Kinder leiden
Die Corona-Pandemie hat bedenkliche Auswirkungen auf die Gesundheit. In Zeiten von Ausgangssperren, Lockdowns und Kontaktbeschränkungen wird dauerhafte und konsequente Bewegung zur Rarität. Die Lage ist besonders im Nachwuchsbereich besorgniserregend. Ärzte warnen: Kinder haben seit Beginn der Pandemie erheblich zugenommen. Die körperlichen Folgen sind alarmierend.
Bewegungsmangel im jungen Alter ist kein moderner Trend. Er ist längst Realität, nimmt allerdings immer gravierende Dimensionen an. Dennoch passiert zu wenig, um gegenzusteuern. Es ist ein komplexes Puzzle, das viele Akteure aus unterschiedlichen Bereichen fordert. Es gibt Handbücher. Es gibt Projekte wie die „Bewegte Schule“. Im Bildungsministerium macht man sich Gedanken, wie man in den informellen Bildungsprozessen motorische Kompetenzen bei Kindern fördern kann. Schulsport fehlt es trotzdem weiterhin an Anerkennung.
Und unter dem Strich bleibt es dabei: Die Defizite beim Nachwuchs sind erschreckend. Vielen Kindern geht es körperlich schlecht. Sie leiden.
Die Corona-Krise hat eine weitere ernste Problematik beschleunigt: die psychischen Qualen. Abschottung, Aggressionen, Ängste und Sorgen gehören längst bei Kindern zum ganz normalen Alltag. Die Pandemie ist für den Nachwuchs ein permanenter Stresstest. Sport muss ein wichtiger Teil der Lösung sein. Aber: Er findet seit Monaten, wenn überhaupt, nur sehr eingeschränkt statt.
In vielen Clubs sind die Aktivitäten zum Erliegen gekommen – auch weil die Richtlinien und das Hygienekonzept der Regierung zu oft realitätsfremd sind. Professionelle Athleten, Elitesportler, Nationalkader und die Sportler aus den ersten Ligen dürfen trainieren und Meisterschaftsduelle austragen. Kinder allerdings gucken in vielen Fällen in die Röhre – und leiden mental, wie auch körperlich. Ihre Entwicklung gerät ins Stocken.
Wo bleibt die rasche Reaktion, das konsequente Gegensteuern? Fehlanzeige. Typisch Luxemburg: Jeder doktert in seiner Ecke planlos am Problem herum. Es passiert zu wenig Konkretes. Längst müsste ein Gesamtkonzept für den Sport und die Bewegung – ganz besonders im Nachwuchsbereich – für solche Krisenzeiten auf dem Tisch liegen. Doch seit Herbst ist nichts passiert. Es fehlt an Weitsicht. Die Scheuklappen reichen stets nur bis zur nächsten Ankündigung der neuesten Regierungsmaßnahmen.
Fehler passieren auf mehreren Ebenen. Vereine und Verbände werden im Regen stehen gelassen. Ministerien koordinieren sich zu wenig untereinander. In den aktuellen Krisenzeiten gehen viele Kompetenzen fließend ineinander über. Synchronisierte Zusammenarbeit ist innerhalb der Ressorts Gesundheit, Bildung, Sport und Familie gefragt. Auch das Nationale Olympische Komitee ist gefordert. Es geht um den Breitensport, um den Freizeitsport. Und letztendlich auch darum, dass möglichst keine nicht wieder schließbaren Lücken entstehen. Die Gefahr einer verlorenen Generation ist reell. Ganze Jahrgänge können geschwächt in die Zukunft gehen und Nachwuchsathleten auf der Strecke bleiben. Das wäre tragisch. Und wer will schon Kinder leiden sehen?
Die Pandemie ist für den Nachwuchs ein permanenter Stresstest.