„Ich hoffe auf ganz viele Umarmungen“
Die deutsche Schauspielerin Jessica Schwarz über ihren neuen „Schwarzwaldkrimi“, Übersinnliches und Selbstzweifel
Nach dem Mystery-Thriller „Und tot bist Du!“wird das Ermittlerduo Maris Bächle (Jessica Schwarz) und Konrad Diener (Max von Thun) im Krimi „Waldgericht“einmal mehr mit den unheimlichen Seiten des Schwarzwaldes konfrontiert. Das ZDF strahlt den Zweiteiler heute und morgen jeweils um 20.15 Uhr aus. LW-Mitarbeiter André Wesche sprach vorab mit Hauptdarstellerin Jessica Schwarz (43).
Jessica Schwarz, wie geht es Ihnen in dieser seltsamen Zeit?
Meine Freundin und ich haben erst kürzlich darüber gesprochen, dass es sich so anfühlt, als sei man in einem Paralleluniversum gefangen. Und man fragt sich, ob man die normale Welt irgendwann wieder betreten darf. Mir selbst geht es soweit gut. Es ist toll, dass ich drehen konnte und kein kompletter Stillstand herrschte. Unterhaltung wird gebraucht, vor allem in solchen Zeiten.
Wie hat sich die Arbeit gestaltet?
Sie hat neue Anstrengungen und einen gewissen Druck mit sich gebracht. Zum einen begannen die Dreharbeiten später als geplant und man konnte nur hoffen, einigermaßen gut durch das Jahr zu kommen. Hinzu kommt, dass man mindestens zweimal in der Woche getestet wird und immer auf ein negatives Ergebnis hofft. Es ist schon eine Verantwortung, die man da trägt. Und das macht auch etwas mit einem. Trotzdem will man seiner Rolle gerecht werden und einen tollen Film machen. Mitte Dezember ist meine letzte Klappe für die zweite Staffel von „Biohackers“gefallen. Dann hatte ich auch meinen letzten Corona-Test – ich glaube, es war der 38.. Ich bin froh, wenn das auch mal ein Ende findet.
Der „Schwarzwaldkrimi“hat auch viele Mystery-Elemente. Sind Sie ein völlig rational denkender Mensch oder ist da auch Platz für das Mythische und Fantastische?
Bei mir ist dafür jede Menge Platz. Das hat schon sehr früh angefangen. Ich weiß gar nicht, wieso und warum mich das schon als Kind immer so begeistert hat. Ich bin ein sehr erdbezogener
Mensch und versuche viel aus meinem Bauchgefühl herauszulesen. Ich höre sehr genau auf meine Intuition. In anderen Ländern wird das viel stärker gelebt, weil die Menschen dort noch viel näher mit der energetischen Welt verbunden sind. Als kleines Kind hatten wir noch keine Hausbrauerei, sondern ein kleines Geschäft, in dem es auch Zeitschriften gab. Samstags war es mein erster Weg, die neuesten Spuk- und Geistercomics zu besorgen. Ich bin auch sehr gern nachts über Friedhöfe gewandelt. Ich hatte eine GruftiPhase und nur schwarze Klamotten im Schrank. Als ich 1993 bei der „Bravo Boy & Girl“-Wahl gewonnen habe, hat man eine Homestory gemacht. Die Fotografen mussten mit dem Kleiderschrank meiner Schwester vorlieb nehmen, weil bei ihr auch bunte Sachen drin waren, bei mir hingegen nur schwarze. Das war ihnen zu düster. Ich habe schon als Kind Stephen-King-Bücher gelesen und heimlich vor dem Fernseher gesessen, als „Friedhof der Kuscheltiere“lief.
Aberglaube ist unter Schauspielern weit verbreitet, vor allem am Theater. Sind Sie selbst abergläubisch?
Das Gute ist, dass ich diese ganzen „Regeln“immer vergesse. Muss die schwarze Katze nun von rechts nach links laufen oder umgekehrt? Ich mogle mich ein bisschen um diesen Aberglauben herum. Ich mag das Schicksal ganz gerne, die Tatsache, dass Dinge einfach passieren. Manchmal setzt sich das Schicksal direkt vor einen und man muss damit umgehen.
Dann kommen wieder das Bauchgefühl und die Intuition ins Spiel.
Geht Ihnen das Herz auf, wenn Sie barfuß durch den Wald laufen, fühlen Sie sich der Natur sehr verbunden?
