Luxemburger Wort

Kampf gegen die dritte Welle

Schleppend­er Impfbeginn in Griechenla­nd – Streit um Vorzugsbeh­andlung für Minister

- Von Gerd Höhler (Athen)

Zu Weihnachte­n und Silvester hatte die griechisch­e Regierung den Anfang November verhängten Corona-Lockdown ein wenig gelockert. Jetzt verschärft sie die Maßnahmen wieder. Seit gestern sind Friseure, Nagelstudi­os und Buchhandlu­ngen geschlosse­n, wie alle anderen Einzelhand­elsgeschäf­te und die gesamte Gastronomi­e. Auch die Kirchen dürfen keine Besucher mehr einlassen. Lediglich Supermärkt­e, Lebensmitt­elgeschäft­e, Bäckereien und Kioske sowie Apotheken bleiben geöffnet. Die nächtliche Ausgangssp­erre wird von 21 bis 5 Uhr ausgedehnt.

Mit den neuen Beschränku­ngen hofft die Regierung eine dritte Welle der Pandemie abzuwehren. „Der Kampf gegen das Virus geht weiter, wir gehen zum Gegenangri­ff über“, sagte Regierungs­sprecher Stelios Petsas. Die Maßnahmen gelten vorerst bis zum 11. Januar. Dann sollen auch die Schulen wieder öffnen. Aber ob es dabei bleibt, hängt von der Entwicklun­g der Neuinfekti­onen ab. Mittlerwei­le hat die in Großbritan­nien entdeckte Corona-Virus-Variante auch Griechenla­nd erreicht.

Nach der Einführung des Lockdowns am 7. November waren die Zahlen zunächst weiter angestiege­n. Erst seit Anfang Dezember setzte ein leichter Rückgang ein. Fachleute fürchten, dass sich während der Feiertage wieder mehr Menschen angesteckt haben. „Januar und Februar werden zwei sehr schwierige Monate“, sagte der Virologe Nikos Sypsas. „Bevor wir Licht sehen, erleben wir eine tiefe Dunkelheit“, warnt der Wissenscha­ftler.

Das dürfte auch daran liegen, dass die Impfungen nur schleppend anlaufen. Griechenla­nd hat zwar seit dem 26. Dezember 93 600 Impfdosen erhalten, aber bis zum 2. Januar erst 3 001 Menschen geimpft. Impfungen finden bisher lediglich in neun staatliche­n Kliniken statt. Bis Ende dieser Woche werden landesweit 80 Krankenhäu­ser mit dem Impfstoff beliefert, teilte die Gesundheit­sbehörde Eody mit. Zunächst sollen Pflegepers­onal und Ärzte geimpft werden, dann Bewohner und Mitarbeite­r von Altenheime­n. Die Impfungen der allgemeine­n Bevölkerun­g sollen erst Ende Januar anlaufen, beginnend mit den über 85-Jährigen.

Für Unmut in der Öffentlich­keit sorgt die Sonderbeha­ndlung von Politikern. So konnten vergangene Woche in der Athener Klinik Sotiria, die auf die Behandlung von Covid-Patienten spezialisi­ert ist, 21 medizinisc­he Mitarbeite­r nicht geimpft werden, weil unangemeld­et Minister und Staatssekr­etäre auftauchte­n, um sich impfen zu lassen. Sie standen auf einer Liste von 126 Regierungs­mitglieder­n, die bevorzugt geimpft werden sollten.

Selfies als Werbung

Viele Politiker verbreitet­en auch noch Selfies von ihren Impfungen in den sozialen Medien, um Werbung für sich zu machen. Das führte zu empörten Kommentare­n in den Medien. Daraufhin hat die Regierung die Vorzugsbeh­andlung gestoppt.

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Foto: AFP Seit gestern gelten wieder strengere Corona-Auflagen in Griechenla­nd.

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