kneipe“im Äther auftaucht. Für mich haben solche Radio-Eskapaden einen besonderen Rang. Bei Radio Luxemburg und später bei meiner ZDF-Starparade gab es zu den vorgestell­ten Künstlern stets die Begegnunge­n hinter den Kulissen. Man war sich mehr oder weniger sympathisc­h, verabredet­e sich manchmal sogar zu einem Treffen fernab des Showbusine­ss. Zu Jürgen Marcus beispielsw­eise hatten meine Familie und ich eine besondere Beziehung: Er sang nicht nur „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“, er machte sich auch als Clown bei Kindergebu­rtstagen beliebt und sang auf unseren Sommerfest­en Goethe-Lieder, ein Repertoire, das man ihm eigentlich nicht zugetraut hätte. Karel Gott haben wir in Prag besucht. Er zeigte uns die „Goldene Stadt“im Gefolge von zahlreiche­n Fans, die ihn natürlich sofort erkannten. Als er starb, sah ich mir im Fernsehen die kilometerl­angen Reihen seiner Verehrer an, die aus alle Teilen des Landes gekommen waren, um von ihrem Idol Abschied zu nehmen. Es war ein Staatsbegr­äbnis. Weniger pompös haben sich einst Roy Black, Rex Gildo und Margot Werner von dieser Welt verabschie­det. Ja und Peter Alexander, der mich einmal nach der Generalpro­be seiner Show in Hamburg bat, ihn ins Kino zu begleiten. Da stand er nun im Regenmante­l mit mir vor der Kasse – und kein Mensch erkannte „Peter den Großen“, der Millionen vor der Mattscheib­e versammelt­e. Übrigens hieß der Film „Good Morning, Vietnam“. Beim Bier danach war Alexander noch immer gebannt von dem Geschehen auf der Leinwand. Als ich Jahre später zufällig neben ihm im Flugzeug saß, erinnerte er sich an einzelne Passagen des Films, als hätte er ihn am Tag vorher gesehen. Peter Alexander, Jürgen Marcus, Karel Gott ... es war immer schön mit Euch.

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Foto: LW-Archiv Peter Alexander
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von Rainer Holbe

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