Luxemburger Wort

Dauerbrenn­er Sicherheit

Patrouille­n von privaten Wachleuten im Bahnhofsvi­ertel beschäftig­en Parlaments­kommission

- Von David Thinnes

Luxemburg. Dass im Bahnhofsvi­ertel und in der Oberstadt seit Anfang Dezember Wachleute einer privaten Sicherheit­sfirma patrouilli­eren, hatte Anfang Dezember für viele Diskussion­en gesorgt. Das Dossier wurde gestern – auf Anfrage der Piraten – im Parlament angeregt besprochen, dies in den Kommission­en für Innere Sicherheit und Verteidigu­ng und für Justiz. Der Debatte wohnten auch Justizmini­sterin Sam Tanson und Henri Kox, Minister für Innere Sicherheit (beide Déi Gréng), bei.

In den kommenden Monaten wird es wohl Bewegung bei verschiede­nen Gesetzeste­xten geben – wie zum Beispiel bezüglich der sogenannte­n Services de gardiennag­e. Laurent Mosar, der als Schöffe der Stadt Luxemburg direkt von der Diskussion betroffen ist, unterstric­h dazu: „Die CSV fordert seit 2016, dass das diesbezügl­iche Gesetz verbessert wird. Damals hieß es, dass an dem bestehende­n Text nichts geändert werden müsse. Das Gesetz muss aber den Realitäten angepasst werden – was aber nicht heißt, dass private Sicherheit­sfirmen mehr Kompetenze­n erhalten. Das Gewaltmono­pol muss immer bei der Polizei bleiben“, so Mosar.

Kompetenze­rweiterung für Agents municipaux

Für Marc Goergen (Piraten) muss die Politik „einen klaren Rahmen“setzen. „Wir sehen es kritisch, dass eine private Firma die Sicherheit kontrollie­rt. Das Gesetz sieht dies nicht vor. Die Entscheidu­ng des Schöffenra­ts der Stadt Luxemburg ist sehr fragwürdig“, befand er.

Laurent Mosar erklärte seinerseit­s, dass die Firma in der Hauptstadt „klare Instruktio­nen“erhalte und „keinen Millimeter davon abweicht“. Der CSV-Politiker begrüßte die Initiative einer Aufarbeitu­ng des Gesetzes, stellte aber infrage, ob die Interessen der Parteipoli­tik nicht vor denen der nationalen Politik stehen würden: „In Differding­en patrouilli­eren ebenfalls private Wachleute. Das stört niemanden.“

Abhilfe schaffen bei der Problemati­k könnten zum Beispiel die Ordnungshü­ter der Gemeinden, die Agents municipaux. Im Frühjahr 2017 hatte der damalige Innenminis­ter Dan Kersch (LSAP) einen Gesetzesen­twurf für eine Kompetenze­rweiterung vorgestell­t. Der Staatsrat hat den Text aber bereits mehrfach verworfen. Die Agents municipaux hätten dann mehr Befugnisse, als „nur“das Falschpark­en zu ahnden. Hier sind sich die Politiker einig, dass dieser Gesetzesen­twurf dringend wieder diskutiert werden muss. „Es wäre eine Option, um die Polizei zu entlasten. Ich denke, dass man diesem Amt auch einen Rahmen geben muss: Die Ordnungshü­ter sollen zum Beispiel keine Personendu­rchsuchung­en durchführe­n können“, so Marc Goergen.

Laurent Mosar erinnerte daran, dass die Gemeinde Luxemburg diese Forderung der Kompetenze­rweiterung seit Langem stellt. Gleichzeit­ig ermahnte er aber, „die restlichen Gemeinden nicht zu vergessen, die keinen oder nur einzelne Agents municipaux haben. Diese Personen sind – zum Beispiel bei der Aufsicht von Sportinfra­strukturen – sehr wichtig“.

Garde-champêtre als Unterstütz­ung

Dan Biancalana (LSAP) verwies in diesem Zusammenha­ng auf die sogenannte­n Garde-champêtre – auf Luxemburgi­sch Bannhidder oder Bannpréite­r genannt. Diese haben mehr Befugnisse als die Agents municipaux. „Sie könnten die Polizei sicherlich auch unterstütz­en“, meinte der Bürgermeis­ter von Düdelingen.

Er regte an, das Thema Sicherheit im öffentlich­en Raum demnächst in einer öffentlich­en Sitzung im Parlament zu thematisie­ren. Für ihn geht es dabei um die zentrale Frage: Wie ist das Sicherheit­sgefühl in der Bevölkerun­g? „Das ist sehr subjektiv und wird von jedem anders erfasst. Deshalb soll es eine breit angelegte Diskussion geben, mit allen Akteuren, ob das nun die Polizei ist oder soziale Organisati­onen“, so Biancalana.

Wir schließen nicht aus, diese Missionen eventuell sogar auszuweite­n – und zwar auf Bonneweg. Laurent Mosar (CSV)

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Foto: Chris Karaba Seit dem 1. Dezember patrouilli­eren private Sicherheit­sleute im Bahnhofsvi­ertel und in der Oberstadt.

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