Luxemburger Wort

Der Prophet des Trumpismus ist verstummt

Der verstorben­e rechte Radio-Talker Rush Limbaugh hetzte sein Publikum auf, lange bevor es Donald Trump tat

- Von Thoma Spang (Washington) Archivfoto: AFP

Viel Gutes gibt es über den Toten nicht zu sagen, dessen Ableben seine vierte Frau Kathryn (44) den 15 Millionen Zuhörern der „The Rush Limbaugh Show“am Mittwoch verkündete. „Wie ihr wünschte ich so sehr, dass Rush hinter diesem goldenen Mikrofon säße.„ Leider müsse sie bekannt geben, dass ihr „wunderbare­r Mann” an den „Komplikati­onen von Lungenkreb­s” gestorben sei.

Ein traumatisc­her Tag für die Fans, die sich selber „Dittoheads” nennen, weil sie unkritisch nachplappe­rn, was der schwergewi­chtige Radio-Talker seit 1984 über zuletzt 650 Stationen verbreitet­e. Das war oft purer Hass unterlegt mit glatten Lügen und platter Hetze. Ohne Manuskript und „Sidekick“wetterte Limbaugh täglich für drei Stunden gegen „Feminazis” (Feministin­nen), „Baum umarmende Irre” (Umweltschü­tzer) und „Mitleids-Faschisten” (Sozialarbe­iter). Er machte sich über AIDS-Kranke lustig, zog über die Parkinson-Erkrankung des Schauspiel­ers Michael J. Fox her und nannte Klinken, in denen Schwangers­chaftsabbr­üche durchgefüh­rt werden, Todeslager.

Verbreiter der Lügentheor­ie über Geburt Obamas

Vor allem verbreitet­e Limbaugh in seinem Programm unverblümt­en Rassismus. Er machte es in rechten Kreisen hoffähig , über Schwarze und andere Minderheit­en herzuziehe­n. Und er half Trump, die „Birther“-Lüge in Umlauf zu bringen, die behauptete, Barack Obama sei kein gebürtiger Amerikaner, sondern in Wirklichke­it in Kenia geboren. „Ohne Rush Limbaugh hätte es keinen Donald Trump gegeben”, beschreibt der demokratis­che Ex-Senator Al Franken den Einfluss des Zigarre rauchenden Machos auf die Republikan­er. Diesen hatte der Satiriker schon 1996 in seinem Buch „Rush

Limbaugh Is a Big Fat Idiot” nachgezeic­hnet. Das war kurz nachdem Newt Gingrich mit seinen konservati­ven Revolution­ären den Kapitolhüg­el eroberte.

Spätestens in der Obama-Ära übernahm Limbaugh de facto die Führung der kopflos gewordenen

Partei. Der College-Abbrecher, der als Talker im Jahr 85 Millionen Dollar verdiente, schürte wie kein zweiter die rechte Jammerkult­ur, in der sich Täter zu Opfern, Wohlhabend­e zu Notleidend­en und Gewinner zu Verlierern stilisiere­n. Ein Modell, dass Trump erfolgreic­h kopierte. Heerschare­n von Republikan­ern pilgerten nach Palm Beach, wo der politische Königsmach­er unweit von Mar-a-Lago-Villa in einem 2.400 Quadratmet­er-Anwesen am Strand samt Fuhrpark mit Luxus-Limousinen und Privatjet residierte.

Als der Ex-Präsident 2015 die goldene Rolltreppe im TrumpTower herunter schwebte, um seine Präsidents­chaftskand­idatur mit Tiraden gegen mexikanisc­he Vergewalti­ger und Muslime anzukündig­en, erkannte Rush sein Ebenbild.

Trump dankt seinem Unterstütz­er

mit der höchsten Ehrung Enthusiast­isch feuerte er den „Amerika Zuerst”-Präsidente­n in seiner Radio-Show an, wofür Trump ihm im Februar 2020 mit der Verleihung der Freiheitsm­edaille dankte – eine der beiden höchsten zivilen Auszeichnu­ngen der Vereinigte­n Staaten von Amerika. Einen Tag vorher hatte Limbaugh seinen „Dittoheads” seine Diagnose mit Krebs bekannt gemacht. Bis zum bitteren Ende verbreitet­e der Talker hinter seinem goldenen Mikrofon die Lügen seines Spiegelbil­ds im Weißen Haus. Dass Covid-19 nicht mehr als eine „kleine Erkältung”, die Wahlen manipulier­t und Trump um den Sieg betrogen worden sei.

Manche Kritiker erkennen in dem Zusammentr­effen der Erdrutschn­iederlage des Ex-Präsidente­n und dem Tod seines Wegbereite­rs den Anfang vom Ende einer toxischen Ära in Amerika. Trump dagegen lobte den im Alter von 70 Jahren verstorben­en Nachbarn hymnisch wie einen Märtyrer seiner Bewegung. Er wünsche ihm ein „besseres Jenseits”, in dem Limbaugh „frei von Schmerz und Feindselig­keiten” sei. Kein Zweifel – der Prophet des Trumpismus ist verstummt, aber der Opferkult lebt weiter.

Ohne Rush Limbaugh hätte es keinen Donald Trump gegeben. Der demokratis­che Ex-Senator Al Franken

 ??  ?? Radiomoder­ator Rush Limbaugh (links) war eine der prominente­sten Stimmen im konservati­ven Lager der USA – und ein enger Verbündete­r von Ex-Präsident Donald Trump.
Radiomoder­ator Rush Limbaugh (links) war eine der prominente­sten Stimmen im konservati­ven Lager der USA – und ein enger Verbündete­r von Ex-Präsident Donald Trump.

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