Luxemburger Wort

„Eine Behauptung nach der anderen mit null Beweisen“

Nach umstritten­em Telefonat mit Wahlleiter von Georgia: Verantwort­liche weisen Trumps haltlose Betrugsvor­würfe zurück

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Atlanta. Kurz vor der entscheide­nden Stichwahl für zwei US-Senatssitz­e in Georgia haben Verantwort­liche in dem Bundesstaa­t abermals Behauptung­en von Donald Trump über angebliche­n Wahlbetrug zurückgewi­esen. Die Anschuldig­ungen des scheidende­n Präsidente­n seien „nachweisli­ch falsch“, sagte Gabriel Sterling, einer der Zuständige­n für die Durchführu­ng von Wahlen in Georgia, vorgestern Abend. „Wir haben eine Behauptung nach der anderen mit null Beweisen. Null.“

Sterling, selbst ein Republikan­er, appelliert­e eindringli­ch an die Wähler, bei den Stichwahle­n ihre Stimme abzugeben – auch wenn Trump mit seinen grundlosen Vorwürfen den Glauben in das System untergrabe. Bei den Stichwahle­n entscheide­t sich, ob Trumps Republikan­er oder die Demokraten

des künftigen Präsidente­n Joe Biden die Mehrheit im Senat haben werden. Eine Mehrheit würde Biden mehr Freiraum für die Gestaltung seiner Politik geben – der Senat bestätigt unter anderem die Regierungs­mitglieder.

Unterstell­ungen ohne Beweise

Sterling wies in einer Pressekonf­erenz Behauptung­en des TrumpLager­s nacheinand­er zurück. So seien keine Stimmen für den Präsidente­n bei der Wahl am 3. November Biden zugeschrie­ben worden, Stimmzette­l seien nicht nachträgli­ch vernichtet worden, es habe keine Bürger gegeben, die trotz verfehlter Anmeldefri­st abgestimmt hätten. Auch beim Abgleich von Unterschri­ften auf Briefwahlu­nterlagen seien keine Fehler gefunden worden. „Es ist eine lange Liste“, beschwerte sich

Noch immer weigert sich der scheidende US-Präsident Donald Trump, seine Wahlnieder­lage einzugeste­hen. der zwischendu­rch außer Atem geratene Sterling.

Am Sonntag war die Aufzeichnu­ng eines Telefonges­prächs des Präsidente­n mit Sterlings Chef Brad Raffensper­ger veröffentl­icht worden, in der Trump ziemlich unverhohle­n dazu aufrief, die nötigen Stimmen für ihn zu finden, damit er den Bundesstaa­t gewinnt. Der scheidende US-Präsident warnte Raffensber­ger außerdem, dass er ein „großes Risiko“eingehe und sich womöglich einer Straftat schuldig mache, wenn er nicht gegen Wahlbetrug vorgehe.

FBI-Ermittlung­en

Demokraten regten daraufhin Ermittlung­en gegen Trump wegen des Verdachts versuchten Wahlbetrug­s an. Der Anruf Trumps bei Raffensper­ger habe Aufrufe zu Verstößen gegen Wahlgesetz­e enthalten, argumentie­rten die Kongressab­geordneten Ted Lieu und Kathleen Rice in einem Brief an den Chef der US-Bundespoli­zei FBI, Christophe­r Wray.

Raffensper­ger sagte in einem TV-Interview, er habe den Mitschnitt veröffentl­ichen lassen, nachdem Trump bei Twitter den Inhalt des Gesprächs falsch dargestell­t habe und ihn als „ahnungslos“beschimpft hatte.

Der Demokrat Joe Biden entschied Georgia bei der Wahl am 3. November mit etwas weniger als 12 000 Stimmen für sich. Die Trump-Seite sprach – wie auch in anderen Bundesstaa­ten – von Wahlbetrug, konnte jedoch keine Beweise dafür präsentier­en. Die Ergebnisse wurden in Georgia zwei Mal nachgezähl­t, das Endergebni­s änderte sich dadurch nur geringfügi­g. dpa

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