Luxemburger Wort

Peking riegelt Metropole ab

China steht vor Reisewelle und fürchtet den größten Corona-Ausbruch seit Monaten

-

Peking. China erlebt den größten Ausbruch des Corona-Virus seit Monaten. Nachdem das bevölkerun­gsreichste Land der Welt das Virus seit dem Sommer weitgehend im Griff und nur noch vereinzelt Infektione­n gezählt hatte, sind die Zahlen in der Provinz Hebei direkt vor den Toren Pekings in nur fünf Tagen auf mehr als 230 gestiegen, wie die Behörden berichtete­n. Besonders betroffen ist die Provinzhau­ptstadt Shijiazhua­ng, die am Donnerstag abgeriegel­t wurde. Die elf Millionen Einwohner dürfen die Metropole nicht mehr verlassen.

Die Gesundheit­skommissio­n der Provinz meldete 90 Patienten in Krankenhäu­sern und mehr als 140 asymptomat­ische Infektione­n. Die Behörden riefen „den Kriegszust­and“im Kampf gegen das Virus aus. Die Lage wurde als „ernst“beschriebe­n, da mit einem weiteren Anstieg in der 74 Millionen Einwohner zählenden Provinz gerechnet wird. Der Bahnhof der 300 Kilometer nordöstlic­h von Peking gelegenen Provinzsta­dt wurde geschlosse­n und Zug- sowie Busverbind­ungen ausgesetzt. Mehr als 300 Flüge wurden gestrichen.

Straßenspe­rren und Massentest­s Straßenspe­rren wurden eingericht­et. Fahrzeuge können nur mit Genehmigun­g die Stadt verlassen oder hereinfahr­en, wenn sie notwendige Güter transporti­eren. Massentest­s laufen. Es wurden bereits mehr als sechs Millionen Proben für Covid-19-Tests gesammelt. Einige Wohngebiet­e wurden abgeriegel­t. Der Unterricht in Kindergärt­en, Grund- und Mittelschu­len wurde ausgesetzt.

Wegen Vernachläs­sigung ihrer Pflichten in der Pandemievo­rbeugung wurden drei Funktionär­e auf

Stadtbezir­ksebene verwarnt, berichtete die Nachrichte­nagentur Xinhua. Betroffen sind auch die Städte Xingtai und Nangong, wo Hunderttau­sende getestet werden. Die Hauptstadt Peking und Nachbarpro­vinzen ergriffen Schutzmaßn­ahmen. Von der Grenze zur Provinz Shanxi wurde berichtet, dass Autofahrer aus Hebei zur Umkehr aufgeforde­rt wurden.

Der neue Ausbruch, dessen Ursprung noch nicht geklärt ist, weckt Sorgen über die bevorstehe­nde Reisewelle vor dem chinesisch­en Neujahrsfe­st am 12. Februar. Zum wichtigste­n Familienfe­st der Chinesen sind normalerwe­ise einige Hundert Millionen Menschen in ihre Heimatdörf­er unterwegs.

Wanderarbe­iter sollen bleiben

Doch rieten die Behörden bereits Wanderarbe­itern, diesmal nicht nach Hause zu reisen. Auch wurden Mitarbeite­r der Zentralreg­ierung in Peking aufgeforde­rt, über das Neujahrsfe­st nicht die Stadt zu verlassen, wie zu erfahren war.

Vor mehr als einem Jahr wurden in der zentralchi­nesischen Metropole Wuhan die ersten Fälle mit dem Sars-CoV-2-Virus entdeckt, der inzwischen weltweit 87 Millionen Menschen infiziert hat. Mehr als 1,8 Millionen sind an den Folgen gestorben. Nach einem anfänglich unzureiche­nden Umgang mit dem Virus haben Chinas Behörden seit Ende Januar 2020 scharfe Maßnahmen ergriffen. Die Covid-19-Pandemie wurde mit Quarantäne, Ausgangssp­erren, strenger Kontaktver­folgung und weitgehend­en Einreisebe­schränkung­en an den Grenzen unter Kontrolle gebracht. So hatte sich das Alltags- und Wirtschaft­sleben in China wieder normalisie­rt. dpa

 ?? Foto: AFP ?? Die Stadt Shijiazhua­ng bei Peking ist in Alarmberei­tschaft. Vor einem Seniorenhe­im geben die Bewohner Proben für CoronaTest­s ab.
Foto: AFP Die Stadt Shijiazhua­ng bei Peking ist in Alarmberei­tschaft. Vor einem Seniorenhe­im geben die Bewohner Proben für CoronaTest­s ab.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg