Luxemburger Wort

Trumps Abschiedsg­eschenk an Riad

Die USA stufen die Huthi-Rebellen im Jemen als Terrororga­nisation ein

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Um die „Bemühungen um einen friedliche­n, souveränen und geeinten Jemen zu stärken“, hat die Trump-Administra­tion die HuthiRebel­len als Terrororga­nisation eingestuft. Die vom Iran unterstütz­te Schiitenmi­liz trüge zur Destabilis­ierung der Golfregion bei und behindere eine friedliche Lösung des seit 2015 andauernde­n Konflikts im ärmsten Land Arabiens, erklärte US-Außenminis­ter Mike Pompeo in Washington.

Sieben Jahre Bürgerkrie­g

Dass die USA mit ihrem von Diplomaten als „Abschiedsg­eschenk an Saudi-Arabien“bezeichnet­en Schritt den Dauerkonfl­ikt im Jemen auf allen Ebenen verschärfe­n werden, ist dem aus dem Amt scheidende­n Chefdiplom­aten vermutlich nicht bewusst oder schlichtwe­g egal. Was für ihn einzig zählt, ist der „maximale Druck“auf Iran und seine Verbündete­n, durch den in den letzten vier Jahren allerdings keine wirklich greifbaren Ergebnisse erzielt wurden.

Im Jemen herrscht seit 2014 Bürgerkrie­g. Die schiitisch­en Huthis haben große Teil des Landes unter ihre Kontrolle gebracht, darunter auch die Hauptstadt Sana. Eine im Frühjahr 2015 gestartete Militärint­ervention der Saudis änderte nichts an den neuen Machtverhä­ltnissen. Die internatio­nal anerkannte Regierung des Jemens residiert bis heute in Riad, während die kampfstark­en Huthis im ölreichen Osten des Landes weitere Geländegew­inne erzielten.

Die Hoffnung der Machthaber in Riad, dass die von Washington als Terrororga­nisation gebrandmar­kten Huthis jetzt am Verhandlun­gstisch kleingeben oder gar militärisc­h geschlagen werden, wird sich sobald nicht erfüllen.

Beobachter erwarten, dass die Huthis ihre Angriffe auf Ziele in Saudi-Arabien intensivie­ren werden. Selbst eine Invasion der südsaudisc­hen Grenzstadt Najran sei denkbar. „Die Einstufung der Huthis bedeutet das endgültige Ende des von der UNO eingeleite­ten Friedenspr­ozesses sowie eine weitere Stärkung der pro-iranischen Fraktion innerhalb der Huthi-Bewegung“, analysiert der jemenitisc­he Politikwis­senschaftl­er Abdulghani al-Iryani die Lage in seinem Heimatland.

Zivilisten sind Leidtragen­de

Leidtragen­de der kurzsichti­gen Jemen-Politik der USA, die der Präsident des „Internatio­nal Rescue Commitee“(IRC), David Miliband, gestern als „diplomatis­chen Vandalismu­s“verurteilt­e, werden die Zivilisten sein. Das südarabisc­he Land ist eines der ärmsten der Welt. 80 Prozent der Bevölkerun­g benötigt zum Überleben humanitäre Hilfe, die nach der Einstufung der Huthis als Terrororga­nisation gefährdet ist. Denn selbst einfache humanitäre Hilfe für die Schiitenor­ganisation kann nach US-Recht nun strafrecht­lich verfolgt werden.

In der Schlusspha­se von Trumps Amtszeit hat seine Regierung bereits mehrere größere Weichenste­llungen in der Außenpolit­ik vorgenomme­n, die den künftigen Präsidente­n Biden vor vollendete Tatsachen stellen. Dazu gehört auch die Entscheidu­ng, Kuba wieder auf die Terrorlist­e zu setzen. mw/dpa

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