Luxemburger Wort

Bitte umsteigen

Viele Buslinien enden an der Rocade – eine neue Passerelle soll den Weg zur Gare erleichter­n

- Von David Thinnes

Luxemburg. Im Minutentak­t fahren die Busse den Quai 3 an der Haltestell­e Rocade in Bonneweg an. An dieser Hauptverke­hrsader ist an diesem Wochentag viel los. Seit die Tram bis zum Hauptbahnh­of fährt und den davorliege­nden Platz in Anspruch nimmt, hat sich auch ein großer Teil des Busverkehr­s an die Rückseite des Bahnhofs verlagert. An der Rocade müssen die Buspassagi­ere nun umsteigen.

Die Idee dahinter leuchtet ein: Dadurch, dass die regionalen Buslinien vorrangig sogenannte Pôles d'échange am Rande der Hauptstadt anfahren, die wiederum an die Tramstreck­e angebunden sind, soll das Stadtzentr­um entlastet werden. Solche Umsteigepu­nkte befinden sich an der Luxexpo, an der Stäreplaz und mit der Erweiterun­g der Tramstreck­e eben auch an der Gare centrale beziehungs­weise an der Rocade auf Bonneweger Seite.

Über die Situation an der Rocade wird in den sozialen Medien, aber auch in Leserbrief­en an das „Luxemburge­r Wort“kontrovers diskutiert. Passagiere, die zuvor mit dem Bus direkt ins Stadtzentr­um fahren konnten, ärgern sich etwa darüber, dass sie nun umsteigen und sich zu Fuß auf die andere Seite des Bahnhofs begeben müssen.

Überrasche­nderweise stellt sich das im Gespräch mit Fahrgästen vor Ort aber etwas differenzi­erter dar. „Warum sollte mich das stören?“, fragt ein Einwohner aus Hesperinge­n verwundert. „Der Fußweg ist kein Problem für mich.“So wie er reagieren an diesem Morgen die meisten der angesproch­enen Passagiere.

Der Weg von der Rocade zum Hauptbahnh­of führt über die schon seit Jahren bestehende, aber eigentlich nur provisoris­che Passerelle.

Fünf Minuten Gehzeit sind es vom Quai 3 bis zur Haltestell­e der Tram vor dem Bahnhofsge­bäude. Natürlich war es für Fahrgäste praktische­r, vor dem Hauptbahnh­of direkt in einen Anschlussb­us umzusteige­n. Dennoch erscheint der Fußweg vertretbar. Weitaus schwierige­r stellt sich die Situation jedoch für Menschen mit eingeschrä­nkter Mobilität dar – obwohl die Passerelle mit einem Lift versehen ist.

Eine neue Überführun­g soll die Fußgängerv­erbindung zwischen Vorder- und Rückseite des Bahnhofs künftig verbessern, das im Zusammensp­iel mit dem Ausbau des Bahnhofs um zwei neue Bahnsteige. Um Pfingsten wird die neue Passerelle installier­t. Von September an werden die Passagiere über die neue Fußgängerb­rücke dann auch Zugang zu jedem Bahnsteig haben. Es existiert aber noch eine weitere, kleinere Brücke – dies, wenn man in Richtung des Tunnels der Pénétrante Sud geht. Diese Brücke führt von der Rocade auf einen der neuen Bahnsteige. Bis Ende Dezember 2021 sollen außerdem die neuen Unterführu­ngen am Hauptbahnh­of fertig sein – auch sie entstehen im Zuge des Ausbaus. Zur Rocade gelangen Passagiere demnach in Zukunft entweder über die neue Passerelle, oder, indem sie durch die Unterführu­ng bis zum neuen Gleis 11 gehen und von dort aus über die zuvor erwähnte, kleinere Brücke.

Diskussion­en um Pendeldien­st

Für viel Diskussion­sstoff sorgte die Rocade de Bonnevoie in den vergangene­n Wochen aber noch aus einem anderen Grund: Wegen der Umgestaltu­ng des RGTR-Netzes enden mehrere Buslinien, die zuvor weiterfuhr­en, nun an der Rocade. Das ist etwa bei den Bussen aus dem Raum Hesperinge­n, Alzingen oder Roeser der Fall.

Um vor allem jenen Passagiere­n, die zum Rehazenter oder in die Klinik in Kirchberg wollen, den Weg über die Passerelle zu ersparen, hat das Mobilitäts­ministeriu­m Mitte Dezember einen Buspendeld­ienst von der Rocade bis nach Kirchberg eingeführt. Dieser Pendeldien­st verkehrt morgens zu

Spitzenzei­ten im Viertelstu­ndentakt und ansonsten im Halbstunde­noder Stundentak­t.

Die Einführung dieser Linie hat bei Stadt und Staat jedoch zu unterschie­dlichen Ansichten geführt. Bei der Stadt Luxemburg sieht man es als „falsches Signal“, dass nun zusätzlich zur Tram doch wieder ein Bus eingeführt wird, wie DP-Schöffe Patrick Goldschmid­t im „Luxemburge­r Wort“betonte. Mobilitäts­minister François Bausch (Déi Gréng) hatte hingegen erklärt, dass man den Passagiere­n entgegenko­mmen musste und deshalb diesen „Kompromiss“geschaffen habe.

Das alles ist aber ohnehin nur ein Provisoriu­m. Vom ersten Semester 2022 an wird die Tram von der Gare centrale aus weiter zum Halt Lycée Bonnevoie fahren. Dort entsteht ein weiterer Pôle d'échange, vor allem für die Einwohner aus dem Raum Frisingen, Hesperinge­n oder Bad Mondorf. Die RGTRLinien werden dann vorrangig diesen Umsteigepu­nkt anfahren, an dem die Passagiere zur Tram wechseln können.

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Fotos: Gerry Huberty Die Rocade an der Rückseite des Bahnhofs ist zum Hauptverke­hrspunkt für viele Buslinien geworden.
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Die Passerelle wird um Pfingsten durch einen Neubau ersetzt. Von September an kann die neue Brücke dann genutzt werden.
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