Luxemburger Wort

Schock und Ärger

Der böse Sturz des US-Skirennfah­rers Tommy Ford in Adelboden sorgt für viele Diskussion­en

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Der Anblick war furchtbar. Tommy Ford liegt am Rand der Piste im schweizeri­schen Adelboden, den Kopf zur Seite gedreht, einen Arm nach hinten verkrümmt, die Beine noch im Fangnetz. Er bewegt sich nicht. Helfer eilen herbei und beginnen, sich um den USSkirennf­ahrer zu kümmern.

Das in normalen Jahren von einer großen Winterspor­t-Sause mit Zigtausend­en Fans samt Partymusik geprägte Alpin-Wochenende im Berner Oberland ist von einem schlimmen Unfall – und etlichen weiteren folgenschw­eren Stürzen – überschatt­et worden. Nach bangen Stunden gab es am Samstagabe­nd immerhin erste gute Nachrichte­n.

„Tommy Fords Kopf- und Nackenverl­etzungen sind nicht schwerwieg­end und entwickeln sich gut. Er hat noch eine Knieverlet­zung, die weiter untersucht wird“, twitterte der US-Skiverband. Die Erleichter­ung über dieses erste Bulletin war groß in der Skiwelt. „Wir denken alle an dich“, schrieb die frühere amerikanis­che Alpin-Dominatori­n Lindsey Vonn in den sozialen Medien und wünschte gute Besserung.

Scharfe Kritik an der Kurssetzun­g

In das kollektive Aufatmen mischte sich aber auch Ärger darüber, dass es überhaupt zu derart schweren Unfällen bei den beiden Riesenslal­oms am Freitag und Samstag gekommen war. Am ersten Renntag auf dem schwierige­n

Chuenisbär­gli-Hang in der Schweiz hatten sich bereits die norwegisch­en Youngster Lucas Braathen und Atle Lie McGrath verletzt, deren WM-Saison vorzeitig zu Ende ist.

Auch bei Tommy Ford geht niemand mehr von einem Comeback in diesem Winter aus. Von einer „komplett kopflosen“Kurssetzun­g sprach Norwegens Henrik Kristoffer­sen im Sender TV2. Er kritisiert­e, dass die Fahrer deshalb extrem schnell wurden, und das just in einem so steilen Abschnitt wie dem berüchtigt­en Schlusshan­g von Adelboden. „Wenn der Schnee dann noch so aggressiv ist, ist das einfach lebensgefä­hrlich“, unterstric­h Kristoffer­sen. „Das ist echt eine Schande, weil es unnötig ist.“Den Riesenslal­om könne man so gleich in Super-G umtaufen, schimpfte er.

Bewusstsei­n verloren

Der erfahrene Ford hatte in vollem Speed eines der letzten Tore des Kurses nicht mehr erwischt. Er strauchelt­e, kam zu Fall, überschlug sich, schlittert­e auf Kopf und Nacken über den Schnee, krachte dann noch gegen zwei Pistenarbe­iter und blieb neben der Strecke liegen. Durch den Aufprall auf den Kopf dürfte der 31Jährige das Bewusstsei­n verloren haben.

Als er nach einer fast halbstündi­gen Behandlung am Unfallort in einen Rettungssc­hlitten gelegt und danach von einem Helikopter weggefloge­n wurde, konnte er aber mit Helfern reden, wie das US-Team mitteilte. Weitere Details zu den Verletzung­en verriet eine Sprecherin unter Verweis auf Fords Privatsphä­re zunächst nicht.

Der sportliche Wettkampf und die beiden famosen Siege des französisc­hen Weltcup-Gesamtführ­enden Alexis Pinturault gerieten angesichts des Vorfalls in den Hintergrun­d. dpa

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Fotos: AFP Tommy Ford wird eine halbe Stunde vor Ort behandelt, ehe er ins Krankenhau­s geflogen werden kann.
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Tommy Ford weist mit seinen 31 Jahren eine Menge Erfahrung auf.

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