Die Herren der Patente sind die neuen Sonnenkönige
Am 25. April 1955 antwortete der Immunologe Jonas Salk, erster Entdecker und Entwickler eines Impfstoffes gegen die Poliomyelitis (Kinderlähmung), auf die Frage wem das Patent des Impfstoffes gehöre, folgendes: „Well, the people, I would say. There is no patent. Could you patent the sun?“(„Naja, ich würde sagen, den Menschen. Es gibt kein Patent. Könnte man die Sonne patentieren?“).
Dass man die Sonne patentieren kann scheint auf den ersten Blick unmöglich und scheint eher ein abstruses Hirngespinst zu sein. Es ist aber eine Überlegung wert zu hinterfragen, ob der Faktor „Macht“es nicht möglich macht, eine solche unmögliche Vorstellung möglich zu machen. Es würde vielleicht helfen zu verstehen, dass manche Dinge in unserem Leben so sind wie sie sind und nicht anders. Dies gilt aktuell besonders für verschiedene Aspekte unseres Zusammenlebens in der Corona-Pandemie und natürlich für den Umgang mit deren Auswirkungen.
Wir wollen in diesem Artikel ein generelles Hauptaugenmerk auf die Produktion und den Verkauf des Impfstoffes legen und analysieren warum nicht ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht und nicht jeder Mensch in den Genuss dieser Medizin kommen kann. Wir werden auch versuchen Pisten aufzuzeigen welche diesen Zugang besser ermöglichen würden, indem wir voraussetzen dass ein plurales Wirtschaftssystem hierzu notwendig wäre.
Angebot und Nachfrage
Einer der Hauptverursacher dieser Knappheit an Impfstoff zeigt sich in einem Kernelement des kapitalistischen Systems, dem Patent. Das Patent ist ein Teilbereich der Begrifflichkeit des geistigen Eigentums und wurde erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in die Gesetzgebungen aufgenommen. Im Grunde genommen ist das Patent ein Konstrukt welches es Individuen oder Gruppen erlaubt neue Erkenntnisse und daraus resultierende Innovationen ihr Eigen zu nennen.
Unter diesen Voraussetzungen kann somit die übrige Bevölkerung nur unter bestimmten Bedingungen an neuen Entwicklungen teilhaben. Dies ist gesetzlich geregelt und unterliegt der Handelsgesetzgebung. Um also in den Genuss dieses neuen Produkts oder dieser neuen Leistung zu kommen muss man einen Preis bezahlen. Das ist in Ordnung, zumal wenn der verlangte Betrag in etwa den Produktionskosten Rechnung trägt. Das Prinzip des „Patentes“erlaubt es aber, diese Produktionskosten unangemessen zu manipulieren. Eine Möglichkeit, um den Marktwert eines Produktes oder einer sonstigen Leistung zu steigern ist diese knapp zu halten. Wenn nicht genug für alle da ist, wird das begehrte Erzeugnis teurer. Umso mehr wenn es, wie in unserem Fall, lebensnotwendig ist.
Ist es also einzig und allein eine Frage von Angebot und Nachfrage? Mitnichten, der Marktpreis muss nicht unbedingt reell und fair sein. Daran haben wir uns schon gewöhnt und unsere kritische Haltung dazu hat sich im Wesentlichen sehr abgestumpft. Die Konfrontation mit der Pandemie spült dieses Hinterfragen der als normal empfundenen Abläufe aber wieder an die Oberfläche und wir fragen uns, ob irgendwelche nicht demokratisch gewählten Entscheidungsträger das Recht dazu haben uns ein Medikament quasi vorzuenthalten, nur um dieser eigennützigen Prinzipien Willen. Diese Herren der Patente wären also die neuen Sonnenkönige und hätten, so gesehen, im Falle einer weltweiten Gefahr einer Apokalypse die Macht über Leben und Tod von Menschen.
Drei wichtige Sachverhalte
Andersrum ist es aber eher so dass es viele verschiedene Faktoren sind, die es überhaupt erst möglich machen, dass Neues entstehen kann. Eine Argumentation, welche in diesem Fall durch drei wichtige Sachverhalte gestützt wird und welche dieser egoistischen Sichtweise zuwiderlaufen. Erstens sind die geistigen Möglichkeiten eine Jahrtausende alte, gemeinsame Anstrengung und eine daraus resultierende Akkumulation von Wissen. Zweitens gibt es ein von der Gemeinschaft getragenes System der Vermittlung von Wissen in unseren (meist noch öffentlichen) Schulen, sowie, drittens, eine kollektive Beteiligung an der Finanzierung dieses
Forschens nach Neuem durch die Zahlung von Steuern.
