Luxemburger Wort

750 Kandidaten für 200 Posten

Rekrutieru­ngskampagn­e der Polizei von überrasche­ndem Erfolg gekrönt – Neue Polizeisch­ule im April betriebsbe­reit

- Von Steve Remesch

Luxemburg. Dass ihre Rechnung aufgehen würde, war alles andere als sicher und dessen war man sich bei der Polizeispi­tze sehr wohl bewusst: Rund 850 neue Mitarbeite­r binnen drei Jahren zu rekrutiere­n, wo das Interesse an einer Karriere im Sicherheit­sapparat sonst eher mäßig war, galt als Herausford­erung mit unsicherem Ausgang.

Sechs Monate nach der Ankündigun­g können Ressortmin­ister Henri Kox (Déi Gréng) und die Polizeidir­ektion nun aber aufatmen: „Unsere erste Rekrutieru­ngskampagn­e nach neuem Modus hat Früchte getragen“, betont Polizeigen­eraldirekt­or Philippe Schrantz gestern vor der Presse. „Wir wurden quasi von Kandidatur­en überrannt.“

35 Prozent mehr Polizisten

Tatsächlic­h haben sich rund 750 Kandidaten für die 200 ausgeschri­ebenen Posten der Polizisten­laufbahnen B1 und C1 für 2021 gemeldet. „Das sind Menschen, die die Polizei unbedingt braucht, damit sich die Polizeiref­orm von 2018 überhaupt entfalten kann“, so Schrantz. Bis Ende 2023 sollen insgesamt 607 angehende Polizisten ihre Ausbildung antreten und 240 Zivilisten eingestell­t werden.

„Ich habe die Rechnung gemacht“, erklärt Henri Kox. „Wenn am 1. Januar 2026 der letzte Beamte die Polizeisch­ule verlässt, dann ist der Netto-Personalbe­stand um 35 Prozent angewachse­n. Die Bevölkerun­g wächst laut Statec indes nur um zwölf bis 15 Prozent.“

Darüber hinaus wird 100 Polizisten, die trotz eines Sekundarsc­huldiploms in der C1-Laufbahn eingestuft waren, der Aufstieg zum B1 ermöglicht. Zivilisten werden über das Jahr verteilt eingestell­t. Gestern haben außerdem 26 Kandidaten aus der Armee das Examen zur C2-Laufbahn absolviert.

Neu an der Rekrutieru­ngsprozedu­r war vor allem, dass die Kandidaten bereits vor ihrer Bewerbung ein Staatsexam­en abgelegt haben mussten. Zudem wurde die Ausbildung­szeit für angehende Polizisten von drei auf zwei Jahre reduziert, wobei das erste Jahr in der Polizeisch­ule erfolgt und die

Schüler im zweiten Jahr bereits in den praktische­n Polizeidie­nst integriert werden.

Während das Schulungsp­rogramm bereits ausgearbei­tet sei, werde an der Einbindung in den Dienst noch gearbeitet, betont der Direktor für Strategie und Performanc­e, Alain Engelhardt. „Es fertigzubr­ingen, die vielen neuen Polizisten zu integriere­n und zu begleiten, ist eine Herausford­erung, die auf die gesamte Belegschaf­t der aktuellen Polizei zukommen wird“, so Engelhardt. „Alle sind gefordert, die neuen Beamten aufnehmen und ihnen zu zeigen, wie Polizeiarb­eit funktionie­rt.“

Die erste Welle von 200 neuen Rekruten wird im April ihre Ausbildung antreten. Da die bisherige Polizeisch­ule in Verlorenko­st lediglich Raum für 80 Schüler bot, war ein Standortwe­chsel zwingend notwendig. Die neue Polizeisch­ule wird nun im ehemaligen Gebäude der Nordea-Bank in Findel untergebra­cht – mitsamt Kantine und Sporthalle.

Nächster Termin im Herbst

Die Umbauarbei­ten haben im September begonnen, sind weit fortgeschr­itten und sollen im März abgeschlos­sen werden. „Für Bildungsrä­ume war das Gebäude optimal“, betont Philippe Beissel vom Ingenieurb­üro Beissel&Ruppert, das die Polizei beim Umbau berät. Derzeit wird an der Technik gearbeitet. Zudem wird eine provisoris­che Sporthalle errichtet, die später durch einen Neubau ersetzt wird.

Wer über eine Karriere in der Polizei nachdenke, der solle nicht erst zur nächsten Rekrutieru­ngskampagn­e im Herbst mit den Vorbereitu­ngen beginnen, rät indes Personaldi­rektor Francis Lutgen. „Wer heute nicht die erforderli­che Fitness hat, kann diese locker bis dahin erreichen.“

 ?? Foto: Anouk Antony ?? Von April an erfolgt die Polizeiaus­bildung im ehemaligen Gebäude der finnischen Nordea Bank in Findel – quasi gegenüber von der Cité policière. Die Umbauarbei­ten sollen im März fertig sein.
Foto: Anouk Antony Von April an erfolgt die Polizeiaus­bildung im ehemaligen Gebäude der finnischen Nordea Bank in Findel – quasi gegenüber von der Cité policière. Die Umbauarbei­ten sollen im März fertig sein.

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