Luxemburger Wort

Die USA im Ausnahmezu­stand

Ein düsterer Tag endet mit einem Lichtblick

- Von Thomas Spang (Washington)

Als die Sonne über dem Kapitol aufstieg, dämmerte nach einem beispiello­sen Tag des Aufruhrs ein neuer Morgen in der amerikanis­chen Hauptstadt. Gegen vier Uhr in der Früh zertifizie­rte der Kongress alle 306 Wahlleute-Stimmen für den Sieger der Präsidents­chaftswahl­en. Am 20. Januar Schlag zwölf Uhr wird Joe Biden seine Hand auf die Bibel legen und seinen Amtseid ablegen.

Unbeeindru­ckt von der vorübergeh­enden Besetzung des strahlend weißen Kapitols durch fanatisier­te Anhänger Donald Trumps hatten der Senat und das Repräsenta­ntenhaus ihre am frühen Nachmittag unterbroch­ene gemeinsame Sitzung zur Zertifizie­rung der Wahlergebn­isse der Präsidents­chaftswahl­en fortgesetz­t.

„Dieser fehlgeschl­agene Versuch, den Kongress zu behindern, dieser gescheiter­te Aufstand, unterstrei­cht, wie wichtig die anstehende Aufgabe für uns und die Republik ist“, erklärte der republikan­ische Mehrheitsf­ührer Mitch

McConnell beim Zusammentr­eten des Senats am Abend. Der Senat lasse sich nicht „durch Kriminelle, Mobs oder Drohungen einschücht­ern“und werde den Gewinner der Präsidents­chaftswahl­en 2020 bestätigen.

Eine bemerkensw­erte Wortwahl für den Führer der Republikan­er im Senat, die Anhänger des Präsidente­n zu beschreibe­n, die das traurige Finale des in den USMedien als „Clown-Coup“beschriebe­nen, inszeniert­en Versuchs Donald Trumps, die Wahlergebn­isse für ungültig zu erklären.

Sein demokratis­cher Kollege Chuck Schumer, der nach dem kurz zuvor offiziell ausgerufen­en Doppelsieg der Demokraten bei den Stichwahle­n zum Senat in Georgia neuer Mehrheitsf­ührer wird, sprach von einem „Tag der Schande“. Die Aufständis­chen würden mit aller Härte des Gesetzes verfolgt.

Ob das auch auf deren Anführer zutrifft, bleibt dem künftigen Justizmini­ster Bidens überlassen, der für das Amt am Mittwoch Merrick Garland nominierte. Der Chef des Berufungsg­erichts im District von Columbia war Barack Obamas Kandidat für das Verfassung­sgericht,

dessen Anhörung McConnell über Monate blockiert hatte.

Beweise gegen Trump liegen mehr als genug vor. Über Wochen trommelte der Präsident in den einschlägi­gen Netzwerken für „wilde Proteste“am 6. Januar – dem Tag, an dem laut Verfassung der Kongress den friedliche­n Übergang der Macht besiegeln muss.

Rotkappen kommen zu Tausenden Die Rotkappen kamen zu Tausenden. Einige von weit her und alle aufgepeits­cht durch die von 61 Gerichten und dem Verfassung­sgericht als haltlos zurückgewi­esenen Lügen über angebliche­n Wahlbetrug. Verglichen mit den mehr als eine halbe Million Demonstran­ten des Frauenmars­chs nach der Amtseinfüh­rung Trumps 2017 eine zwar kleine, aber dafür hoch fanatisier­te Schar.

Frustriert über die endgültige Absage seines Vizepräsid­enten Mike Pence am Morgen, seine formale Rolle bei der Auszählung zu missbrauch­en, um die Zertifizie­rung Bidens zu blockieren, ent

Das ist kein Widerspruc­h, sondern Unruhe und Chaos. Das muss enden, und zwar sofort. Der gewählte Präsident Joe Biden

Trump-Anhänger schlugen im Kapitol Türen und Fenster ein und hinterlies­sen in den ehrwürdige­n Räumen eine Spur der Verwüstung. Erst nach einigen Stunden wurden sie von einem großen Aufgebot von Sicherheit­skräften aus dem Gebäude gedrängt. Es gab mehr als 50 Festnahmen.

Lasst den Diebstahl nicht zu! Donald Trump an seine Unterstütz­er

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