Man rechnet, dass im Durchschnitt ungefähr 80 Prozent der Gelder, die die großen Pharmakonzerne zur Forschung benötigen, aus Mitteln der öffentlichen Hand stammen, also unser Geld. Diese drei Komponenten werden letztendlich von der Gemeinschaft getragen und die Früchte dieser gemeinsamen Anstrengung müssten demnach allgemein zugänglich sein. Auf jeden Fall müsste das für Produkte gelten, welche als „lebensnotwendig oder lebenserhaltend“einzustufen wären, wie der CoronaImpfstoff. Dem scheint aber nicht so zu sein.
Eine magere Ausbeute
Vielmehr kassieren diese Konzerne dreimal ab und stillen damit den Hunger der Shareholder, den großen wie den kleinen. Erstens, beim Verkauf des Produktes und wie wir gesehen haben, meist zu überhöhten Preisen. Zweitens, indem sie ihr Patentrecht nutzen, um Lizenzen an „konkurrierende“Unternehmen zu verkaufen. Und drittens, indem sie den Staat zur Finanzierung all dieser Aktivitäten in die Verantwortung nehmen, da diese Aktivitäten der Allgemeinheit dienen sollen. Hinzu kommt noch, dass sich das private Kapital scheut in diese Richtung zu investieren. Wenn mit dem nötigen Kapital die erforderliche Infrastruktur zur Produktion nämlich einmal aufgebaut ist und der Markt mit dem Serum quasi überschwemmt werden könnte, dann fällt natürlich der Preis des Medikamentes und der „return on invest“wäre ziemlich mager.
Alles in allem momentan aber ein gutes Geschäft, das seine Richtigkeit auf eine Argumentation
baut, der wir alle misstrauen sollten. Die Begründung geht nämlich von dem Umstand aus, dass es ohne den Mechanismus des Patentes keine Innovation mehr geben würde. Die Pharmafirmen hätten dann keinen Anreiz mehr, in Forschung und Entwicklung zu investieren. Aber Pharmafirmen sind schlussendlich nicht mehr und nicht weniger als gewinnorientierte Unternehmen in einem System, das sie als Unternehmen nur so überleben und mächtiger werden lässt.
Der Prozess zur Herstellung eines Medikamentes wäre also ausschließlich dem Streben nach Gewinn und Macht geschuldet? Was ist aber dann mit den Mitarbeitern, den Forschern? Was ist, wenn wir Gewinn durch Empathie ersetzen? Kann das auch ein Anreiz sein? Oder sind diese Menschen auch ausschließlich gewinnorientierte Akteure? Was ist mit den gewählten Vertretern, den Politikern? Sind sie nur daran interessiert den wirtschaftlichen Ablauf, also das exklusive Streben nach Gewinn, zu unterstützen? Auch in dem Fall, dass das Risiko besteht, dass der ganzen Menschheit enormer Schaden zugefügt werden kann, weil die Produktionskapazitäten in unserem Wirtschaftssystem nicht ausgebaut werden dürfen, obwohl es möglich ist?
Es bräuchte nur politische Entscheidungen in diese Richtung. Welche Regeln und Gesetze werden aber hier von den Volksvertretern unterstützt und gemacht? Wenn wir diesen Sachverhalt auf der Ebene der Strafgesetzgebung analysieren würden, dürfte ein Staatsanwalt zum Schluss kommen dass diese zwei Kategorien von Akteuren, dürfen wir sie die „Sonnenkönige“und deren „Vasallen“nennen, wegen unterlassener Hilfeleistung angeklagt werden müssten.
Überaus wichtige Politiker in entscheidenden Positionen werden zwar nicht müde, uns mantramäßig zu sagen, der CoronaImpstoff wäre ein „globales, öffentliches Gut“und sie sprechen dann natürlich auch vom Aufbau von weltweiten Produktionskapazitäten. Aber wenn Drittweltländer sich anbieten, um dieser Forderung eine gewisse Chance zu geben, dann ist die Welthandelsorganisation als Hüter der Handelsrechte schnell zur Stelle, um den Aussagen der Politiker Einhalt zu gebieten.
