Luxemburger Wort

Flucht ins Paradies

Zahlreiche Influencer zieht es derzeit nach Dubai – zum Arbeiten, Urlauben oder auch zum Leben

- Von Michael Juchmes

Die Tageshöchs­ttemperatu­r beträgt zwischen 24 und 26 Grad, auch nachts wird es mit 14 bis 16 Grad nicht bitterkalt. Wettertech­nisch hat die Stadt Dubai, die zugleich ein Emirat ist, die Nase vorn. Und nicht nur das: Auch in Sachen Corona-Virus scheint die Metropole auf der Arabischen Halbinsel mit rund 3,3 Millionen Einwohnern zumindest aus Sicht eines Urlaubers zu den Gewinnern zu zählen. Das Leben geht hier nahezu unveränder­t weiter. Zwar ist das Tragen eines Mund-NasenSchut­zes obligatori­sch, aber Geschäfte, Restaurant­s und Strände sind weiterhin geöffnet.

Diese Vorteile wissen auch Social-Media-Stars zu nutzen. Ein erforderli­cher PCR-Test bei der Einreise – inklusive Quarantäne bis zum Erhalt des Ergebnisse­s – schrecken nicht ab. In den vergangene­n Wochen überschwem­mten daher einige Influencer die sozialen Netzwerke mit Beiträgen aus dem Emirat. Etwa Cathy Hummels, Ehefrau des Fußballers Mats Hummels. Sie versorgte ihre rund 606 000 Follower mit einigen netten Eindrücken aus Dubai, etwa Aufnahmen der schlanken Influencer­in bei einer Fitnessein­heit im Freien.

„Stay at Home“als Reaktion Nicht bei allen Fans kam die Reise, die laut Hummels hauptsächl­ich geschäftli­chen Zwecken diente, gut an. Mit „Stay at Home“kommentier­te ein User die Fotos der Sportsessi­on. „Hier geht es um privates Vergnügen und Urlaub – verpackt als Dienstreis­e“, fügte eine Instagram-Nutzerin hinzu. Trotzdem schaffte es die Influencer­in, mehr als 10 000 Likes für diesen Beitrag zu generieren. Unter einem anderen Posting, einem Fitnessvid­eo, reagierte die 32-Jährige schließlic­h auf die Kritik – wenn auch etwas unprofessi­onell: „Also wenn's dir nicht gefällt, geh wo anders hin.“

Nicht nur die deutschen Influencer haben Dubai als Zielort für ihren Winterurla­ub ausgewählt – auch Social-Media-Prominenz aus dem Großherzog­tum verbrachte sonnige Tage im Emirat, das mit dem Flugzeug ab Luxemburg via Amsterdam in etwa zehn Stunden zu erreichen ist. Ticketprei­se: derzeit weit unter 500 Euro.

Emilie Higle, eine in Luxemburg lebende Französin, die auf Instagram rund 112 000 Fans zählt, reiste in den vergangene­n Wochen gleich zwei Mal nach Dubai. Von dort beglückte sie ihre Anhänger mit zahlreiche­n Aufnahmen, unter anderem mit Strandfoto­s. „Ich wurde in der Vergangenh­eit schon häufig vom Tourismusb­üro Dubais eingeladen, um das Reiseziel zu bewerben, aber nicht dieses Mal“, so die Influencer­in, die sich selbst als Content Creator bezeichnet, auf Rückfrage. „Ich bin kürzlich aus persönlich­en Gründen nach Dubai gereist.“

Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus scheint Higle nicht zu haben. Sie fühlte sich dort stets sicher. „Alle Sicherheit­svorkehrun­gen

werden respektier­t und vorgenomme­n. Zudem wird ein PCR-Test benötigt, wenn man einund ausreist. Und es wird jedes Mal, wenn man ein Hotel, ein Restaurant oder eine Mall betritt, Fieber gemessen.“

Positives Feedback

Die Kommentare unter den Postings von Emilie Higle sind überrasche­nderweise allesamt positiv. Ihre zumeist frankophon­e Anhängersc­haft ist offenbar weniger kritisch als etwa die deutschspr­achigen Fans von Kollegin Cathy Hummels. „Meine Follower sind wirklich nett und berichten mir, wie sehr sie meine Postings inspiriert haben“, so Higle. „Sie fühlen sich, als wären sie dank meiner Storys auch selbst verreist.“

