Aufwertung des Dorfkerns
Alte Schule und ehemaliges Pfarrhaus in Lieler werden zu nationalen Denkmälern
Lieler. Die kleine schmucke Kirche in Lieler ist es bereits, nun sollen auf Anfrage des Kulturministeriums auch das angrenzende frühere Pfarrhaus sowie die alte Schule im Dorfzentrum des urigen Lieler als nationale Denkmäler klassiert werden. Das Ja-Wort hierzu gab der Gemeinderat Clerf dieser Tage einstimmig.
Wie das Denkmalschutzamt in seinem Gutachten schreibt, stellen das Pfarrhaus zusammen mit der Schule, der Kirche sowie einem alten Bauernhof in unmittelbarer Nähe ein Ganzes dar. Sie seien Zeugen der landwirtschaftlichen Geschichte von Lieler und wiesen traditionelle und charakteristische Merkmale ihrer Epoche auf. Die Gebäude seien vom historischen, architektonischen und ästhetischen Standpunkt her von öffentlichem Interesse und erfüllten somit alle Kriterien, die diese Klassierung rechtfertigten.
Das Pfarrhaus und die Schule wurden Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet. Trotz mehrerer baulicher Eingriffe bewahrte das Pfarrhaus innen wie außen seine Authentizität: Holzböden und -türen, Holztreppe, Stuckdecken sowie der Keller mit gewölbter Decke sind gut erhalten.
Nach mehreren kleineren Instandsetzungsund Renovierungsarbeiten in Eigenregie (neue Anbauküche, neue Tapeten, Reinigung der Holzböden) wird die Gemeinde das Pfarrhaus ab Mai wohl an das Sozialbüro Resonord vermieten. Dieser sucht nämlich händeringend nach passenden Räumlichkeiten, um minderbemittelten Großfamilien ein Dach über dem Kopf zu bieten.
Wenn es dem Lehrer zu viel wird…
In der alten Schule, 1906 erbaut, wurde bis 1962 unterrichtet. Nachdem man sie 1971 bereits abreißen wollte, stellte man sie 1982 dann aber der Feuerwehr zur Verfügung. Diese musste nämlich ihre Gerätschaften aus der Garage der neuen Schule entfernen, da diese Garage für den Pfarrer gebraucht wurde …
Die Schule bestand aus lediglich einem Raum, ein Raum, der um 1930 wohl zu klein geworden war. Wie nämlich Fernand Tremuth in einer Ausgabe des „De Cliärrwer Kanton“von 2013 schreibt, habe der Gemeinderat im Juni 1931 entschieden, die Oberbehörde darum zu bitten, die gemischte Schule in Lieler zu teilen, sie sei ,,zu dicht bevölkert“. Darunter könnte die Gesundheit des Lehrers leiden und man wolle nicht riskieren, dass dieser wegen Überanstrengung seine Pensionierung beantragt. Da die Molkereigenossenschaft damals unter der Bedingung, dass „schulpflichtige Mädchen besser in Handarbeit belehrt werden“, einverstanden war, einen „schönen Saal“in der neuen Molkerei bereitzustellen, wechselten die Mädchen in diese Räumlichkeiten.
Nachdem 1933 die Musikgesellschaft „Fanfare des 3 Frontières“in Lieler gegründet worden war, durften die Musiker die Schule auch als Probesaal benutzen. Wie Fernand Tremuth in dem Zusammenhang weiter recherchierte, hätten die Musiker, wenn sie durstig wurden, Wasser mit einer Kelle aus einer großen Kanne geschöpft und daraus getrunken. Auch habe man während der Proben geraucht. Später habe man dann die Fenster zum Lüften geöffnet und mit einer Schaufel die Zigarettenstummel eingesammelt, „firr datt d’Kanner dän anneren Dag propper konnten do sëtzen“.