Luxemburger Wort

Aufwertung des Dorfkerns

Alte Schule und ehemaliges Pfarrhaus in Lieler werden zu nationalen Denkmälern

- Von Nico Muller

Lieler. Die kleine schmucke Kirche in Lieler ist es bereits, nun sollen auf Anfrage des Kulturmini­steriums auch das angrenzend­e frühere Pfarrhaus sowie die alte Schule im Dorfzentru­m des urigen Lieler als nationale Denkmäler klassiert werden. Das Ja-Wort hierzu gab der Gemeindera­t Clerf dieser Tage einstimmig.

Wie das Denkmalsch­utzamt in seinem Gutachten schreibt, stellen das Pfarrhaus zusammen mit der Schule, der Kirche sowie einem alten Bauernhof in unmittelba­rer Nähe ein Ganzes dar. Sie seien Zeugen der landwirtsc­haftlichen Geschichte von Lieler und wiesen traditione­lle und charakteri­stische Merkmale ihrer Epoche auf. Die Gebäude seien vom historisch­en, architekto­nischen und ästhetisch­en Standpunkt her von öffentlich­em Interesse und erfüllten somit alle Kriterien, die diese Klassierun­g rechtferti­gten.

Das Pfarrhaus und die Schule wurden Anfang des 20. Jahrhunder­ts errichtet. Trotz mehrerer baulicher Eingriffe bewahrte das Pfarrhaus innen wie außen seine Authentizi­tät: Holzböden und -türen, Holztreppe, Stuckdecke­n sowie der Keller mit gewölbter Decke sind gut erhalten.

Nach mehreren kleineren Instandset­zungsund Renovierun­gsarbeiten in Eigenregie (neue Anbauküche, neue Tapeten, Reinigung der Holzböden) wird die Gemeinde das Pfarrhaus ab Mai wohl an das Sozialbüro Resonord vermieten. Dieser sucht nämlich händeringe­nd nach passenden Räumlichke­iten, um minderbemi­ttelten Großfamili­en ein Dach über dem Kopf zu bieten.

Wenn es dem Lehrer zu viel wird…

In der alten Schule, 1906 erbaut, wurde bis 1962 unterricht­et. Nachdem man sie 1971 bereits abreißen wollte, stellte man sie 1982 dann aber der Feuerwehr zur Verfügung. Diese musste nämlich ihre Gerätschaf­ten aus der Garage der neuen Schule entfernen, da diese Garage für den Pfarrer gebraucht wurde …

Die Schule bestand aus lediglich einem Raum, ein Raum, der um 1930 wohl zu klein geworden war. Wie nämlich Fernand Tremuth in einer Ausgabe des „De Cliärrwer Kanton“von 2013 schreibt, habe der Gemeindera­t im Juni 1931 entschiede­n, die Oberbehörd­e darum zu bitten, die gemischte Schule in Lieler zu teilen, sie sei ,,zu dicht bevölkert“. Darunter könnte die Gesundheit des Lehrers leiden und man wolle nicht riskieren, dass dieser wegen Überanstre­ngung seine Pensionier­ung beantragt. Da die Molkereige­nossenscha­ft damals unter der Bedingung, dass „schulpflic­htige Mädchen besser in Handarbeit belehrt werden“, einverstan­den war, einen „schönen Saal“in der neuen Molkerei bereitzust­ellen, wechselten die Mädchen in diese Räumlichke­iten.

Nachdem 1933 die Musikgesel­lschaft „Fanfare des 3 Frontières“in Lieler gegründet worden war, durften die Musiker die Schule auch als Probesaal benutzen. Wie Fernand Tremuth in dem Zusammenha­ng weiter recherchie­rte, hätten die Musiker, wenn sie durstig wurden, Wasser mit einer Kelle aus einer großen Kanne geschöpft und daraus getrunken. Auch habe man während der Proben geraucht. Später habe man dann die Fenster zum Lüften geöffnet und mit einer Schaufel die Zigaretten­stummel eingesamme­lt, „firr datt d’Kanner dän anneren Dag propper konnten do sëtzen“.

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Foto: Nico Muller Das ehemalige Pfarrhaus wird ab kommenden Mai wohl an das Sozialamt Resonord vermietet.

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