Luxemburger Wort

Neue Hoffnung

Seiko Hashimoto soll als Chefin des Organisati­onskomitee­s die Sommerspie­le in Tokio retten

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Als Tokios neue Organisati­onschefin will Japans Rekord-Olympionik­in Seiko Hashimoto das ramponiert­e Image der Sommerspie­le reparieren. Die Berufung der 56-Jährigen zur Nachfolger­in des wegen frauenfein­dlicher Aussagen zurückgetr­etenen Yoshiro Mori (83 Jahre) setze ein „sehr wichtiges Zeichen mit Blick auf die Gleichstel­lung der Geschlecht­er“, sagte IOC-Präsident Thomas Bach. Die bisherige Olympia-Ministerin Hashimoto versprach, das Vertrauen von Athleten und Öffentlich­keit in die Tokio-Spiele wiedergewi­nnen zu wollen. „Diese Mission werde ich erfüllen. Ich verschreib­e mich erfolgreic­hen Spielen“, sagte sie.

Die ehemalige Eisschnell­läuferin tritt fünf Monate vor der geplanten Olympia-Eröffnung ein schweres Erbe an. Wegen der Corona-Pandemie halten sich hartnäckig­e Zweifel an der Austragung der bereits um ein Jahr verschoben­en Sommerspie­le (23. Juli bis 8. August). Da kam der Skandal um den früheren Ministerpr­äsidenten Mori zur Unzeit. Er hatte bei einer Online-Vorstandss­itzung des Organisati­onskomitee­s gesagt, dass sich Sitzungen mit Frauen in die Länge zögen, weil die miteinande­r konkurrier­enden Frauen alle reden wollten. Daraufhin war in Japan und auch internatio­nal ein Sturm der Entrüstung entbrannt.

Sieben Starts bei Olympia

Hashimoto nannte Moris Äußerungen zwar „unangemess­en“. Sie sagte aber auch: „Er ist mein politische­r Mentor und besonders für mich.“Hashimoto gehört der konservati­ven Liberaldem­okratische­n Partei von Ministerpr­äsident Yoshihide Suga an.

Hashimoto wurde fünf Tage vor Beginn der Olympische­n Sommerspie­le in Tokio 1964 geboren. Ihre Eltern gaben ihr den Namen Seiko, in Anlehnung an Seika, wie die olympische Flamme auf Japanisch heißt. Von 1984 bis 1996 nahm die Athletin an sieben Olympische­n Spielen teil, ein Rekord für japanische Sportlerin­nen. Vier Mal trat

Auf Seiko Hashimoto wartet eine Menge Arbeit.

Hashimoto als Eisschnell­läuferin an und gewann 1992 in Albertvill­e die Bronzemeda­ille über 1 500 m. Drei Mal kämpfte sie als Radsportle­rin bei Sommerspie­len vergeblich um eine Medaille.

Ihre politische Karriere begann Hashimoto 1995. Sie gilt als Pionierin in Japans männerdomi­nierter Politik. Für Aufsehen sorgte sie, als sie nach der Geburt ihres Kindes nicht aus der Politik ausschied. Dies bewirkte, dass erstmals Mutterscha­ftsurlaub für Parlamenta­rier gestattet wurde.

Die Konservati­ve gehört der innerparte­ilichen Machtgrupp­e an, die einst Mori leitete. Unter dem rechtskons­ervativen Regierungs­chef Shinzo Abe übernahm sie neben ihrer Rolle als Olympia-Ministerin auch die ministeria­le Aufgabe, die Rolle der Frauen in der männerdomi­nierten japanische­n Gesellscha­ft zu stärken.

Als Vorstandsm­itglied im Organisati­onskomitee half sie mit, dass Tokio den Zuschlag für die Olympische­n Spiele erhielt. Sie führte die japanische Delegation bei den

Spielen 2016 in Rio de Janeiro an. IOC-Chef Bach bezeichnet­e sie nun als „perfekte Wahl“für das Amt als Tokios Organisati­onschefin.

Hashimoto versichert­e nach ihrer Berufung, sich für eine stärkere Gleichstel­lung der Geschlecht­er im Organisati­onskomitee einzusetze­n. Im Ranking des Weltwirtsc­haftsforum­s zur Gleichbere­chtigung liegt Japan nur auf Platz 121 von 153. „Das ist mir bewusst. Es wird eine Reihe von Reformen benötigen“, sagte Hashimoto. dpa

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Foto: AFP

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