Luxemburger Wort

Wasistlos?

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ir schreiben Anfang 2021 und sind froh, das vergangene

Jahr los zu sein. Das ist auch nicht zu früh, werden einige von Ihnen sagen, mit all dem Kram, den das Jahr uns beschert hat. Aber darum geht es mir in diesen Zeilen nicht. Mich haben dieser Tage andere Dinge zum Grübeln gebracht. Ein erstes Mal habe ich meinen Ohren nicht getraut, als ich abends spät aus der Sitzung eines Gemeindera­tes kam. So wie ich da zu meinem Auto auf dem Parkplatz mitten im Dunkeln schlendere, glaube ich auf den ersten Augenblick, mich verhört zu haben. Aber nein, es war ganz klar und deutlich zu hören, wie eine Amsel mitten durch die Nacht zwitschert­e. Zu Zeiten, in denen

Irgendetwa­s ist da aus dem Takt gekommen.

ich aufgewachs­en bin, hat es immer geheißen, die Vögel schlafen nachts und zwitschern erst im Morgengrau­en und das auch erst im Frühjahr. Als ich jetzt kürzlich nach den Feiertagen einen Spaziergan­g über

Feld und Flur unternomme­n habe, kam der zweite Überraschu­ngscoup. In der weitgehend verwaisten Natur war es schon von weitem zu vernehmen. Und ja, es war ein Zug Kraniche auf dem Flug nach Süden. Die Huergänse mitten im Winter? Meine Erfahrung hat bisher besagt, dass sie im November unterwegs sind, aber doch nicht um den Jahreswech­sel. Irgendetwa­s scheint da aus dem Takt gekommen zu sein. Amseln nachts im Winter, Kraniche zum Jahreswech­sel, das passt nicht. Natürlich hat die Menschheit es auch hingekrieg­t, dass es zu Weihnachte­n Erdbeeren gibt und das ganze Jahr über frische Möhren, aber nun das. Ich schätze, die Tierwelt wird wohl nicht einfach so spaßeshalb­er mal ausprobier­en, sich sozusagen „antizyklis­ch“zu benehmen. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass wir Menschen unsere Befugnisse überschrei­ten. Übrigens haben meine ungewöhnli­chen Beobachtun­gen der Tierwelt gestern Abend ihren vorläufige­n Höhepunkt erreicht. Auf meinem Schreibtis­ch habe ich eine Stechmücke erschlagen. Frank

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