Getrübte Vorfreude
Amateurclub Marine muss im Pokalduell gegen die Fußballstars aus Tottenham auf seine Fans verzichten
Achte Liga gegen Premier League: Was sich im ersten Moment so anhört, als würde ein Vertreter der höchsten Spielklasse in der Sommervorbereitung einen Test im Dorf bestreiten, ist in Wirklichkeit ein Pokalduell der Extreme. Am Sonntag trifft der AFC Marine, der sonst in der Northern Premier League Division One North West um Punkte kämpft, im FA-Cup auf Tottenham Hotspur.
Während der haushohe Favorit erstmals in der Saison in den Wettbewerb eingreift, musste der in Crosby nahe Liverpool ansässige Achtligist bereits sieben Qualifikationsrunden überstehen, um überhaupt in den Genuss dieses Duells zu kommen.
„Ich bin so stolz darauf, dass wir auf unserem Fußballplatz ein so prestigeträchtiges Spiel veranstalten dürfen“, ist die Vorfreude bei Marine-Präsident Dave Thompson riesengroß. „Ich bin sicher, dass unsere Besucher unsere Gastfreundschaft genießen werden. Für unsere Spieler ist es eine angemessene Belohnung für ihre bisherigen Bemühungen, nun zu Hause gegen Tottenham zu spielen“, so der Vorsitzende. Einziger Wermutstropfen ist die Tatsache, dass die Partie im 3 185 Zuschauer fassenden Rossett Park vor leeren Rängen stattfinden muss.
Erst zum zweiten Mal in seiner 127-jährigen Vereinsgeschichte steht Marine in der dritten FA-CupHauptrunde – und darf dabei auf die Unterstützung eines prominenten Anhängers zählen. Der in Crosby wohnhafte Ex-Profi Jamie Carragher, mit 737 Einsätzen Rekordspieler des FC Liverpool und oft bei Heimspielen der Amateurfußballer zu Gast, spendierte den Akteuren des Achtligisten spontan Aufwärmtrikots für das wohl größte Spiel ihrer Karriere.
Drei Erstligaduelle im FA-Cup
Wegen des riesigen Klassenunterschieds glaubt wohl niemand an eine Sensation. Diese gelang Marine bereits zwei Runden zuvor, als das Team mit dem Viertligisten Colchester United immerhin einen vier Klassen höher eingestuften Proficlub aus dem Rennen warf.
Für mindestens drei PremierLeague-Vereine wird das Abenteuer FA-Cup schon nach dem ersten Auftritt wieder beendet sein. Wolverhampton gegen Crystal Palace sowie Titelverteidiger Arsenal gegen Newcastle heißen zwei von drei Duellen zwischen Teams aus der englischen Eliteklasse.
Das Topspiel sollen Aston Villa und der FC Liverpool bestreiten, allerdings steht die Partie auf der Kippe. Bei Aston Villa wurde gestern Nachmittag ein Corona-Ausbruch unter den Spielern und dem Betreuerstab vermeldet. Bei Redaktionsschluss war noch keine Entscheidung über die Austragung der Partie gefallen.
Den Reds würde bei ihrer Rückkehr in den Villa Park nicht nur deswegen etwas mulmig zumute sein. Vor drei Monaten hatte der englische Meister im Punktspiel gegen entfesselt aufspielende Villans nicht den Hauch einer Chance und ging mit 2:7 unter. Auch in den jüngsten drei Pflichtspielen wirkte das Team von Trainer Jürgen Klopp zunehmend kraftlos und durfte gerade einmal einen Torerfolg bejubeln.
Spitzenspiele in Deutschland
In der Bundesliga finden am 15. Spieltag zwei Partien mit richtungsweisendem Charakter statt. Je nach Ausgang könnte der Kampf um die Tabellenspitze vorerst auf einen Dreikampf reduziert werden. Tabellenführer FC Bayern reist zum Traditionsduell nach Mönchengladbach und wird dort einen weiteren Versuch starten, endlich einmal nicht in Rückstand zu geraten.
Dies passierte den Bayern zuletzt acht Mal in Folge, trotzdem konnte das Team jedes Mal eine Niederlage verhindern. Wohlwissend, dass man sich darauf nicht allzu sehr verlassen sollte, ist der Rekordmeister gewarnt.
„Viele Fußballfans schauen auf dieses traditionelle, immer sehr bedeutende Duell. Jedes der kleinen Rädchen in unserer Mannschaft muss funktionieren, gegen die Bayern umso mehr“, weiß der Gladbacher Vizepräsident Rainer Bonhof aus eigener Erfahrung, worauf es gegen die Münchner ankommt. Mit einem Sieg würde die Fohlenelf zumindest wieder in die Nähe der Europapokalplätze gelangen. Nur auf Platz vier rangiert Dortmund,
das sich in Leipzig keinen weiteren Ausrutscher erlauben darf. Bei acht Punkten Rückstand auf die Bayern sowie sechs Zählern auf den morgigen Gegner könnte eine Niederlage in Leipzig das Aus im Titelrennen bedeuten. Die Leipziger Elf von Trainer Julian Nagelsmann strotzt zurzeit vor Selbstvertrauen. Seit neun Pflichtspielen sind die Sachsen ungeschlagen, zuletzt blieben sie vier Mal in Folge ohne Gegentor.
Die auf dem Papier einfachste Aufgabe aller Spitzenteams hat wohl Leverkusen, das gegen die schwächelnden Bremer als Favorit gilt. Mainz 05 möchte am Samstag (15.30 Uhr) im RheinhessenDerby gegen Frankfurt den ersten Heimsieg der Saison einfahren. Dabei hofft der Luxemburger Nationalspieler Leandro Barreiro, auch unter dem neuen Coach Bo Svensson zum Einsatz zu kommen.