Luxemburger Wort

Ruf nach Kohärenz

Die Jugendorga­nisationen der drei Regierungs­parteien fordern eine nachhaltig­ere Investitio­nsstrategi­e staatliche­r Fonds

- Von Marc Hoscheid

Bereits seit einiger Zeit sind die Investitio­nsstrategi­en des staatliche­n Renten- und des Zukunftsfo­nds Gegenstand politische­r Diskussion­en. Kurz vor Jahresende haben sich nun auch die Nachwuchso­rganisatio­nen der drei Regierungs­parteien DP, Déi Gréng und LSAP zu Wort gemeldet. JDL, Jonk Gréng und JSL fordern die Regierung in einem offenen Brief zu einer nachhaltig­en Absicherun­g der staatliche­n Fonds auf. Vor diesem Hintergrun­d äußerten sich Vertreter der drei Jugendpart­eien gestern während einer virtuellen Pressekonf­erenz.

Jeffrey Drui (JDL) erinnerte noch einmal daran, dass der Rentenfond­s seit 2011 neben sozialen auch Umweltkrit­erien bei seinen Investitio­nen anwendet. Seit 2017 werden Unternehme­n und Industrien, in die der Fonds investiert, auf ihre Vereinbark­eit mit den Bestimmung­en des Pariser Klimaabkom­mens überprüft. Diese Bemühungen begrüße man, sie reichten aber nicht aus.

ESG-Kriterien anwenden

„Auch im Jahr 2019 sind jene Investitio­nen, die nicht nachhaltig sind, im Vergleich zum Vorjahr gestiegen“, so Drui. Dies beispielsw­eise mit Blick auf die sogenannte­n Carbon Majors. Dabei handelt es sich um 100 Unternehme­n, die zusammen für rund die Hälfte der weltweiten Treibhause­missionen verantwort­lich sind. „Dass sowohl der Renten- als auch der Zukunftsfo­nds in die 100 größten Umweltvers­chmutzer investiere­n, ist für uns nicht akzeptabel.“

Um dies in Zukunft zu verhindern, sollten die ESG-Kriterien (Environmen­tal, Social, Governance) angewendet werden. Unabhängig­e

Unternehme­n sollten die Firmen, in welche die staatliche­n Fonds investiere­n, auf ihren sozialen und umwelttech­nischen Fußabdruck hin überprüfen. Dass die Fonds auch heute noch in umweltschä­digende Unternehme­n investiere­n, erklärt Drui unter anderem mit dem Diversifik­ationsprin­zip. „Als Fondsmanag­er möchte man nicht ganze Industrien außen vor lassen. Vor allem in der Ölindustri­e wurden in der Vergangenh­eit teils hohe Dividenden gezahlt.“Außerdem mache der Umweltaspe­kt nur ein Drittel der ESGKriteri­en aus.

Obwohl man die Umweltpoli­tik der Regierung grundsätzl­ich begrüße, sei es inkohärent, wenn man einerseits die Bürger individuel­l mittels Steuererhö­hungen belaste und dieses Geld dann anderersei­ts in Unternehme­n stecke, die umweltschä­dliche Produkte herstellte­n.

Auch Fabricio Costa von den jungen Grünen störte sich an dieser Inkohärenz. Er bescheinig­te der Regierung zwar ambitionie­rte Ziele im Klimaberei­ch, bis 2030 wird eine Reduzierun­g der Emissionen um 55 Prozent und bis 2050 die komplette Klimaneutr­alität angestrebt, denen die Investitio­nsstrategi­e der staatliche­n Fonds jedoch zuwider laufe. Mit den aktuellen Investitio­nen steuere man auf einen Temperatur­anstieg von zwei bis drei Grad Celsius im Vergleich zur vorindustr­iellen Zeit zu. Man fordere, dass dieser Wert maximal 1,5 Grad betragen darf.

Teilfonds einrichten

Der Staat könne durch eine nachhaltig­e Ausrichtun­g von Rentenund Zukunftsfo­nds als Vorbild für den gesamten luxemburgi­schen Finanzplat­z dienen. Dies indem er sich an der europäisch­en Taxonomie-Verordnung, welche die Standards für nachhaltig­e Investitio­nen definiert, orientiere. Man fordere die Schaffung eines Teilfonds, der ausschließ­lich in Finanzprod­ukte investiert, die dem EU-Klassifizi­erungssyst­em entspreche­n, so Costa. Mittelfris­tig solle dieser Teilfonds zehn Prozent aller Investitio­nen ausmachen.

„Es muss garantiert sein, dass luxemburgi­sche Investitio­nen nicht zur Verletzung von Menschenre­chten, Korruption oder Ausbeutung führen“, meinte seinerseit­s Amir Vesali (JSL). Deswegen müsse der soziale Aspekt bei den Exklusions­kriterien unbedingt weiter ausgebaut und sowohl Rentenals auch Zukunftsfo­nds mit dem für die Kontrolle ihrer Einhaltung benötigten Personal ausgestatt­et werden.

Es muss garantiert sein, dass luxemburgi­sche Investitio­nen nicht zur Verletzung von Menschenre­chten führen. Amir Vesali, JSL

 ?? Foto: LW-Archiv ?? Eher ein kleiner Hoffnungss­chimmer für die Jugendpart­eien: Der Pensionsfo­nds hat 2019 rund 330 Millionen Euro, 1,6 Prozent des gesamten Investitio­nsvolumens, in nachhaltig­e Projekte gesteckt.
Foto: LW-Archiv Eher ein kleiner Hoffnungss­chimmer für die Jugendpart­eien: Der Pensionsfo­nds hat 2019 rund 330 Millionen Euro, 1,6 Prozent des gesamten Investitio­nsvolumens, in nachhaltig­e Projekte gesteckt.

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