Vernebelter Ausblick
Covid-19 und Konjunkturschwäche: Mehr Volatilität im Anzug – Keine nachhaltige Erholung vor Jahresmitte
Nach einem turbulenten Jahr, in dem der US-Aktienmarkt trotz Corona-Pandemie neue Höchstwerte erzielte, blicken die Investoren mit vorsichtigem Optimismus in die Zukunft. Angesichts enttäuschender Wirtschaftsdaten und Sorgen vor einer neuen Ansteckungswelle stehen in der ersten Jahreshälfte schwache Gewinnen und mehr Volatilität ins Haus.
Die verkürzte Handelswoche zwischen Weihnachten und Sylvester endete im grünen Bereich: Der Dow-Jones-Index und der S&P-500 stiegen um jeweils fast 1,4 Prozent auf Rekordabschlüssen von 30 606 bzw. 3 756 Punkten. Der Nasdaq legte 0,65 Prozent auf 12 888 zu. Im Rückspiegel sind das bescheidene Ergebnisse, wenn man bedenkt, dass die Aktien im Februar und März innerhalb weniger Wochen in eine Baisse stürzten, die in eine robuste Rally einmünden sollte.
Für das Gesamtjahr 2020 wies der S&P ein Plus von 16,26 Prozent aus und hat in den vergangenen zwei Jahren knapp 50 Prozent zugelegt. Der Dow verbesserte sich im Jahr 2020 um 7,25 Prozent und der Nasdaq gewann 43,64 Prozent.
Konjunktur im Dezember abgeflaut
Jüngsten Daten zufolge ist die Konjunktur aktuell eher schwach aufgestellt, so dass ein nachhaltiger Kursanstieg vor Jahresmitte unwahrscheinlich erscheint. So hat sich die Stimmung unter den Verbrauchern im Dezember unerwartet deutlich abgeschwächt. Volkswirte hatten mit einem Zuwachs gerechnet. Zwar wuchs das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal aufs Gesamtjahr bezogen um 33,4 Prozent, doch auch dieser Zuwachs
verfehlte angesichts eines milliardenschweren Hilfspakets die Erwartungen.
Auch das vorige Woche nach zähen Kongressverhandlungen geschnürte zweite Hilfspaket im Volumen
von 900 Milliarden Dollar wird vermutlich nicht reichen, um einen harten Winter zu vermeiden. Präsident Trump gelang es auch nicht, mehr Geld für Covid19-Erleichterung in die Taschen amerikanischer Familien zu stecken. Der scheidende Präsident hatte 2 000 Dollar gefordert, doch der Kongress genehmigte mit Unterstützung seiner eigenen republikanischen Parteigenossen nur 600 Dollar. Für Unsicherheit sorgt nicht zuletzt die für morgigen Dienstag anberaumte Stichwahl für beide Senatsmandate im USGliedstaat Georgia. Sollten beide republikanischen Kandidaten den Kürzeren ziehen, würde Trumps Partei ihre aktuelle Mehrheit im Senat verlieren. Alle drei wichtigsten Instanzen – Präsident, Senat und Repräsentantenhaus – würden dann von den Demokraten beherrscht.
Angespannter US-Arbeitsmarkt
Allgegenwärtig bleibt derweil die Pandemie. Am Silvestertag hatte die Seuchenbehörde CDC einen neuen Rekord bei der Zahl der Todesfälle gemeldet.
Mit Spannung blicken die Investoren deswegen auf die Wirkung der Massenimpfungen gegen das Corona-Virus. Von Interesse ist ferner der Arbeitsmarktbericht am kommenden Freitag für Dezember. Schätzungen zufolge wurden außerhalb der Landwirtschaft nur noch 114 000 Stellen geschaffen nach 245 000 Jobs im November.
Einen Vorgeschmack auf diese Zahlen liefern zwei Tage zuvor die Daten der privaten Arbeitsagentur ADT, die mit einem Stellenzuwachs von 200 000 rechnet nach 307 000 im November. Einen weiteren Einblick in die aktuelle Konjunkturlage vermittelt am Dienstag der Monatsbericht der US-Einkaufsmanager für das verarbeitende Gewerbe. Prognosen gehen von einer Abschwächung im Dezember gegenüber November aus. Dennoch geben sich die meisten vorsichtig optimistisch. Die Notenbank werde mit ihrem anhaltenden Niedrigzinskurs dafür sorgen, dass dem Land eine Rezession erspart bleibt, heißt es.