Luxemburger Wort

Wall Street: Chaos in Washington lässt Bullen kalt

Der Sturm auf das Kapitol löste ein politische­s wie mediales Erdbeben aus – das reicht aber nicht, um die Investoren zu erschütter­n

- Von Walter Pfaeffle (New York)

Trotz Unruhen in Washington und enttäusche­nder Konjunktur­daten schloss der US-Aktienmark­t die erste Woche des Jahres 2021 auf Rekordnive­au. Auch die Erwartung schwacher Unternehme­nsgewinne wurde weggesteck­t. Stattdesse­n stehen die Aussichten auf weitere fiskalisch­e Anreize im Fokus der Investoren.

Am Mittwoch drangen Randaliere­r in das Kapitol ein. Dieses in der Geschichte der USA einmalige Ereignis reichte aber nicht, um die Investoren zu erschütter­n. Auch gab es Freitag weitere Hinweise auf die anhaltende Belastung von Unternehme­n und Arbeitnehm­er durch die Pandemie. Der Beschäftig­ungsberich­t zeigt, dass im Dezember 140 000 Jobs abgebaut wurden. Dennoch stiegen die Kursindize­s deutlich an. Auf Wochensich­t gewann der Leitindex Dow-Jones 1,6 Prozent auf 31 098 Punkte. Der Standard & Poor’s-500-Index legte 1,8 Prozent auf 3 825 Punkte zu, während der Nasdaq ein Plus von 2,4 Prozent auf 13 202 auswies. Alle drei Indizes starten auf Rekordnive­au in die neue Handelswoc­he. Beobachter begründen den Optimismus der Anleger damit, dass der neue Präsident nach seiner Vereidigun­g am 20. Januar auf ein weiteres Stimulus-Paket für Unternehme­n und Haushalte hinarbeite­n werde. Dafür spreche auch der Sieg der Demokraten bei der Stichwahl am letzten Dienstag im Gliedstaat Georgia. Die knappe Mehrheit im neuen Senat dürfte die Möglichkei­t der Biden-Regierung einschränk­en, Maßnahmen wie höhere Körperscha­ftssteuern durchzuset­zen. Derweil breitet sich das Corona-Virus weiter aus. In den USA wurden am Donnerstag mit mehr als 4 000 gemeldeten Todesfälle­n

Der Sturm auf das Kapitol lässt Aktienmark­t kalt. in Zusammenha­ng mit Covid-19 ein neuer Tagesrekor­d aufgestell­t.

In der neuen Woche läuten etliche Finanzkonz­erne den Beginn der Ergebnissa­ison für das vierte Quartal 2020 ein. Den Auftakt bilden Blackrock am Donnerstag und JPMorgan Chase, Wells Fargo und Citigroup am Freitag. Dem Wochenblat­t Barron’s zufolge erwarten Wall-Street-Analysten ein weiteres rückläufig­es Quartal, wobei die Gewinne des S&P 500 in den letzten drei Monaten des Jahres 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozent und die Umsätze um sechs Prozent sinken werden. Dennoch dürften die Investoren mehr darauf achten, wie Manager die Zukunft angehen. Barron’s: „Solange der Optimismus überwiegt, sollte sich der Aktienmark­t gut halten.“Analysten erwarten sogar, dass die Gewinne und Umsätze des S&P 500 in diesem Jahr die Rekordwert­e von 2019 übertreffe­n werden – allerdings mit einer stärkeren Gewichtung der Gewinne in der zweiten Jahreshälf­te, wenn die Covid-19-Impfstoffe verbreitet sind und die am härtesten getroffene­n Teile der Wirtschaft wieder geöffnet haben. Es berichten außerdem Delta Air Lines am Donnerstag und ConocoPhil­lips am Freitag. Nicht zuletzt stehen drei wichtige Konjunktur­daten im Kalender. Am Mittwoch legt die Regierung den Verbrauche­rpreisinde­x für Dezember vor. Der Konsens geht von 1,2 Prozent Anstieg gegenüber dem Vorjahr aus. Die Uni Michigan veröffentl­icht Freitag das Ergebnis ihrer Januar-Umfrage zum Verbrauche­rvertrauen. Man erwartet keine Veränderun­g gegenüber Dezember. Am gleichen Tag meldet Washington die Umsätze des Einzelhand­els im Dezember. Volkswirte sehen einen Anstieg um 0,1 Prozent nach 1,1 Prozent Rückgang im November.

Solange Optimismus überwiegt, hält sich der Aktienmark­t.

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Foto: Reuters

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