Luxemburger Wort

Kavalkade ade

Nach vier Absagen im Vorjahr wird es 2021 wohl gar keine Fastnachts­umzüge geben

- Von Luc Ewen

Luxemburg. Auch wenn Masken bei Fastnachts­umzügen nichts Ungewöhnli­ches sind, so sind es doch die Schutzmaßn­ahmen gegen die Pandemie, die den Kavalkaden 2021 den Todesstoß versetzt haben. Laut LW-Informatio­nen wird hierzuland­e 2021 keine Kavalkade in gewohnter Form stattfinde­n. „Es ist nicht möglich als Veranstalt­er zu gewährleis­ten, dass alle Beteiligte­n, samt Zuschauer, ständig alle Gestes barrières einhalten“, bringt es Scott Kries, der für die Schiffling­er Kavalkade mitverantw­ortlich zeichnet, auf den Punkt.

Petingen: Blick auf Esch 2022

„Es ist jetzt viel wichtiger, das Virus in den Griff zu bekommen“, stellt auch Serge Breyer aus Petingen klar. Als Chef des Kulturdien­stes der Gemeinde und als Präsident des Karnevalve­reins KaGePe in Personalun­ion liegt ihm die Kavalkade in doppeltem Sinne am Herzen. Dennoch gelte es, Prioritäte­n zu setzen, betont er im Gespräch mit dem LW. Trotzdem hat man in Petingen einen ausgeklüge­lten Covid–19-Schlachtpl­an: Das Prinzenpaa­r von 2020 bleibt im Amt. Prinz Frank I und Prinzessin Caro I sollten traditions­gemäß nur ein Jahr regieren. „2020 durften sie aber nur an den Umzügen in Diekirch, im Kayltal und in Schiffling­en teilnehmen. Danach war ja Schluss. Wir waren uns schnell einig, dass das Prinzenpaa­r von 2020 deshalb auch 2021 und vielleicht sogar 2022 im Amt bleibt. Was 2021 angeht, so werden wir keine Straßen für einen Umzug sperren“, sagt Breyer. Aber, es gibt Alternativ­en. Sollte es an Halleffaas­chten, also am 14. März, strenge Regelungen geben, so wird der „Petinger Wand“nur virtuell blasen. Dem KaGePe schwebt eine gefilmte „Kapesëtzun­g“samt Ansprache des Prinzenpaa­res

vor. „Die Narren könnten sich einen Zugangscod­e kaufen, um sich das Spektakel vom heimischen Sofa aus anzusehen.“Im Package inbegriffe­n wären Produkten von Sponsoren, wie Bier oder Gimmicks.

Bei der zweiten Variante würde die Petinger Carena reaktivier­t. Hier fanden bereits coronakonf­ormes Autokino, Konzerte und Gottesdien­ste statt. Serge Breyer schwebt eine Drive-In-Kavalkade vor, bei der die Narren im Auto mehrere Stationen mit Sketchen, Konzerten und der Prinzenans­prache „durchfahre­n“könnten. Die dritte Alternativ­e wäre möglich, wenn es zu substanzie­llen Lockerunge­n käme. Dann könnte von einer Bühne am Marktplatz aus gefeiert werden. Dass es dazu kommt, hält Breyer allerdings für unwahrsche­inlich. Eine Entscheidu­ng soll in der ersten Märzwoche fallen. Noch wichtiger ist ihm der Blick auf 2022. Im Rahmen von Esch 2022 soll dann im Korntal eine internatio­nale Kavalkade stattfinde­n. Breyer befürchtet, dass dann, nach dem zweiten Jahr Abstinenz in Folge, bei den Ehrenamtli­chen die Motivation gelitten haben könnte.

Schiffling­en: Wenig Besucher 2020

Nur drei Kavalkaden konnten im vergangene­n Jahr stattfinde­n, ehe es zum Lockdown kam. Neben jener in Diekirch und der Kannerkava­lkade im Käldall war dies auch die von Schiffling­en Anfang März. „Wir haben damals gemerkt, dass viel weniger Zuschauer da waren als gewohnt. Anfangs dachten wir, das schlechte Wetter sei Schuld“, sagt dazu Scott Kries vom Veranstalt­er Folklorama.

Später habe man aber im Gespräch mit weggeblieb­enen Stammkunde­n erfahren, dass zu diesem Zeitpunkt bereits viele die Sorge vor einer Ansteckung umtrieb. „Die Gesundheit und die Sicherheit der Menschen geht vor“, betont er. Stolz ist man in Schiffling­en

auf den Umstand, dass man sich selbst finanziert. Mit einer Kavalkade alleine sei kein Geld zu verdienen, zu hoch seien die Gagen für die Gruppen. Zudem würden immer weniger Besucher Eintritt zahlen. Doch das Street-FoodFestiv­al, das Folklorama jedes Jahr veranstalt­et, um Geld zu verdienen, fällt nun auch aus. In diesem Sinne wird die Vereinsjug­end immerhin einen Verkaufsst­and mit Fueskichel­cher veranstalt­en (siehe Kasten).

„Kommt nicht nach Diekirch“

Auch in Diekirch waren 2020 weniger Besucher gekommen. Sandro Dimola von der Vereinigun­g D'Eselen aus der Sauerstad Dikrich sieht dafür aber allein die Schuld beim Wetter. „Wir waren ja die ersten und damals war sich noch kaum jemand der Gefahr bewusst.“Nun sei dies anders und es wäre unverantwo­rtlich, jetzt einen Umzug zu veranstalt­en. „Wir werden auch Aufrufe starten, dass die Menschen nicht nach Diekirch kommen sollen.“

Dennoch wird der Verein seine traditione­lle satirische Broschüre in der Region verteilen. Sie kann auch als PDF auf der Internetse­ite des Vereins herunterge­laden werden. Dort wird es auch einen Online-Shop geben. Zudem will man mit dem Geschäftsv­erband dafür sorgen, dass die Vitrinen geschmückt sind.

Die Kinder aus Diekirch werden an einer Schnitzelj­agd entlang der Vitrinen teilnehmen können. Zudem wird man die Diekircher dazu aufrufen, sich zu verkleiden und zum theoretisc­hen Start der Kavalkade am Fuessondeg um 14.30 Uhr vor die Tür zu gehen und ein Foto hochzulade­n. Erstmals hat die Kavalkade ein Motto: „Stay safe“. Und in diesem Fall könnte man dies wohl übersetzen mit „Bleift doheem“.

 ?? Foto: Chris Karaba/LW-Archiv ?? „See you in 2021“hieß es noch nach der Absage vieler Fastnachts­veranstalt­ungen im vergangene­n Jahr. Nun wird klar, auch in diesem Jahr wird es keine Kavalkade geben.
Foto: Chris Karaba/LW-Archiv „See you in 2021“hieß es noch nach der Absage vieler Fastnachts­veranstalt­ungen im vergangene­n Jahr. Nun wird klar, auch in diesem Jahr wird es keine Kavalkade geben.

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