Augen zu und durch
Bei den Fußballvereinen Monnerich und Merl darf nur mit Einschränkungen trainiert werden
Die kleineren Fußballclubs haben es zurzeit nicht einfach: In der Ehrenpromotion und in den unteren Divisionen darf nur ohne Zweikämpfe in maximal zehn Personen umfassenden Gruppen trainiert werden. Zudem müssen die Fußballer einen Mindestabstand von zwei Metern zueinander halten. Dies gilt auch im Jugendbereich. Wie gehen die Clubs damit um?
José Dhur, Präsident des FC Monnerich aus der Ehrenpromotion, redet nicht lange um den heißen Brei herum. „Wir haben ziemlich schnell nach den neuen Corona-Bestimmungen das Training im Jugendbereich wieder aufgenommen. Doch es ist schwierig. Manche Eltern möchten, dass noch mehr trainiert wird. Zurzeit gibt es halt nicht viele Freizeitbeschäftigungen und der Fußball erlaubt es den Kindern und Jugendlichen, ihre sozialen Kontakte zu pflegen. Andere Eltern wiederum haben Angst vor dem Corona-Virus. Diese verzichten dann darauf, die Kinder zum Training zu schicken. Für uns ist es nicht so einfach, mit diesen unterschiedlichen Einstellungen umzugehen.“
Monnerich zählt rund 200 Jugendfußballer in seinen Reihen. „In meinen Augen kann man nicht von Fußballtraining sprechen. Ich würde es eher als Treffen zur Bewegung bezeichnen. Im Allgemeinen ist es nicht einfach, alle Regeln einzuhalten, zumal sich diese auch schnell verändern können“, betont der 55-jährige Dhur.
Wichtige Zuschauereinnahmen
Auch die Spieler der ersten Mannschaft kommen seit Dienstag wieder zum Training. „Auch hier ist man weit von normalen Einheiten entfernt. Ich hoffe, dass der Meisterschaftsbetrieb erst wieder aufgenommen wird, wenn während einiger Wochen ein geregeltes Mannschaftstraining möglich war.“
Dhur hat grundsätzliche Bedenken angesichts des Plans, wie die Saison zu Ende gebracht werden soll. „Begegnungen ohne Zuschauer machen in der Ehrenpromotion keinen Sinn. Dies ist nicht nur meine Meinung, sondern die von vielen Vereinspräsidenten. Die Clubs leben von den Zuschauereinnahmen. In der BGL Ligue stellt sich die Situation etwas anders dar: Dort müssen die Europapokalteilnehmer ermittelt werden. Es geht um hohe Einnahmen. Deshalb wird alles versucht, um die Saison zu Ende zu bringen, auch wenn einige kleinere Clubs auch massiv unter den fehlenden Zuschauereinnahmen leiden würden.“
Der Präsident betont, dass sein Verein momentan finanziell über die Runden kommt. „Unsere Spieler erhalten grundsätzlich kein Gehalt. Wir übernehmen die Fahrtkosten. Zudem zahlen wir Punktprämien. Diese fallen zurzeit weg, da keine Begegnungen stattfinden. Doch falls Pflichtspiele ohne Zuschauer ausgetragen werden sollten, wäre es schwierig, dass die
Rechnung aufgeht. Wir müssen dann wieder Punktprämien zahlen und für die Schiedsrichterkosten aufkommen.“
Monnerich belegt nach sieben von 30 zu absolvierenden Spielen den dritten Rang in der Ehrenpromotion. Wird bis Ende Juni mindestens die Hälfte der Begegnungen ausgetragen, würde die Saison gewertet.
Trotz der Aufstiegschancen seines Vereins wäre es in den Augen von Dhur kontraproduktiv, die Saison um jeden Preis weiterspielen zu wollen. „Natürlich stehen wir gut da, doch während der Corona-Pandemie
sind andere Aspekte als der sportliche Erfolg definitiv wichtiger.“
Bei Zweitdivisionär Merl trainieren die einzelnen Mannschaften auch wieder, wie Präsident Guy Lamesch verrät. „Für uns stand es nicht zur Debatte, kein Training anzubieten. Natürlich musste zunächst ein Konzept angesichts der neuen Regeln entwickelt werden, aber wir wollten unbedingt, dass der Ball wieder rollt. Auch im eigentlich spielfreien Sommer hatten wir Trainingseinheiten abgehalten, da im Frühjahr wegen des Lockdowns kein Fußball möglich war.“
So können unter anderem die knapp 500 Jugendspieler nun wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen. „Jeder Fußballer kann zwei Mal die Woche trainieren. Die Einheiten sind gut besucht.“
Doch einfach sei es nicht, ein sinnvolles Training mit den aktuellen Corona-Maßnahmen umzusetzen. „Theorie und Praxis sind zwei verschiedene Dinge.“Lamesch versteht nicht, dass in der BGL Ligue und den Auswahlteams des Fußballverbands ohne Einschränkungen trainiert werden darf, in den anderen Teams aber nicht. „Jeder Fußballer und jeder Verein sollte gleich behandelt werden.“
Unverständliche Regeln
Nachvollziehbar seien die einzelnen Regeln nicht: „Ein FLF-Nachwuchsspieler darf an einigen Tagen ganz normal in Monnerich trainieren, ehe er bei uns wieder aufpassen muss, dass er auf Distanz zu seinen Mitspielern bleibt. Auch mit dem Schulsport ist es ähnlich. Dort bewegen sich die Kinder morgens ohne Einschränkungen. Nachmittags müssen sie sich bei uns an Regeln halten.“
Doch Lamesch will auch nicht zu viel lamentieren. „Letztlich müssen wir uns damit abfinden, uns bleibt keine andere Wahl.“Der 54-Jährige hofft vor allem, dass der Verein die Pandemie einigermaßen gut übersteht. „Bereits vor der Corona-Pandemie wurde es immer schwieriger, freiwillige Helfer zu finden. Zurzeit gibt es keine Begegnungen. Es ist gut möglich, dass sich einige Helfer nun daran gewöhnen, sonntags nicht mehr auf dem Fußballplatz zu stehen. Man riskiert diese zu verlieren.“
Lamesch bemerkt, dass er sich selbst verändert. „Ich habe zurzeit weniger zu tun, als wenn der Meisterschaftsbetrieb läuft. Ich muss mich zwar immer wieder mit den neuen Corona-Regeln auseinandersetzen, aber dies ist irgendwann auch erledigt. Und dann beschwert man sich schon, wenn kleinere Arbeiten anfallen. Ich bin nicht mehr in meinem gewohnten Rhythmus.“
Er hofft, dass die Saison ab März zu Ende gespielt werden kann und er wieder mehr zu tun hat. Doch er ist sich auch bewusst, „dass hinter der Spielzeit 2020/2021 ein großes Fragezeichen steht“.
Die Corona-Pandemie geht eben mit viel Ungewissheit und Sorgen einher.
Begegnungen ohne Zuschauer machen in der Ehrenpromotion keinen Sinn. José Dhur, Präsident des FC Monnerich