Zurück in die Zukunft
Die Fußballer von Aston Villa wollen ihren Club in ruhigere Gewässer zurückführen
Der Sport schreibt manchmal die schönsten Geschichten. Als der 17jährige Louie Barry am vergangenen Freitag im FA-Cup gegen Liverpool zum zwischenzeitlichen 1:1 für Aston Villa traf, gerieten die Umstände, unter denen die Partie stattfand, kurzzeitig in den Hintergrund.
Aufgrund zahlreicher CoronaFälle im Umfeld des Clubs hatte sich die gesamte Profimannschaft samt Trainer- und Betreuerstab kurzerhand in Isolation begeben. Aston Villa machte dennoch nicht von seinem Recht Gebrauch, eine Spielverlegung zu beantragen, sondern ließ seine Juniorenmannschaft gegen den amtierenden englischen Meister ran. Diese zahlte das in sie gesetzte Vertrauen mit großartigem Einsatz zurück und leistete dem haushohen Favoriten über die gesamte Distanz erbitterten Widerstand.
Selbst vom frühen Rückstand durch Mané ließen sich die jungen Villans nicht beeindrucken. Der überraschende Ausgleich kurz vor der Pause beflügelte zusätzlich, sodass Liverpool erst nach einer Stunde seine physische Überlegenheit in Tore ummünzen konnte. Innerhalb von fünf Minuten sorgten Wijnaldum, Mané und Salah für die Entscheidung.
Sohn einer Legende
Für Aston Villas Torschützen Barry, der heute wieder die Schulbank drückt, ging indes ein Traum in Erfüllung. Der Sohn von Clublegende Gareth Barry, der selbst elf Jahre für den Club aus Birmingham die Schuhe schnürte und in 365 Partien 41 Tore erzielte, spielte sich mit seiner Leistung gegen Liverpool in den Blickpunkt von Cheftrainer Dean Smith.
Kein anderer steht so für den Aufschwung der vergangenen Jahre im Villa Park wie der 49-jährige Coach. Als Smith im Oktober 2018 seinen glücklosen Vorgänger Steve Bruce ablöste, riskierte der siebenmalige englische Meister auch bei seinem dritten Versuch, in die Premier League zurückzukehren, zu scheitern. Ein 15. Tabellenplatz in der zweiten Liga genügte keinesfalls den Ansprüchen des Vereins, der 1982 mit dem Gewinn des Europapokals der Landesmeister den größten Erfolg in seiner 147-jährigen Geschichte feierte.
Unter Smith startete Aston Villa eine furiose Aufholjagd, erreichte noch Rang sechs und schaffte über die Playoff-Spiele den Wiederaufstieg. Trotz millionenschwerer Investitionen wurde das hochgesteckte Saisonziel Europa League verpasst, stattdessen ging es bis zum Saisonende ausschließlich um den Klassenerhalt. Dennoch hielten die Clubverantwortlichen am Trainer fest – und sollten recht behalten.
In einem nicht mehr für möglich gehaltenen Schlussspurt erreichte Aston Villa das rettende Ufer und nahm den Schwung mit in die laufende Saison. Nach 15 Premier-League-Spielen stehen bereits 26 Punkte auf der Habenseite, in der Vorsaison hatte man nach 34 Partien gerade einmal einen
Zähler mehr auf dem Konto. Mit nur 16 Gegentoren stellt Aston Villa die drittbeste Defensive der Liga.
Grealish überragt
Einer der Hauptgaranten des Höhenflugs ist der 25-jährige Jack Grealish, ein weiteres Eigengewächs des Clubs, der mit 20 nationalen Titeln der vierterfolgreichste Verein im englischen Fußball ist. Die konstant starken Leistungen von Grealish, der bereits im Alter von sechs Jahren der Aston Villa Academy beitrat, haben inzwischen Begehrlichkeiten bei der Konkurrenz geweckt.
Manchester City soll bereits seine Fühler nach dem Mittelfeldmotor ausgestreckt haben. Ein weiterer Anreiz für Youngster Louie Barry, in die Fußstapfen seines berühmten Vaters zu treten und eine große Karriere zu starten.