Um diesem Dilemma teilweise zu entkommen bedarf es einer grundlegenden Reform unseres Wirtschaftssystems. Das Institut Luxembourgeois de l’Economie Solidaire (IlLES) wird seit Jahren nicht müde zu wiederholen, dass wir diesem fundamentalen Problem in etwa die schlimmsten Auswüchse nehmen können, indem wir die Wirtschaft pluraler gestalten. Andere Akteure, andere Gesellschaftsformen müssen grundlegende Aufgaben in Produktion und anderen Leistungen ausführen können. Der französische Professor für Wirtschaft und Soziologie, Jean-Louis Laville, hat hierzu das Konzept der „Economie plurielle“entwickelt.
Eine Möglichkeit, um den Marktwert eines Produktes oder einer sonstigen Leistung zu steigern ist, diese knapp zu halten.
Empathie statt Gewinn
Als Beispiele könnten wir bereits heute Bereiche wie die Biolandwirtschaft, Fair-Trade-Labels oder die Kreislaufwirtschaft nennen. Aber so gut gemeint wie diese Bestrebungen einerseits sind, andererseits wiederum unterliegen sie der Handelsgesetzgebung und damit dem Diktat des gewinnorientierten Wirtschaftens. Das ILES fordert deshalb die Anerkennung von wirklich neuen Gesellschaftsformen, welche das Wort „Gewinn“durch „Empathie“ersetzen und ohne Gewinnzweck einen wichtigen Beitrag zum Wohlergehen unserer Gesellschaft beitragen können.
Albert Sabin war Ende der 50er Jahre der Wissenschaftler, der den Impfstoff gegen die Polio weiterentwickelte und dem wir die Schluckimpfung zu verdanken haben. Als er auf seine Arbeit angesprochen wurde sagte er: „Viele haben darauf bestanden den Impfstoff zu patentieren, aber ich wollte das nicht. Es ist mein Geschenk an alle Kinder auf der Erde.“
Der Autor ist Präsident des Institut Luxembourgeois de l’Economie Solidaire (ILES); www.iles.lu
Seit einem Jahr hält das Virus SARS-Cov-2 die Welt in Atem und ein Ende der Corona-Reise ist noch nicht in Sicht. Der Tourismus1, die Kunst und die Kultur gehören zweifelsohne zu den Leidtragenden der Pandemie. Diese Sektoren, welche für viele Menschen schlicht das Salz und der Pfeffer im Alltag sind, liegen am Boden. Die Unbeschwertheit und der Spaßfaktor, im noblen Sinne des Wortes, sind abhanden gekommen. Ein sehr gastfreundliches, reisebegeistertes, sowie kulturell aufgeschlossenes luxemburgisches Volk ist arg an der Achillessehne verletzt und es wird viel Zeit brauchen, um zu genesen.
Kein Zurück mehr zum Stand von März 2020
Wenn man den internationalen Studien und Einschätzungen Glauben schenkt, wird im Bereich Tourismus das Niveau von 2019 frühestens wieder 2024, möglicherweise noch später, erreicht werden. Es wird also dauern, bis die internationalen Touristen wieder den Weg nach Luxemburg finden werden. Die Branche der Business Events wird wohl noch etwas länger ihre Wunden lecken müssen. Auch der Kulturbereich wird voraussichtlich noch eine geraume Zeit auf prall gefüllte Spielstätten verzichten müssen. Die Nachfrage wird langsam erwachen, sobald eine flächendeckende Herdenimmunität greifbar wird.
Bis dahin werden die touristischen Geschäftsmodelle sich grundlegend verändern und es wird kein Zurück mehr zum Stand von März 2020 geben.
Und dennoch gilt es jetzt die Chancen wahrzunehmen und zu nutzen, welche die derzeitige dramatische Situation in sich birgt.
