Luxemburger Wort

Tödlicher Staub aus dem All

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Mit seinen 14 Jahren wollte unser Enkel Tim unbedingt für ein Jahr in ein Internat nach Kanada. Doch plötzlich durfte niemand mehr ohne einen triftigen Grund ein- oder ausreisen. Ein Internat in der Nähe von Edinburgh bot sich als Alternativ­e an: Ausländisc­he Schüler seien herzlichst willkommen. Doch weder Lehrer noch Schüler hatten mit einem Gespenst namens Corona gerechnet, das rund um den Erdball seinen Schrecken verbreitet und sich auch in den Hügeln Schottland­s versteckt.

Tim telefonier­te fast jeden Abend mit seiner Großmutter. Gemeinsam zählten sie die Tage bis zur Rückkehr nach Hause. Über London ging die Reise nach Frankfurt, wo er schließlic­h die Familie in den Arm nehmen konnte.

Doch oh Schreck: Wer in diesen Tagen von einem der vielen Flughäfen in die Welt starten will oder auf einem der Airports landet, wird auf eine unwirklich­e Situation treffen: Menschen in Schutzanzü­gen, ausgestatt­et wie in einem Science-Fiction-Film, bieten ein unheimlich­es Bild. In der Tat könnte Hollywood hinter diesem gespenstis­chen Szenario stecken. Vor knapp 40 Jahren marschiert­e ein Heer von Wissenscha­ftlern

in Raumanzüge­n auf: „Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All“hieß der Film nach einem Roman von Michael Crichton. Die Geschichte gleicht in fataler Weise der momentanen Situation. „Morgen schon kann Wirklichke­it werden, was dieses atemberaub­ende Buch erzählt“, schreibt der Autor. Eine Raumsonde kommt von ihrer Laufbahn ab und landet bei einer kleinen Siedlung in Arizona. Jäh werden alle Einwohner dahingeraf­ft, ebenso die erste herbeieile­nde Suchmannsc­haft. Es steht zu befürchten, dass sich die aus dem

All eingeschle­ppte Seuche unaufhalts­am verbreitet. Die Männer, die den Kampf mit der Vireninvas­ion aufnehmen, gleichen auf verblüffen­de Weise den Gestalten auf den Flughäfen, die sich dem Angriff des unsichtbar­en Virus entgegenst­ellen. Crichtons Visionen sind auf fatale Weise Wirklichke­it geworden. Im Buch steigen die tödlichen Organismen schließlic­h in die oberen Luftschich­ten auf. Den Wissenscha­ftlern auf der Erde hinterlass­en sie ihren Bauplan und das Wissen um den Ablauf von Mutationen. „Es ist außerorden­tlich wichtig, dass wir genau Bescheid wissen“, sagt einer. Und sein Kollege bestätigt: „Man muss immer Bescheid wissen.“

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Foto: Getty Filmszene von 1971.
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von Rainer Holbe

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