Auf Augenhöhe mit den Baumkronen
Bau des eindrucksvollen „Studentewee“für Fußgänger und Radfahrer zwischen Esch/Alzette und Belval beginnt im Mai
Esch/Alzette. Nun also doch! Der „Studentewee“zwischen Esch und Belval kommt nach langer Verzögerung endlich in die Gänge. Der Baubeginn für den Abschnitt des nationalen Fahrradwegs Piste cyclable 8 (PC 8) ist in der öffentlichen Ausschreibung für den kommenden Monat Mai angesetzt.
Die zurückbehaltene Variante führt größtenteils über das Gelände des Stahlwerks Belval. Genau dies hat sich als Hemmschuh für den Baubeginn herausgestellt. Zwischen dem Luxemburger Staat und ArcelorMittal als Besitzer des Werksgeländes musste eine Konvention unterschrieben werden, die den verschiedenen Bedingungen Rechnung trägt.
Mitte 2019 bestand bereits die Hoffnung, dass die Verhandlungen zwischen Staat und ArcelorMittal kurzfristig zu einem Abschluss kämen. Dieser Termin hätte gewährleistet, dass der neue Fahrradweg rechtzeitig zum Kulturjahr 2022 fertiggestellt würde. Es wäre eine zusätzliche Attraktion gewesen. Doch daraus wurde nichts. Noch im Sommer dieses Jahres hieß es vonseiten von ArcelorMittal, dass ein Konventionsvorschlag kurz davor wäre, den Partnern vorgelegt zu werden. Der zuletzt vorgesehene Baubeginn zwischen Herbst und Ende des Jahres hat sich dadurch ein weiteres Mal verzögert. Den offiziellen Unterlagen nach ist der Anfang der Arbeiten nun für Mai 2021 vorgesehen.
Vom Kreisel bis zur Uni
Das Projekt erstreckt sich auf einer Gesamtlänge von rund 1,9 Kilometern zwischen den beiden Endpunkten. Der Startpunkt befindet sich in Esch am Wendehammer in der Rue Henry Bessemer. Von dort aus geht es am Kreisel beim Autohaus
Losch vorbei und weiter entlang der Straße „An der Schmelz“. Um die Eisenbahnschienen zu unterqueren, ist eine neue Unterführung neben der bestehenden Werkstraße vorgesehen.
Von dort aus wird sich der Weg in dem „Allee“genannten Teil nach oben bewegen. Während für Radfahrer ein direkter Weg nach oben gewählt wurde, ist für die Fußgänger ein separater Weg vorgesehen, der in Schlangenlinien den Höhenunterschied überwindet bis zum Kernstück des Projektes. Auf dem 1 200 Meter langen Viadukt werden sich die Radfahrer und Fußgänger in 7,50 Metern Höhe auf Augenhöhe mit den Baumkronen befinden. Der Verlauf des Weges folgt der Grenze zwischen dem Werksgelände des Stahlwerks und der Eisenbahn.
Dieses Teilstück, Promenade genannt, wird an drei Stellen verbreitert. An diesen sogenannten „Placette“werden Ruhebänke aufgestellt. Der Weg wird teilweise überhängend auf den Stützen liegen und von Stahlseilen getragen. Ein rund 320 Meter langer Sichtschutz wird den Blick auf die Fertigungsanlagen verhindern. Der letzte Teil der „Passerelle“wurde Schmelz getauft und stellt in einer geschwungenen Bahn den Anschluss nach Belval her. Als kleiner Wink an die Stahlindustrie werden die Stützen auf diesem Teilstück der Umgebung angepasst und aus Stahlträgern realisiert. Die Steigungen an den beiden Enden, sowohl auf Escher Seite als auch auf der Seite von Belval, werden weniger als fünf Prozent betragen. Für Fußgänger ist eine separate Rampe vorgesehen, die mit den Büros im dritten Stock des Hochhauses auf einer Höhe beginnt und sich dann in Richtung Parkplatz in der Avenue des HautsFourneaux nach unten bewegt. Dort ist auch ein Aufzug vorgesehen und ein Wasserspiegel sorgt für Abwechslung.
Zwei Jahre Bauzeit vorgesehen
Etwas kniffliger stellen sich einige technische Themen dar. Die bestehenden Gasleitungen müssen umgeleitet werden um Platz zu machen für den neuen Weg. Ein weiteres Fragezeichen, das noch im
Raum schwebt, ist die Schadstoffbelastung der abzutragenden Böden. Durch die Arbeiten ist es unausweichlich, dass verschiedene Bäume entlang der Trasse gefällt werden müssen. Im Lastenheft ist jedoch vorgesehen, dass mindestens die Hälfte der Bäume erhalten bleibt. Vor allem auf dem östlichen Teilstück sind neue Anpflanzungen vorgesehen. Die Ausschreibung sieht als Dauer der Baustelle 420 Arbeitstage vor.
Wenn der geplante Termin für den Baubeginn im Mai des kommenden Jahres eingehalten wird, läuft das auf eine Inbetriebnahme des Studentewees im Frühjahr 2023 hinaus. Dies setzt natürlich voraus, dass keine zusätzlichen Schwierigkeiten auftreten.