Ja, absolut. Man kann mich auch schonmal im Wald einen Baum umarmen sehen. Man weiß ja inzwischen, dass die Natur auch miteinander kommuniziert. Diese Verflechtungen der Natur zu spüren, ist etwas sehr Schönes. Bei den Dreharbeiten musste ich aber wirklich durchs Unterholz und habe mich am Ende auch ein bisschen verletzt. Das war nicht die schönste, moosige Wiese, die man sich vorstellt. Das hat schon überall gezwickt und gepikt. Also Augen zu und durch! Aber ich laufe schon sehr viel barfuß. Sobald irgendwo die Möglichkeit besteht, die Schuhe loszuwerden, sind die weg. Ich habe schon einen ganz guten Grip, würde ich sagen. (lacht)
Der Film ist in erste Linie Unterhaltung, aber es werden auch Themen wie Mobbing, eine drohende Abschiebung und das Schicksal der Leiharbeiter aufgegriffen. Sind solche Aspekte Pluspunkte, wenn Sie ein Drehbuch lesen?
Auf jeden Fall. Die Kultur, die Kunst und die Filmindustrie schulden es ihren Zuschauern, immer wieder auch auf Ungerechtigkeiten politischer, zwischenmenschlicher oder sozialer Art aufmerksam zu machen. Das sind dann schon die Stoffe, die einen interessieren und auf die man sich freut. Man bearbeitet diese Themen anders, man geht noch gewissenhafter damit um. Autoren und Regisseure machen sich noch einmal schlau, damit kein Halbwissen in Umlauf gebracht wird.
Im Film gibt es eine Figur, die Menschen Selbstvertrauen verleiht. Wer hat Sie auf Ihrem beruflichen Weg unterstützt, gab es einen Mentor?
Ja. Mein Manager Christian Jerger ist nun schon seit über zwanzig Jahren an meiner Seite. Er hat mich immer wieder inspiriert und fängt mich auf, wenn es mir mal schlecht geht. Er kann zuhören und gibt gute Ratschläge. Christian hat immer darauf geachtet, dass es weitergeht und kein Stillstand
entsteht. Ich kann mich voll auf meine Filmarbeit konzentrieren, weil er mir das ganze Drumherum abnimmt. Er beschützt mich. Es ist ein Geben und Nehmen. Es ist toll, wenn man so jemanden hat.
Kennen Sie trotzdem noch Selbstzweifel?
Oh ja, sehr. Ich habe kurz vor unserem Gespräch zwei Drehtage hinter mich gebracht, die mich sehr verunsichert haben. Ich habe die Änderungen sehr schwieriger Texte nicht rechtzeitig bekommen, die ich eine Woche lang bis zum Umfallen gelernt hatte. Diese Änderung am Abend vor dem Drehtag zu erhalten, hat mich kurzzeitig wieder so sehr an allem zweifeln lassen, vor allem an mir. Auch wenn es gar nicht meine Schuld war. Ich war schon sehr unglücklich. Das hat sich dann bis in den nächsten Tag mit hineingezogen. Ich war wahnsinnig verunsichert und nicht voll bei der Sache. Die Kollegen wussten natürlich Bescheid, aber das hat lange nachgehallt.
Ich bin sehr gern nachts über Friedhöfe gewandelt.
Man kann mich auch schonmal im Wald einen Baum umarmen sehen.
Haben Sie mit „You Are Wanted“, „Biohackers“und demnächst „Blackout“das Format der Serie für sich entdeckt?
Bei „You Are Wanted“wusste ich, dass es für meine Figur nicht weitergehen wird. Bei „Biohackers“habe ich mich gefreut, dass man die Serie fortführt. Aber man will natürlich auch immer für andere Projekte offenbleiben. Ich hatte lange keine Lust, in eine Reihe oder Serie einzusteigen, weil man dadurch so gebunden ist. Ich fand den Film auch stets spannender als das Theater, weil ich jemand bin, der gerne immer wieder neue Erfahrungen sammelt. Ich wollte nicht jahrelang mit einem Theaterstück beschäftigt sein. Heute glaube ich, dass das auch toll sein kann, weil man ja auch eine Entwicklung durchläuft und dieses Potenzial auch wieder auf die Figur überträgt.
Die Serien finde ich wirklich interessant. Es ist toll, mitzuerleben, was die Autoren bei der nächsten Staffel aus den Figuren herausholen und was ein Charakter für Phasen durchlaufen kann. Das macht schon Spaß. Ich bin auch selbst ein großer Seriengucker.
Ich verliebe mich in die einzelnen Rollen und kann nicht erwarten, dass es weitergeht.
Welche Hoffnungen und Wünsche haben Sie für 2021?
Ich hoffe auf ganz viele Umarmungen! Ich wünsche mir, dass man sich endlich wieder in die Arme fallen und gemeinsam tanzen gehen kann. Ich freue mich auf wilde Partys mit Freunden und hoffe, dass man nicht mehr so eine Achterbahnfahrt wie in diesem Jahr erleben muss.