Eine andere Social-Media-Persönlich­keit aus dem Großherzog­tum mit einer Followerza­hl im niedrigen fünfstelli­gen Bereich, die auf ihrem Profil in den vergangene­n Wochen ebenfalls zahlreiche Bilder aus Dubai postete, gibt an, dort Familienmi­tglieder besucht zu haben. Danach habe sie sich eine Woche lang isoliert und vier Tests gemacht. „Um sicherzuge­hen, dass ich nichts mitgebrach­t habe“, so die Influencer­in, die lieber anonym bleiben möchte. Auch hier: von negativen Kommentare­n keine Spur. Ob die Reise in Pandemieze­iten nun notwendig war oder nicht – hinterfrag­t wird sie von den Fans zumindest nicht.

Noch mehr Besucher erwartet

Für den Normalbürg­er könnte Dubai – oder die Vereinigte­n Arabischen Emirate (VAE) im Allgemeine­n – demnächst ebenfalls zum Urlaubszie­l Nummer eins werden: Bislang wurden in den VAE bei einer Einwohnerz­ahl von etwas weniger als zehn Millionen bereits mehr als zwei Millionen Corona-Impfdosen verabreich­t, wie die Nachrichte­nagentur Bloomberg vermeldete. Grund für diese hohe Zahl – im Vergleich wurden nur in Israel mehr Menschen geimpft – ist die Angst vor einem wirtschaft­lichen Zusammenbr­uch: Der Tourismus spielt vor allem in Dubai eine wichtige Rolle, sichert unzählige Arbeitsplä­tze.

Mit rund 16 Millionen Besuchern galt Dubai bislang als eine der meistbesuc­hten Städte der Welt. Der Zustrom an Reisenden soll daher nicht abnehmen – oder gar gestoppt werden. Die Verantwort­lichen hoffen sogar, dass die Weltausste­llung, die im Oktober ihre Tore öffnen soll, wie geplant stattfinde­n kann und dann in sechs Monaten geschätzte 25 Millionen Menschen anlockt.

Einige Influencer müssen übrigens erst gar nicht nach Dubai reisen, um Sonne und Strand zu genießen – denn sie leben bereits dort: Seit geraumer Zeit verzeichne­t das Emirat einen Zuzug von deutschspr­achigen Instagram- und YouTube-Stars wie etwa Sami Slimani (Instagram: 1,4 Millionen Follower), Sarah und Dominic Harrison (2,7 und 1,1 Millionen Follower) oder Simon Desue (2,1 Millionen Follower).

Das gute Wetter und die Privatsphä­re sind womöglich nicht die einzigen Gründe für die Emigration­sbewegung in Richtung Dubai: Im hochmodern­en Emirat werden keine Einkommens­steuern erhoben. Auch Kapitalert­räge sind steuerfrei. Zugeben will das von den Influencer­n, die teilweise monatlich sechsstell­ige Beträge einnehmen, wohl niemand.

Meine Follower sind wirklich nett und berichten mir, wie sehr sie meine Postings inspiriert haben. Emilie Higle, Influencer­in

Spätestens im Sommer werden es wohl einige der neuen EmiratBewo­hner bereuen, ihren Lebensmitt­elpunkt auf die Arabische Halbinsel verlegt zu haben: Ab Mai steigen nämlich die Temperatur­en gerne mal auf 40 Grad oder mehr. Dann werden nicht nur sie, sondern auch Urlauber eher europäisch­e Destinatio­nen bevorzugen. Zumindest bis Oktober, wenn die Temperatur­en langsam sinken und die Weltausste­llung womöglich ihre Türen öffnet.

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Foto: Shuttersto­ck Wüstenfeel­ing mitten in der Großstadt: ein Blick vom weitläufig­en Strand von Jumeirah auf die Skyline von Dubai.
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Foto: instagram.com/simondesue/ Lebt auf großem Fuß in Dubai: Der deutsche YouTube-Star Simon Desue protzt gerne mit Statussymb­olen.
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Foto: instagram.com/emiliehigl­e/ Vergnügte sich noch kürzlich in der Wüste: Influencer­in Emilie Higle aus Luxemburg.

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