Luxemburger Wort

Rückkehr zum Alltag

Nach einer Woche Homeschool­ing öffnen heute wieder die Schulen

- Von David Thinnes

Luxemburg. Heute sehen die Kinder und die Jugendlich­en ihre Schulkamer­aden wieder. Nach zwei Wochen Weihnachts­ferien und einer Woche Homeschool­ing öffnen nämlich die Schulen wieder ihre Türen – die sanitären Maßnahmen wie das Maskentrag­en gelten weiterhin.

In Düdelingen wird es für einige Schüler eine besondere Rückkehr. Die Grundschul­e „Lenkeschlé­i“sollte eigentlich bereits im September 2020 eröffnet werden. Wegen der Corona-Pandemie gab es aber Verzögerun­gen beim Neubau, der nun heute erstmals die Schüler empfängt.

„Es war eine spezielle Situation“, so Annika Polivka. Für die Lehrerin im Cycle 2.1 der Schule „Lenkeschlé­i“geht es von heute an vor allem darum, dass „die Kinder erst einmal im neuen Gebäude ankommen. Wir werden langsam starten und eine Führung durch das Gebäude machen.“

Annika Polivka zeigt sich mit dem Ablauf der vergangene­n Woche Homeschool­ing, die über Teams durchgefüh­rt wurde, zufrieden: „Ich hatte mir das Ganze schwierige­r vorgestell­t, als es im Endeffekt war. Mir war es wichtig, die Kinder jeden Tag zu hören und zu sehen. Und es sollte nicht zu lange dauern: Jede Gruppe war jeden Tag anderthalb Stunden dran. Es hat sehr gut geklappt.“

Sie zeigte sich auch zufrieden mit dem Einsatz der Kinder, die sich, wie in der Klasse, auch digital untereinan­der immer geholfen haben.

Dennoch ist Annika Polivka froh, dass die Schulen nur eine Woche geschlosse­n waren: „Diese

Dauer war gut zu handhaben, auch weil es gleich nach den Ferien war. Ich habe mir vor der Bekanntgab­e der Öffnung der Schulen jedoch Gedanken gemacht: Eine weitere Woche Homeschool­ing wäre sicherlich schwierige­r geworden.“

Rhythmus verloren

Auch in der Sekundarst­ufe werden heute wieder die Türen geöffnet. Im Gegensatz zur Grundschul­e ist der Präsenzunt­erricht hier anders geregelt. Ein Teil der oberen Klassen – von 4e an – kommt an geraden Tagen, der andere an ungeraden Tagen – in der darauffolg­enden Woche wechselt dieser Rhythmus.

Laura Mura ist Französisc­hlehrerin im Lycée Michel-Rodange und profitiert­e von den Lockdown-Erfahrunge­n: „Ich habe quasi all meine Klassen aus dem Vorjahr übernommen. Diese Kontinuitä­t erleichter­t vieles. Das ist den Schülern auch anzumerken.“

Laura Mura hat beobachtet, dass das Homeschool­ing nicht förderlich für die Schüler ist: „Nachdem sie zwei, drei Tage zu Hause sind, habe ich gemerkt, dass sie den Rhythmus verloren haben. Dann kommen die Hausaufgab­en auch schon mal um 2 oder 3 Uhr an.“Die Aufteilung in A- und B-Wochen

sei für die Schüler besser, auch wenn es für die Professore­n von der Organisati­on „nicht optimal ist“.

Auch für die Eltern beginnt heute wieder ein anderer Rhythmus. Laurence Baum ist Mutter von zwei Töchtern, Lena im Cycle 3.1 und Lou im Cycle 2.1 der Gemeinde Garnich. „Lou bekam von ihrer Lehrerin Material zugeschick­t und sie hat sich einmal pro Tag gemeldet. Das war sehr angenehm. Es gab einen Wochenplan, den Lou bereits donnerstag­s abgearbeit­et hatte. So hat sie noch freiwillig andere Sachen gemacht.“

Lena hatte sich im Dezember gewünscht, die Schule über den digitalen Weg zu erleben. „Ihr fällt das Lernen leicht. Nach der Woche Homeschool­ing hat sie gesagt, dass es in der Schule aber einfacher von der Hand geht.“

Laurence Baum, die als Deutschleh­rerin arbeitet, hat gemerkt, wo das Problem beim Homeschool­ing liegt: „In der Schule kann anders gelernt werden. Zuhause werden sie nicht mitgerisse­n wie im Klassenrau­m.“

Für die Rückkehr ist sie emotional hin und hergerisse­n. „Für die Kinder ist es gut, wieder in die Schule gehen zu können. Die Lerndynami­k im Klassensaa­l ist eine andere. Dennoch mache ich mir Gedanken, ob sich das Virus wieder schneller verbreiten könnte. Ich denke, die Öffnung kommt zu früh.“

CO2-Ampeln

Die Lernleistu­ngen sind generell gut, auch wenn es individuel­le Unterschie­de gibt. „Es ist klar, dass wir Schüler mit weniger Disziplin und Rückhalt aus dem Elternhaus eher verlieren“, erklärt Laura Mura,

die glücklich ist, dass sie ihre Klassen „behalten“konnte. Sie kann sich durchaus vorstellen, dieses System auch nach der CoronaPand­emie weiterzufü­hren: „Wenn das Jahr weiter so verläuft, frage ich bei einer speziellen Klasse sicher, diese auch im nächsten Schuljahr zu begleiten. Wir funktionie­ren gerade sehr gut zusammen.“

Eine Neuerung wird es für alle Schüler des Landes in den kommenden Wochen geben. Das Bildungsmi­nisterium wird dann die bislang 9 000 sogenannte­n CO2Ampeln, die die Raumluftqu­alität und die Lüftungssi­tuation bewerten, an die Schulen verteilen. Diese Apparate müssen nur ans Stromnetz angeschlos­sen werden.

Im Vordergrun­d steht aber erst mal das Wiedersehe­n der Klassenkam­eraden.

Es ist klar, dass wir Schüler mit weniger Disziplin und Rückhalt aus dem Elternhaus eher verlieren. Laura Mura, Französisc­hlehrerin

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Foto: dpa Die Schüler müssen sich wieder an den normalen Schulrhyth­mus gewöhnen. Die sanitären Bedingunge­n bleiben gleich.

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