Rückkehr zum Alltag
Nach einer Woche Homeschooling öffnen heute wieder die Schulen
Luxemburg. Heute sehen die Kinder und die Jugendlichen ihre Schulkameraden wieder. Nach zwei Wochen Weihnachtsferien und einer Woche Homeschooling öffnen nämlich die Schulen wieder ihre Türen – die sanitären Maßnahmen wie das Maskentragen gelten weiterhin.
In Düdelingen wird es für einige Schüler eine besondere Rückkehr. Die Grundschule „Lenkeschléi“sollte eigentlich bereits im September 2020 eröffnet werden. Wegen der Corona-Pandemie gab es aber Verzögerungen beim Neubau, der nun heute erstmals die Schüler empfängt.
„Es war eine spezielle Situation“, so Annika Polivka. Für die Lehrerin im Cycle 2.1 der Schule „Lenkeschléi“geht es von heute an vor allem darum, dass „die Kinder erst einmal im neuen Gebäude ankommen. Wir werden langsam starten und eine Führung durch das Gebäude machen.“
Annika Polivka zeigt sich mit dem Ablauf der vergangenen Woche Homeschooling, die über Teams durchgeführt wurde, zufrieden: „Ich hatte mir das Ganze schwieriger vorgestellt, als es im Endeffekt war. Mir war es wichtig, die Kinder jeden Tag zu hören und zu sehen. Und es sollte nicht zu lange dauern: Jede Gruppe war jeden Tag anderthalb Stunden dran. Es hat sehr gut geklappt.“
Sie zeigte sich auch zufrieden mit dem Einsatz der Kinder, die sich, wie in der Klasse, auch digital untereinander immer geholfen haben.
Dennoch ist Annika Polivka froh, dass die Schulen nur eine Woche geschlossen waren: „Diese
Dauer war gut zu handhaben, auch weil es gleich nach den Ferien war. Ich habe mir vor der Bekanntgabe der Öffnung der Schulen jedoch Gedanken gemacht: Eine weitere Woche Homeschooling wäre sicherlich schwieriger geworden.“
Rhythmus verloren
Auch in der Sekundarstufe werden heute wieder die Türen geöffnet. Im Gegensatz zur Grundschule ist der Präsenzunterricht hier anders geregelt. Ein Teil der oberen Klassen – von 4e an – kommt an geraden Tagen, der andere an ungeraden Tagen – in der darauffolgenden Woche wechselt dieser Rhythmus.
Laura Mura ist Französischlehrerin im Lycée Michel-Rodange und profitierte von den Lockdown-Erfahrungen: „Ich habe quasi all meine Klassen aus dem Vorjahr übernommen. Diese Kontinuität erleichtert vieles. Das ist den Schülern auch anzumerken.“
Laura Mura hat beobachtet, dass das Homeschooling nicht förderlich für die Schüler ist: „Nachdem sie zwei, drei Tage zu Hause sind, habe ich gemerkt, dass sie den Rhythmus verloren haben. Dann kommen die Hausaufgaben auch schon mal um 2 oder 3 Uhr an.“Die Aufteilung in A- und B-Wochen
sei für die Schüler besser, auch wenn es für die Professoren von der Organisation „nicht optimal ist“.
Auch für die Eltern beginnt heute wieder ein anderer Rhythmus. Laurence Baum ist Mutter von zwei Töchtern, Lena im Cycle 3.1 und Lou im Cycle 2.1 der Gemeinde Garnich. „Lou bekam von ihrer Lehrerin Material zugeschickt und sie hat sich einmal pro Tag gemeldet. Das war sehr angenehm. Es gab einen Wochenplan, den Lou bereits donnerstags abgearbeitet hatte. So hat sie noch freiwillig andere Sachen gemacht.“
Lena hatte sich im Dezember gewünscht, die Schule über den digitalen Weg zu erleben. „Ihr fällt das Lernen leicht. Nach der Woche Homeschooling hat sie gesagt, dass es in der Schule aber einfacher von der Hand geht.“
Laurence Baum, die als Deutschlehrerin arbeitet, hat gemerkt, wo das Problem beim Homeschooling liegt: „In der Schule kann anders gelernt werden. Zuhause werden sie nicht mitgerissen wie im Klassenraum.“
Für die Rückkehr ist sie emotional hin und hergerissen. „Für die Kinder ist es gut, wieder in die Schule gehen zu können. Die Lerndynamik im Klassensaal ist eine andere. Dennoch mache ich mir Gedanken, ob sich das Virus wieder schneller verbreiten könnte. Ich denke, die Öffnung kommt zu früh.“
CO2-Ampeln
Die Lernleistungen sind generell gut, auch wenn es individuelle Unterschiede gibt. „Es ist klar, dass wir Schüler mit weniger Disziplin und Rückhalt aus dem Elternhaus eher verlieren“, erklärt Laura Mura,
die glücklich ist, dass sie ihre Klassen „behalten“konnte. Sie kann sich durchaus vorstellen, dieses System auch nach der CoronaPandemie weiterzuführen: „Wenn das Jahr weiter so verläuft, frage ich bei einer speziellen Klasse sicher, diese auch im nächsten Schuljahr zu begleiten. Wir funktionieren gerade sehr gut zusammen.“
Eine Neuerung wird es für alle Schüler des Landes in den kommenden Wochen geben. Das Bildungsministerium wird dann die bislang 9 000 sogenannten CO2Ampeln, die die Raumluftqualität und die Lüftungssituation bewerten, an die Schulen verteilen. Diese Apparate müssen nur ans Stromnetz angeschlossen werden.
Im Vordergrund steht aber erst mal das Wiedersehen der Klassenkameraden.
Es ist klar, dass wir Schüler mit weniger Disziplin und Rückhalt aus dem Elternhaus eher verlieren. Laura Mura, Französischlehrerin