Destinationsmanagement und Marketing anpassen
Die veränderten Konsummuster der künftigen Besucher werden neue DestinationsmanagementModelle und sehr differenzierte Ansätze im Mikro- und MakroMarketing
Potenziellen Besuchern und möglichen Nutzern der kulturellen Angebote sollten Anreize gegeben werden, um Luxemburg als Destination für die nächste Auszeit in Betracht zu ziehen.
fordern. Besonders die Balance zwischen Push- und Pull-Marketing sollte kritisch hinterfragt werden. Nach Walter Freyer2 sind diese beiden Bewegungen nicht voneinander gelöst zu sehen, sondern Outbound und Inbound sollten für das touristische System zusammenwirken.
Die Akteure, ob touristisch und/oder kulturell unterwegs, sollten abgestimmte Dienstleistungen und Produkte entwickeln, um die Hauptstadt und die Regionen durch einschlägige Erlebnisse als kulturtouristische Destination noch interessanter und noch bekannter zu machen. Im harten internationalen Wettbewerb machen qualitativ hochwertige Angebote die Differenz.
Geschäftsreisende, Urlauber, Tagesausflügler und verstärkt sowohl Einheimische, als auch „visiting friends and relatives“, sollten zielgenau abgeholt und entlang ihrer persönlichen „customer journey“begleitet werden. Die digitalen Technologien und Medien spielen in diesem Kontext eine wesentliche Rolle und pro-aktive Verkaufsstrategien sollten entfaltet werden.
Tourismus und Kultur brauchen einander
Der Tourismus braucht eine dynamische Kulturszene. Den potenziellen Besuchern – und als solche auch mögliche Nutzer der kulturellen Angebote – sollten Anreize gegeben werden, um Luxemburg als Destination für die nächste Auszeit in Betracht zu ziehen. Gleichzeitig können Kulturliebhaber auch die touristischen Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt und des Landes genießen.
Prinzipiell stehen Tourismus und Kultur in einer gewissen Harmonie und sind durch eine große Seelenverwandtschaft geprägt: unzertrennliche Zwillinge eben. Zurecht weist Yvonne Pröbstle3 jedoch in ihren Reflexionen darauf hin, dass Kultur und Tourismus unterschiedliche Handlungslogiken zugrunde liegen: Ein überwiegend gemeinnützig orientierter und öffentlich finanzierter beziehungsweise geförderter Kultursektor steht mehrheitlich privatwirtschaftlich orientierten Tourismusbetrieben, die nach Gewinnerzielung streben, gegenüber. Es gilt diese gegensätzlichen, jedoch nicht unvereinbaren Ansätze besser zu vernetzen, um dem Kulturtourismus kurz- und mittelfristig neue Perspektiven zu schenken.
Leuchtturmprojekte nutzen
Nach 1995 und 2007 wird das Großherzogtum Luxemburg im Jahr 2022 zum dritten Mal eine der Kulturhauptstädte Europas stellen. Für 2023 ist dann die erste Luxemburger Gartenschau auf dem Gebiet der Hauptstadt geplant. Sieht man diese beiden Leuchtturmprojekte im Verbund, so bietet die Periode 2021 bis 2024 die einmalige Gelegenheit, die Themenbereiche Kultur, historisches Erbe, Natur und Nachhaltigkeit zumindest gedanklich zusammenzuführen und Brücken zu schlagen, welche die touristische Entwicklung des Landes dauerhaft prägen dürften.
Qualität vor Quantität setzen, saisonale Effekte glätten
Es stellt sich jetzt die Frage, ob man weiter auf Verkaufsvolumen setzt, oder nicht gut daran täte, einen qualitativ hochwertigen und nachhaltigen Tourismus anzuvisieren. Der Ansatz „Qualität vor Quantität“könnte diesbezüglich neue Möglichkeiten bieten und dies sowohl für die Kultur als auch für den Tourismus und für die Branche der Business Events.
Bis dato ist Luxemburg-Stadt (noch) keine touristische „AllSeason-Destination“. Während die Spätfrühlings- und Sommermonate, geprägt vom milden Klima, eigentlich gute Gästezahlen produzieren, sind die Monate zwischen September und April doch eher beschaulich. Es gilt zu überlegen, welche kulturell und touristisch hochwertigen Angebote die Destination anbieten könnte, um wertschätzende und schätzenswerte Besucher das ganze Jahr über anzuziehen.
