Luxemburger Wort

Expedition mit Köpfchen

„Call of the Sea“lässt Gamer auf den Spuren einer untergegan­genen Zivilisati­on wandeln

- Von Matthias Probst Screenshot­s: Hersteller

Norah hat ein simples Ziel vor Augen: Sie will ihren Mann Harry wiedersehe­n. Dafür reist sie bis ans Ende der Welt – oder eben in die Nähe von Tahiti. Denn dort wurde Norahs Mann Harry zum letzten Mal gesehen, als er als Teilnehmer einer Expedition eine mysteriöse Insel besucht hat. Nur ist das schon Wochen her und seitdem hat Norah nichts mehr von ihrem Gatten gehört. Also beschließt sie, selbst auf die Insel zu reisen – koste es, was es wolle.

Der schwedisch­e Publisher Raw Fury und das spanische Studio Out of the Blue Games werfen den Spieler in „Call of the Sea“mitten in die große Erkundungs- und Expedition­szeit der 1930er-Jahre. Es war eine Zeit, in der Abenteuer großgeschr­ieben wurden und die Welt noch viele unbekannte Flecken aufzuweise­n hatte. Abenteuerr­omane florierten und es gab unzählige Expedition­en in verborgene Winkel auf dem gesamten Globus. Es ging oftmals an Orte, die nie zuvor von Menschen betreten worden waren. In den Gedanken der meisten Forscher konnte quasi alles dort auf uns warten. Und genau diese Spannung und den Pionier-Geist hieven die Entwickler in „Call of the Sea“auf den Bildschirm.

Wo steckt Gatte Harry?

Das Abenteuer wird stets aus der Ich-Perspektiv­e erzählt: Mit Norahs Augen geht es auf Erkundungs­tour. Zunächst auf einem wippenden Schiff, bis man am Strand der mysteriöse­n Insel zurückgela­ssen wird. Die Einheimisc­hen fürchten dieses Eiland nämlich. Bis auf die Hände und Arme bekommt man von Norah selbst nicht viel zu Gesicht: Aber das Abenteuer ist fantastisc­h vertont – wenn auch auf Englisch. Zu jedem Gegenstand oder jeder Situation macht sich Norah Gedanken.

Als Spieler findet man sich schnell in ihrem Körper zurecht und erkennt, was sie antreibt.

Die Handlung steht bei „Call of the Sea“eindeutig im Mittelpunk­t – daher wird an dieser Stelle auch nicht viel darüber verraten: Norah leidet an einer merkwürdig­en Krankheit, der sie massige schwarze Flecken auf der Haut zu verdanken hat. Jeden Tag wird sie schwächer. Ihr Mann Harry, ein angesehene­r Archäologe, glaubt auf der Insel die Heilung für Norahs Krankheit gefunden zu haben.

Fast täglich schreibt er seiner Frau. Doch dann stoppt der Fluss an Briefen. Ist ihrem geliebten Mann etwas zugestoßen? Hat er die Wahrheit herausgefu­nden? Die Frage nach Harrys Verbleib treibt die Story voran – und wirft den Spieler immer tiefer in dieses packende Abenteuer hinein.

„Call of the Sea“wird in sechs Kapiteln samt einem Prolog erzählt. Der Verlauf ist streng linear. Nur kurz vor Ende darf eine Entscheidu­ng gefällt werden, die eine der beiden Endsequenz­en auslöst. Bis es so weit ist, muss Norah jedoch einige Rätsel lösen. Dabei muss sie in jedem Kapitel Hinweise sammeln und sollte sich die Gegend genau anschauen.

Es wird keinerlei Geschick am Kontroller verlangt, zum Einsatz kommen eher die grauen Zellen. Weder Kämpfe noch knifflige Hüpfpassag­en erwarten Norah auf ihrem Trip zum Herzen der Insel. Sind es zu Beginn noch recht einfache Schalterrä­tsel, warten später fordernde, aber immer faire Denkaufgab­en auf die Gamer. Die Lösung zu sämtlichen Rätseln ist in der Umgebung zu finden.

Das Entwickler­team hat sich für einen comichafte­n Look entschiede­n, der perfekt mit der Kulisse des Abenteuers harmoniert. Denn durch den Grafikstil wird das Märchenhaf­te dieser Erzählung unterstric­hen. Aus Sicht der Entwickler ganz schön praktisch – hat man sich damit doch auch eine Menge Ressourcen für die Erstellung fotorealis­tischer Oberfläche­n gespart. Doch „Call of the Sea“gewinnt tatsächlic­h viel Atmosphäre mit dieser Grafikrich­tung.

Intensiver Ausflug

Mit insgesamt fünf bis sieben Stunden ist „Call of the Sea“vielleicht nicht das umfangreic­hste Spiel, aber dennoch ein intensiver Ausflug in die Welt der Abenteuer und Mysterien. Besonders Spieler, die es gerne etwas ruhiger angehen lassen, werden hier auf ihre Kosten kommen. Vieles spielt sich zudem nur im Kopf des Gamers ab, was allerdings auf ein erfolgreic­hes Konzept seitens der Programmie­rer hinweist. Wer also dem Drang nach Abenteuer und Entdeckung nicht widerstehe­n kann, der sollte sich auf seiner Xbox oder dem PC dieser geheimnisv­ollen Insel widmen.

 ??  ?? Das Game „Call of the Sea“– erhältlich für die Konsolen der Xbox-Familie und den PC – entführt die Spieler auf eine idyllische Insel. Doch hinter Palmen und Co. verbergen sich zahlreiche Geheimniss­e.
Das Game „Call of the Sea“– erhältlich für die Konsolen der Xbox-Familie und den PC – entführt die Spieler auf eine idyllische Insel. Doch hinter Palmen und Co. verbergen sich zahlreiche Geheimniss­e.
 ??  ?? Die grauen Zellen sind gefragt: Der Spieler muss als Protagonis­tin Norah zahlreiche Rätsel lösen.
Die grauen Zellen sind gefragt: Der Spieler muss als Protagonis­tin Norah zahlreiche Rätsel lösen.
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