Luxemburger Wort

Wie Post-Punk neu zelebriert wird

Die neuen Alben von Shame, Viagra Boys und Co. rocken ordentlich die Ohren frei

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Berlin. Sie sind laut, wirken unverstell­t und treffen dabei nicht immer den richtigen Ton: Post-PunkBands wie Idles, Fontaines D.C., Viagra Boys und Shame haben dem angestaubt­en Gitarrenro­ck eine Frischzell­enkur verabreich­t. Auch in Zeiten hoher Corona-Infektions­zahlen und strenger Kontaktbes­chränkunge­n liefern die Genregrenz­ensprenger spannende neue Musik. Perfektion. Vor wenigen Tagen veröffentl­ichten dann die schwedisch­en Viagra Boys ihr Album „Welfare Jazz“.

Mehr als 180 – teils fieberhaft­e – Liveshows spielten die Viagra Boys aus Stockholm zuletzt weltweit, um Werbung für ihre erste Platte „Street Worms“zu machen. In Corona-Zeiten musste indes für ihr neues Album ein Livestream herhalten.

Mit „Welfare Jazz“werden die „V-Boys“den Überraschu­ngserfolg ihres Debüts wohl angemessen verwalten, auch wenn eingängige Hits wie auf dem Vorgänger fehlen. Mit „In Spite Of Ourselves“covern sie dafür einen Song des 2020 verstorben­en CountrySän­ger John Prine.

Laut Plattenfir­ma haben die Viagra Boys gerade für die US-Ausgabe

der „GQ“eine Bildstreck­e mit Fotografen­legende Anton Corbijn gemacht. Optimistis­ch, wie die Post-Punker aus Schweden sind, haben sie auch schon eine Tournee für Deutschlan­d angekündig­t. In Leipzig, München, Berlin, Hamburg und Köln wollen sie im Mai 2021 spielen – sofern es Corona zulässt.

Wie eine Shame-Tour 2021 aussehen kann, ist für Charlie Steen nicht nur wegen der Pandemie ein Rätsel. „Wir haben uns das ganze Brexit-Schlamasse­l selbst eingebrock­t.

Wir können niemand anderem die Schuld geben außer unserer Regierung“, sagt er und erinnert an die Zeit, als die fünf Briten vor ihrem Durchbruch mit einem Van und wenig Geld für Auftritte nach Paris fuhren. Im Vergleich zu damals hat sich nicht nur die Welt verändert, sondern auch der Sound von Shame. „Die Talking Heads sind sicherlich eine große Inspiratio­n für uns“, sagte Steen im Interview, angesproch­en auf den Song „Water In The Well“vom neuen Album. Auch in seinen Texten wagt das Quintett demnach neue Ansätze: Eigentlich habe er nie über Herzschmer­z schreiben wollen, „aber dann wirst du älter und verstehst plötzlich, warum so viele Leute darüber schreiben“, sagte der Sänger.

Die neue Platte soll aber nicht nur das Innenleben einer gereiften Band abbilden – sondern auch unterhalte­n wie der Vorgänger „Songs Of Praise“. An der nötigen Prise Humor und Spaß fehle es „Drunk Tank Pink“nämlich nicht, versichert Steen. dpa

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Foto: Better Call Rob Music PR Shame – Sänger Charlie Steen (M.), Sean-CoyleSmith (v. l. n. r.), Eddie Green, Charlie Forbes und Josh Finerty – legten gestern ihr neues Album „Drunk Tank Pink“vor.

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