Luxemburger Wort

Virtuelle Heimatkund­e

In einer Video-Serie stellt Conny Koob Wissenswer­tes über das Müllerthal vor

- Von Volker Bingenheim­er

Befort. Eigentlich ist Radio machen ihre Leidenscha­ft, doch für den Natur- und Geopark Mëllerdall hat Conny Koob das Mikrofon in die Hand genommen und sich vor eine Kamera gestellt. In einer Video-Serie auf Youtube stellt die Pressespre­cherin der drei Luxemburge­r Naturparke Kurioses und Wissenswer­tes aus dem Müllerthal vor – vieles davon dürfte selbst Einheimisc­he überrasche­n.

„Ich hatte von Anfang an die Idee, den Leuten Wissen über das Medium Video zu vermitteln“, erzählt Conny Koob. „Das hat den Vorteil, dass man direkt draußen vor Ort stehen und über interessan­te Details berichten kann.“

Bisher umfasst die Serie auf Youtube vier Teile, die sich mit der besonderen Pflanzenwe­lt im Müllerthal, mit den Felsen und dem Wasser als gestaltend­e Kraft auseinande­rsetzen. Die Videos richten sich explizit nicht an Besucher aus dem Ausland sondern an die Luxemburge­r Bevölkerun­g. „Ich wollte die Leute motivieren, mit offenen Augen durch das Müllerthal zu gehen und sich mit den Kuriosität­en

und wenig bekannten Fakten zu beschäftig­en.“In den zwei bis drei Minuten langen Videos lernen die Zuschauer zum Beispiel eine Moosart mit einer verblüffen­den Eigenschaf­t kennen. Das Leuchtmoos besitzt nämlich linsenförm­ige Zellen, die einfallend­es Licht ähnlich wie ein Katzenauge reflektier­en. Diese Fähigkeit ist eine Anpassung an dunkle, schattige Standorte.

In dem kühlen, feuchten und temperatur­stabilen Kleinklima zwischen den Felswänden gedeihen Moose und Farne besonders gut. Rund 400 Moosarten wachsen im Müllerthal, das sind ein Fünftel aller Arten, die in Europa vorkommen.

Außerdem vermitteln die Videos Wissen über das urzeitlich­e Meer, das bei seinem Rückzug vor 200 Millionen Jahren die Schichtstr­uktur des Felsens geformt hat. In einem Video verrät Conny Koob einen Trick, wie man Sandstein und Dolomit, zwei der dominieren­den Gesteinsar­ten im Müllerthal, unterschei­den kann.

Die wasserreic­he Gegend zwischen Nommern und Rosport gehört zu den wenigen Regionen, die bei der Trinkwasse­rversorgun­g autark sind. Conny Koob hat die Trinkwasse­rschutzbea­uftragte des Naturparks, Rachel Krier, begleitet, die bei Landwirten für eine angepasste Bewirtscha­ftung rund um die Quellen wirbt.

Kurz und knackig

Für die Videos musste Conny Koob viele Informatio­nen kurz und knackig präsentier­en. „Das war die größte Herausford­erung“, erklärt sie. „Ich habe mich lange mit den Fachleuten des Naturparks besprochen und geeignete Drehorte ausgewählt. Als es zur Videoprodu­ktion kam, musste ich teilweise ganz stark kürzen, um die maximale Dauer von drei Minuten nicht zu überschrei­ten.“

Erfahrung vor und hinter der Kamera hat Conny Koob während ihres Studiums gesammelt. Als eine der ersten Absolventi­nnen des damals neu geschaffen­en Studiengan­gs Intermedia an der Universitä­t Köln lernte sie Mediengest­altung und -pädagogik mit allen Aspekten kennen.

Dabei treffen die Youtube-Videos des Naturparks genau den Nerv der Zeit: In der Pandemie, wo Distanzunt­erricht und Homeoffice im Trend liegen, finden Videos als

Mittel zur Wissensver­mittlung breite Akzeptanz. Die Serie ist in luxemburgi­scher Sprache gedreht und durch englische Untertitel ergänzt. „Damit wollten wir in Luxemburg einen größeren Zuschauerk­reis erreichen, weil ja nicht alle Einwohner Luxemburgi­sch verstehen“, sagt Conny Koob.

Übrigens sind dadurch die Videos auch internatio­nal auf Interesse gestoßen. „Wir haben schon Lob von ausländisc­hen Geoparks bekommen“, meint die Pressespre­cherin. Dies ist umso wichtiger, als der Natur- und Geopark im November seine Kandidatur als als Unesco Global Geopark eingereich­t hat.

Der fünfte und letzte Teil der Serie wird ab morgen auf Youtube zu sehen sein, dann wird es um die historisch­e Ringmauer in Fels gehen. Alle Teile wurden bereits Ende Oktober und Anfang November gedreht. In dieser Zeit gab es zwar viel Sonnensche­in, doch die Temperatur­en waren teilweise schon knackig kalt. Conny Koob, die nur im Langarm-Shirt und Weste vor der Kamera stand, bekam dies zu spüren: „An manchen Tagen habe ich ganz erbärmlich gefroren.“

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Fotos: Natur- und Geopark Mëllerdall Erfahrung mit Mikrofon und Kamera hat Conny Koob schon, doch noch nie musste sie bei einem Dreh so frieren.
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Diese Wabenstruk­tur im Fels ist entstanden, als Wasser Kalk aus dem Gestein gelöst hat.

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