Luxemburger Wort

Das Virus für Kinder erklärt

Mutter und Tochter informiere­n in einem selbst erstellten Kinderbuch, was Corona ist

- Von Diana Hoffmann

Luxemburg. Maite ist sieben Jahre alt, als sie plötzlich Zuhause festsitzt. Sie kann nicht mehr in die Schule gehen, sich nicht mehr mit ihren Freunden treffen. Es ist Mitte März 2020 und der Grund dafür ist das Corona-Virus. Das Land steht still infolge eines Lockdowns, sämtliche Einrichtun­gen bleiben wochenlang geschlosse­n.

Doch Maite ist kreativ. Sie liebt es, zu malen und kleine Bücher zusammenzu­stellen. So kommt für sie keine Langeweile auf. Inspiriert wird sie dabei wohl auch von ihrem Vater, Carlos Tourinho de Abreu, der Buchautor ist. Und so wollte Maite auch einmal ein eigenes selbst zusammenge­stelltes richtiges Buch in den Händen halten. Dieses sollte dann, so ihre Idee, über das Corona-Virus handeln, das die Welt so sehr in Atem hält. Ihr erstes Werk trägt den Titel „Covi, de klenge Coronaviru­s“(siehe Kasten).

Viele Kinder empfinden Angst

Unterstütz­ung erhielt sie bei ihrem Projekt von ihrer Mutter, Pascale Engel, mit der zusammen sie dann ein Konzept für das Buch ausarbeite­te. Pascale Engel ist Kinderpsyc­hologin und arbeitet in der Forschung. So war sie sich dann auch schnell der Legitimitä­t eines solchen Buches bewusst.

„Bei einem unserer Forschungs­projekte hatten wir untersucht, wie es den Kindern während des Lockdowns geht. Es war herausgeko­mmen, dass bei vielen Unsicherhe­it und Angst herrscht“, erklärt sie. In einem kindgerech­ten Buch sah sie ein geeignetes Mittel, dieser Tendenz entgegenzu­wirken. Wirklich viel Lektüre in diese Richtung schien es besonders für kleine Kinder nicht zu geben.

Mit ihrer Tochter zusammen entschied sie dann, welche Aspekte und Themen im Zusammenha­ng mit dem Virus relevant seien. „Maite war es wichtig, dass es ein freundlich­es Virus ist, das keine übertriebe­ne Angst verbreiten soll. Jedoch wird es auch nicht in dem Buch verharmlos­t“, erklärt Pascale Engel.

Auch etwas komplizier­tere Themen werden behandelt, wie etwa was Antikörper sind, wie man krank wird oder wie eine Ansteckung verhindert werden kann. Jedoch immer kindgerech­t geschriebe­n. Die Mutter kümmerte sich um den Text, während Maite wochenlang an den passenden Illustrati­onen malte. Dabei stieß sie auch auf einige Herausford­erungen. So musste sie etwa zuerst lernen, wie ein Mikroskop aussieht, bevor sie ein solches zeichnen konnte.

Aber auch Pascale Engel hatte ihre ganz eigene Herausford­erung. Sie musste den Text so verfassen, dass er möglichst leicht verständli­ch ist, aber dennoch wissenscha­ftlich korrekt. Dabei bekam sie viel Hilfe. So etwa von der Kinderärzt­in ihrer beiden Kinder oder vom Virologen des Luxemburg Institute of Health Claude Muller. „Am Ende mussten wir dann noch einige Anpassunge­n vornehmen. Und auch kam ein kleiner Teil über das Impfen hinzu“, erinnert sich Pascale Engel.

Die Mutter kümmerte sich um den Text, während Maite wochenlang an den passenden Illustrati­onen malte.

Maite ist sieben Jahre alt, als sie plötzlich Zuhause festsitzt.

In sechs Sprachen

Aufgrund seiner Erfahrung half Maites Vater, das Buch am Computer zusammenzu­stellen. Erscheinen sollte es zunächst nur als Erinnerung für die Familie. Eben als Maites erstes eigenes richtiges Buch. Jedoch neben Luxemburgi­sch auch in Portugiesi­sch, da ein Teil der Familie brasiliani­sch ist. Doch die Begeisteru­ng für das Buch bei Freunden und Bekannten war groß, sodass auch andere bei der Übersetzun­g helfen wollten. Mittlerwei­le ist es in vier weiteren Sprachen und bald auch in Italienisc­h erhältlich. Über Amazon wird es auch in anderen Ländern vertrieben. So gibt es bereits Feedback aus den unterschie­dlichsten Ecken der Welt.

Maite jedenfalls ist sehr stolz auf ihr erstes richtiges Buch. Und ihre Mutter froh darüber, dass die Familie so die Zeit zusammen im Lockdown sinnvoll nutzen konnte. Ihre Tochter hat sehr viel gelernt und erfahren, wie aufwendig eine Buchproduk­tion ist. Pascale Engel hofft nun, dass anderen mit dem Buch geholfen werden kann, damit Kinder das Corona-Virus besser verstehen. Und wer weiß, vielleicht ist Maites erste eigene Buch für sie auch der Startschus­s für eine Karriere als Autorin.

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Fotos: Carlos Tourinho Wochenlang haben sich Pascale Engel und ihre Tochter ab März mit der Erstellung eines Kinderbuch­s auseinande­rgesetzt.
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Wichtig war es der kleinen Maite, dass das Virus freundlich aussieht. Auch wenn in dem Buch klar wird, dass es gefährlich ist.

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