Luxemburger Wort

Skirennen mit weniger Glamour

Beim Weltcup-Wochenende in Kitzbühel fehlen diesmal die Promis am Streckenra­nd

- Citroën

Was Arnold Schwarzene­gger wohl macht in diesen Tagen? Die VIPTribüne am Fuße der berüchtigt­en Streif, auf der sich der Terminator und seine Entourage sonst das Rennen anschauen: nicht da. Der zweistöcki­ge Feierpalas­t für alle, die in Kitzbühel unglaublic­h wichtig sind oder sich dafür halten: nicht aufgebaut. Die legendäre Weißwurstp­arty im Stanglwirt mit 2 500 Gästen, auf der auch der Arnie nie fehlen darf: fällt aus. Corona.

Kitzbühel steht noch, in Kitzbühel finden heute und morgen sogar zwei Abfahrten auf der Streif statt (jeweils 11.30 Uhr) und am Sonntag noch ein Super-G (10.30 Uhr) – und doch ist diesmal alles anders. Das imposante Zielgeländ­e, wo sich sonst an die 50 000 Menschen, Stars und Sternchen und Adabeis drängen, sieht eher aus wie bei einem Schülerren­nen. „Das ist schon schade, ich habe dieses Halligalli eigentlich ganz gerne“, sagt Romed Baumann.

Furchterre­gende Strecken

Baumann fährt seit zwei Jahren für den Deutschen Skiverband (DSV), als gebürtiger Österreich­er hat er eine besondere Beziehung zur wichtigste­n Weltcupsta­tion der Saison. „Kitzbühel“, sagt er mit einem beinahe seeligen Lächeln, „ist einfach die schwierigs­te Abfahrt der Welt, auch die berüchtigs­te, da weiß jeder, was auf dem Spiel steht. Wenn man da fährt, riskiert man die Karriere, man muss aber Risiko nehmen, sonst wird man hier nicht viel gewinnen“.

Der Mythos Kitzbühel, der Mythos Streif – er wird genährt aus diesem Spektakel, das die Fahrer auf dieser furchterre­genden Strecke bieten, und nicht zuletzt aus den brutalen Stürzen, die sich zwischen Startschus­s und Zielsprung ereignen. Die Anziehungs­kraft von Kitz, die Faszinatio­n der Streif lässt keinen kalt. Nicht die Fahrer, die sich an der Grenze zur Lebensgefa­hr und oft darüber hinaus bewegen. Erst recht nicht das Volk, das sich an diesen Rennen geradezu ergötzt.

Kitzbühel wäre nicht Kitzbühel ohne das ganze Remmidemmi drumherum. Diesen Auflauf der Reichen und Schönen. Diese Mischung aus Karneval und Oktoberfes­t am Rande der Piste und in den Straßen der Gamsstadt. Selbst zur Siegerehru­ng am Samstagabe­nd kommen gewöhnlich 20 000 Fans. Die Namen der Gewinner werden auf den roten Gondeln der Hahnenkamm­bahn verewigt.

„Dein Name auf der Gondel ist wie ein Stern auf dem Walk of Fame in Hollywood – nur besser“, sagte einst der Norweger Aksel Lund Svindal.

Geschrumpf­ter Etat

Für Kitzbühel sind die Rennen ein wichtiger Wirtschaft­sfaktor. Normalerwe­ise werden am Rennwochen­ende 47 Millionen Euro umgesetzt, Corona schlägt aber auch hier voll durch. Der Etat für die Rennen musste eingedampf­t werden, von 8,5 auf 5,7 Millionen Euro – die Zuschauere­innahmen fehlen. Entspreche­nd ist das Gesamtprei­sgeld von 725 000 auf 520 000 Euro reduziert worden, der große Sieger der traditione­llen Hahnenkamm-Abfahrt am Samstag erhält diesmal 81 000 statt 100 000 Euro.

Am sportliche­n Wert wird das freilich nichts ändern. Da bleibt Kitzbühel Kitzbühel. Keine Strecke nötigt den Fahrern mehr Respekt ab. „Du wirst herumgewor­fen von oben bis unten“, beschreibt Thomas Dreßen (D), Sieger von 2018, aber wegen seiner Hüftoperat­ion nicht am Start, das Achterbahn­erlebnis. Nur der Österreich­er Hermann Maier gab sich einst unbeeindru­ckt vom Grenzgang zwischen Leben und Tod. „Das soll die schwerste Abfahrt der Welt sein?“, rief der Herminator 1999: „Da geht es doch zwei Mal sogar bergauf!“

Und was ist mit dem fehlenden Halligalli? „Ach“, sagte der Deutsche Felix Neureuther bei einem Kurzbesuch am Mittwoch mit einem Grinsen, „es kann auch mal ganz angenehm sein, wenn man nicht dauernd über die ganzen Bierdosen stolpert“. sid

pour notre clientèle maisons/appartemen­ts à Luxembourg-ville et alentours

Automobile

 ?? Foto: dpa ?? Romed Baumann geht für Deutschlan­d an den Start, doch als gebürtiger Österreich­er hat er eine besondere Beziehung zur wichtigste­n Weltcupsta­tion der Saison.
Foto: dpa Romed Baumann geht für Deutschlan­d an den Start, doch als gebürtiger Österreich­er hat er eine besondere Beziehung zur wichtigste­n Weltcupsta­tion der Saison.
 ?? Foto: Getty Images ?? Arnold Schwarzene­gger war bei den Skirennen in Kitzbühel ein gern gesehener Gast.
Foto: Getty Images Arnold Schwarzene­gger war bei den Skirennen in Kitzbühel ein gern gesehener Gast.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg