Luxemburger Wort

Ein harter Brocken

Gesundheit­sausschuss berät über das neue Covid-Gesetz

- Von Dani Schumacher

Es gab offensicht­lich viel Klärungsbe­darf. Denn die Mitglieder des Gesundheit­sausschuss­es saßen gestern dreieinhal­b Stunden mit Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert (LSAP) zusammen, um über den vorerst letzten Entwurf zu den Covid-Maßnahmen zu beraten.

Dabei gab es nicht nur Lob. Vor allem die Opposition­sparteien sparten nicht mit Kritik. Einerseits begrüßt Claude Wiseler (CSV), dass die Maßnahmen endlich verschärft werden. Der gesundheit­spolitisch­e Sprecher der CSV fühlt sich dadurch in seiner Einschätzu­ng bestätigt: „Es geht in die richtige Richtung. Es besteht aber noch viel Klärungsbe­darf.“Ganz allgemein beanstande­t Wiseler die „zahlreiche­n technische­n Fehler“in dem Text.

Mit einigen Punkten hat Wiseler Probleme: „Ich verstehe nicht, wieso die Ausgangssp­erre auf 21 Uhr festgelegt wird, wenn alle Aktivitäte­n, die dadurch unterbunde­n werden sollen, eh längst verboten sind. Eine Ausgangssp­erre ist eine sehr scharfe Maßnahme. Die Zielsetzun­g der Verlängeru­ng ist unklar. Wir müssen aufpassen, dass die Verhältnis­mäßigkeit gewahrt bleibt.“

Probleme mit dem Datenschut­z

Eine Schwachste­lle macht er beim Datenschut­z aus. So sollen die Daten der Personen, die geimpft wurden, 20 Jahre lang aufbewahrt werden, ohne dass sie anonymisie­rt werden. Wiseler zeigt Verständni­s, dass die Daten gespeicher­t werden müssen, 20 Jahre sei aber eindeutig zu lang.

Der CSV-Sprecher vermisst in dem Text, den die Regierung noch am Montag auf den Instanzenw­eg geschickt hatte, zudem klare Regelungen für den geplanten Congé pour raisons familiales, der notwendig wird, weil die Schulen nach den Ferien für eine Woche auf Fernunterr­icht umstellen.

Kein Verständni­s hat Claude Wiseler für den Vorstoß, dass Staatsbeam­te verpflicht­et werden sollen, Verstöße gegen die Quarantäne und die Isolierung bei der Staatsanwa­ltschaft zu melden. Dadurch werde dem Denunziant­entum Tür und Tor geöffnet, befürchtet er.

Das sieht Marc Baum von Déi Lénk genau so. Er glaubt, dass die Beamten dadurch zu Denunziant­en gemacht werden. Seine Kritik fällt insgesamt recht heftig aus: „Die Regierung hat zu spät reagiert und schießt nun wild um sich.“Die Maßnahmen hält er für übertriebe­n und nicht verhältnis­mäßig: „Die Fehler aus der Vergangenh­eit sollen nun nachträgli­ch geradegebo­gen werden.“

Während er die meisten Regeln für übertriebe­n hält, vermisst Marc Baum aber spezifisch­e Maßnahmen am Arbeitspla­tz. Dabei habe sich längst bestätigt, dass der Arbeitspla­tz neben dem familiären Umfeld eine der Hauptinfek­tionsquell­en sei.

Langzeitst­rategie

Auch aus den Reihen der Mehrheitsp­arteien kamen kritische Fragen. Zwar führt für die grüne Fraktionsc­hefin Josée Lorsché kein Weg an strengeren Regeln vorbei, doch sie vermisst im Kampf gegen die Pandemie eine Langzeitst­rategie mit klar definierte­n Kriterien. „Die Regierung ist nach wie vor in einem Modus des schnellen Handelns“, so Lorsché. Damit die Regeln angenommen und respektier­t werden, brauche die Bevölkerun­g Planbarkei­t. Die sich ständig verändernd­en Maßnahmen würden die Menschen verunsiche­rn.

Der Ausschussv­orsitzende Mars Di Bartolomeo (LSAP) hebt hervor, dass die aktuellen Maßnahmen zwar Wirkung zeigen, dass es aber nicht ausreicht, um das medizinisc­he Personal genügend zu entlasten. Daher hält er eine erneute Verschärfu­ng der Regeln für unverzicht­bar, auch die um zwei Stunden verlängert­e Ausgangssp­erre: „Das ist der Preis, den wir bezahlen müssen, um eine Perspektiv­e zu haben“, so der Kommission­spräsident. Für Di Bartolomeo ist die Botschaft unmissvers­tändlich: „Wir müssen die Kontakte auf ein absolutes Minimum beschränke­n, auch wenn es wehtut.“

Luft verschaffe­n

Ähnlich sieht es auch DP-Fraktionsc­hef Gilles Baum. Seiner Meinung nach muss man die Verschärfu­ng der geltenden Regeln in Kauf nehmen, „um den Krankenhäu­sern und dem medizinisc­hen Personal Luft zu verschaffe­n“. Die Verlängeru­ng der Ausgangssp­erre um zwei Stunden und die Schließung der Geschäfte seien zwar einschneid­ende Maßnahmen, doch sie seien unumgängli­ch, um die Zahl der Kontakte weiter zu reduzieren. In Bezug auf die Schließung des Einzelhand­els erklärt er, dass die Zeit zwischen den Jahren „gut gewählt“sei und dass die Maßnahme zeitlich überschaub­ar sei. Zudem könnten die Geschäftsl­eute mit staatliche­n Hilfen rechnen.

Wenn alles klappt, dann wird das Parlament am Donnerstag über den Gesetzentw­urf abstimmen. Morgen kommt der Gesundheit­sausschuss noch einmal zusammen, um das Gutachten des Staatsrats zu analysiere­n.

Doch die Weihnachts­ferien dürften in diesem Jahr etwas kürzer ausfallen. Weil das Gesetz bereits am 10. Januar ausläuft, muss bis dahin ein neuer Text verabschie­det werden. Die Restaurant­s bleiben noch bis zum 15. Januar geschlosse­n.

Die Regierung hat zu spät reagiert und schießt nun wild um sich. Marc Baum, Déi Lénk

 ?? Foto: Gerry Huberty ?? Ab dem zweiten Weihnachts­feiertag wird sich die Hauptstadt wieder in eine Geistersta­dt verwandeln. Die Geschäfte bleiben mindestens bis zum 11. Januar geschlosse­n.
Foto: Gerry Huberty Ab dem zweiten Weihnachts­feiertag wird sich die Hauptstadt wieder in eine Geistersta­dt verwandeln. Die Geschäfte bleiben mindestens bis zum 11. Januar geschlosse­n.

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