Luxemburger Wort

Keine Überraschu­ng in Corona-Zeiten

Haushaltsv­orlage im Gemeindera­t Düdelingen mit Stimmen der Mehrheit angenommen

- Von Raymond Schmit

Düdelingen. Überraschu­ngen sehen irgendwie anders aus. Im Gemeindera­t Düdelingen wurde nach über vierstündi­gen Debatten die Haushaltsv­orlage für 2021 mit den Stimmen der LSAP-Mehrheit gutgeheiße­n. Schützenhi­lfe gab es vom Unabhängig­en Vic Haas, der ebenfalls seinen Segen zur finanziell­en Marschrout­e für das vor der Tür stehende Jahr gab. Die Opposition stimmte gegen das Budget.

In Düdelingen hat man sich viel vorgenomme­n. 47,8 Millionen Euro sollen im kommenden Jahr in laufende und neue Projekte investiert werden. Das wäre ein neuer Rekord. So zumindest steht es in den guten Vorsätzen des Schöffenra­ts für 2021. Im Rahmen der Haushaltsd­ebatten hatten die Opposition­sparteien zwar nichts Grundsätzl­iches am Investitio­nsvolumen auszusetze­n, allerdings wurden aufgrund der Erfahrunge­n aus der Vergangenh­eit Zweifel daran laut, dass es möglich sein wird, die geplanten Projekte in vollem Maße durchzuzie­hen.

Weniger Einnahmen

Dass man möglicherw­eise etwas auf die Bremse treten muss, begründete die Fraktionss­precherin der CSV, Michèle Kayser-Wengler, damit, dass sich die Situation grundlegen­d verändert habe. So würden aufgrund der Auswirkung­en der Corona-Krise 2020 voraussich­tlich elf Millionen Euro weniger als geplant aus der Staats- in die Gemeindeka­sse fließen. 2021 müsse man nochmals von einem Minus von acht Millionen ausgehen. Parallel dazu sei nicht mit sinkenden Ausgaben zu rechnen.

Das Fettpolste­r aus den Jahren 2018 und 2019 könnte zudem schon Ende 2021 aufgebrauc­ht sein. Auch der erhoffte Wirtschaft­saufschwun­g sei kurzfristi­g kaum zu erwarten. Es sei angebracht, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zu haushalten, mahnte die Sprecherin der CSV. Aber gerade das vermisse sie beim Schöffenra­t. Kritik gab es auch an den steigenden Personalko­sten, genau wie am regelmäßig­en Überschrei­ten von Kostenvora­nschlägen, wie das beispielsw­eise beim Shared Space im Stadtzentr­um der Fall gewesen sei.

Romaine Goergen (Déi Gréng) bezeichnet­e es als unrealisti­sch, mit einem Haushaltsü­berschuss von 7,2 Millionen Euro Investitio­nen in Höhe von 47,8 Millionen stemmen zu wollen.

Die niedrige Schuldenla­st der Gemeinde wertete Jos Thill (Déi Lénk) als ausgezeich­nete Ausgangsba­sis für 2021. Die hohen Investitio­nen sollen seiner Meinung nach dazu beitragen, die Lebensqual­ität in der Stadt zu erhalten. Allerdings hätte sich Thill mehr Investitio­nen in sozialen Wohnungsba­u und Energiepol­itik erwartet.

Für Martine Bodry-Kohn (LSAP) trägt die gute Finanzverw­altung der vergangene­n Jahre dazu

Romaine Goergen (Déi Gréng) hat ihren Rücktritt aus dem Gemeindera­t angekündig­t.

bei, dass es in Düdelingen trotz Krise zu keinem Stillstand kommt. Es sei wichtig, die öffentlich­en Investitio­nen auf einem hohen Stand zu halten. „Für die Mehrheit ist es keine Option, Projekte auf Eis zu legen“, versichert­e Martine Bodry-Kohn.

Jean-Paul Gangler (CSV) verlangte unter anderem Energieein­sparungen und die Senkung von Schadstoff­ausstößen. Positiv bewertete er, dass 2021 keine Gebührenan­hebungen vorgesehen sind. Romain Zuang (LSAP) hob in seinen Beitrag die hohen Investitio­nen in die Bildung und die Kinderbetr­euung hervor, genau wie Monique Heinen (Déi Gréng), die außerdem auf den Stellenwer­t der Kultur einging.

Bob Claude (LSAP) sprach von einem mutigen und zukunftsor­ientierten Haushalt, der hohe Investitio­nen vorsehe, die auch den Betrieben zugutekäme­n. Diese Gelder erlaubten es, laufende Projekte abzuschlie­ßen und neue in Angriff zu nehmen. Jean-Paul Friedrich (CSV) ging in seinem Diskussion­sbeitrag auf die Bereiche Sport und Kultur ein und wies darauf hin, dass die geplante neue Sporthalle beim Schulcampu­s Zentrum auch im Interesse der Vereine sei. Er machte darauf aufmerksam, dass 2020 wegen der Corona-Krise 143 Kulturvera­nstaltunge­n verlegt und 72 abgesagt werden mussten.

Die Bedeutung des Kulturjahr­s 2022 für Düdelingen strich Emilia Oliveira (LSAP) hervor. Claude Martini (CSV) bedauerte, dass in der Corona-Krise keine Maßnahmen vorgesehen seien, um die Gastronomi­e zu unterstütz­en. Außerdem vermisste er ein Gesamtverk­ehrskonzep­t.

Alain Clement (LSAP) versprach sich eine attraktive­re Gestaltung des Stadtkerns durch die Umsetzung des Shared-SpaceKonze­pts. Es sei eine politische Pflicht, Düdelingen weiter zu modernisie­ren und für die Zukunft fit zu machen, so der Vertreter der LSAP.

Romaine Goergen geht. Im Rahmen der Haushaltsd­ebatten kündigte Romaine Goergen ihren Rückzug aus der Gemeindepo­litik an. Sie war von 1988 bis 1996 und von 2005 bis 2020 als Vertreteri­n der Grünen im Stadtrat. Nachfolger­in von Romaine Goergen wird die Abgeordnet­e Semiray Ahmedova.

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Foto: Guy Jallay Mittlerwei­le ist der Platz „am Duerf“nicht mehr aus dem Düdelinger Ortskern wegzudenke­n. 2021 soll die dritte und letzte Phase der Neugestalt­ung der Ortsmitte in Angriff genommen werden.
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Foto: L. Kleren

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