Besucher sind eigentlich Einwohner auf Zeit
Tourismus und Kultur müssen trotz – oder gerade wegen – der Corona-Krise, einen weitaus höheren Stellenwert in der Gesellschaft erreichen. Diese zusehend mehr professionalisierten Branchen sind nicht unbeteiligt an der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes und fördern den sozialen Zusammenhalt.
Gemeinsam haben sie diese eine, sehr wichtige Komponente: Der Mensch steht mit seinen Sinnen im Fokus. Und von dort ist es ein kleiner Schritt, um „Touristen“oder „Besucher“als „Einwohner auf Zeit“zu sehen. Als solche nutzen sie die gleichen Angebote wie die Einheimischen, werden Teil der Gesellschaft, fühlen sich wohl und werden idealerweise zu touristischen Botschaftern. Dieser Ansatz dürfte völlig neue Perspektiven öffnen und könnte eine sehr vielversprechende, neue strategische Ausrichtung der gesamten Destination mit sich bringen.
Kulturtourismus als Treiber
Aus der Sicht der Hauptstadt, welche nun einmal die Wiege des Großherzogtums und dessen Namensgeberin ist, könnte der Kulturtourismus künftig einer der wichtigen Treiber sein. Das Unesco-Label, die vielen kommunalen und staatlichen Kultureinrichtungen, die Kasematten und viele andere Sehenswürdigkeiten bieten ein hervorragendes Repertoire, um Kulturtourismus als Produktlinie auszubauen und bewusst zu fördern.
Es wäre dennoch eine Milchmädchenrechnung, um zu glauben, dass Tourismus plus Kultur gleich Kulturtourismus ist. Bereits 1997 hat Thomas Wolber4 festgestellt, dass der Kulturtourist nicht ein einzelnes kulturelles Angebot nachfragt, sondern die Kombination mit anderen touristischen Leistungen sucht.
Die Corona-Krise bietet sicherlich vielfältige Möglichkeiten, um die kulturtouristischen Angebote weiterzuentwickeln und Besucher gezielter anzusprechen, die zur Destination passen. Ein verstärkter Schulterschluss zwischen den Zwillingen Tourismus und Kultur und das Ausarbeiten von zielorientierten Kooperationsmodellen wären erste Schritte in diese Richtung. 1 2 3 4
Der Autor ist Titular einer „Maîtrise ès Sciences Economiques“und eines „Master of Arts, Management von Kultur- und Non-Profit Organisationen“; seit April 2013 ist er Direktor des Luxembourg City Tourist Office (LCTO). Tourismus meint in diesem Kontext immer die gesamte Wertschöpfungskette entlang der „customer journey“.
Walter Freyer: Tourismus-Marketing, Oldenburg Verlag, 2011, 7. Auflage
Yvonne Pröbstle: Kulturtouristen – eine Typologie, Springer VS, 201
Thomas Wolber: Die touristische Inwertsetzung des kulturellen Erbes in größeren Städten, Studienbrief, Fernuniversität in Hagen, 1997
Den 8. März, um Weltfraendag steet déi zweet Editioun vum Fraestreik um Agenda. De Streik gëtt vun der Plattform JIF, an der 15 Organisatiounen a vill Privatpersounen engagéiert sinn, organiséiert. Duerch dëse Streik wäerte sech och erëm „AntifeministInnen“a „WhataboutistInnen“beruff fillen, hirer Meenung fräie Laf ze loossen. Dat weist, dass dësen Dag – op deem sech fir d’Gläichstellung tëschent de Geschlechter staark gemaach gëtt – wichteg ass a bleift.
Äppel mat Biere vergläichen
„Whataboutism“bezeechent am moderne Sproochgebrauch eng Form vu Manipulatioun, déi vun onbeléifter Kritik oflenke soll. Dës „Argumenter“zeechnen sech doduerch aus, dass se op eng aner Problematik verweise ganz nom Motto „Äppel mat Biere vergläichen“. D’Theme vu Gläichstellung, Sexismus a Feminismus eegne sech besonnesch gutt fir dës Method vu Manipulatioun. Während verschidde Leit genervt reagéieren, ginn anerer méi wäit, a probéieren, deene Froen hir Legitimitéit an Zweifel ze zéien, andeem se op en anere Probleem verweisen.
Wéi dat an der Realitéit ëmgesat ka ginn, kann en Passage aus engem Schreiwes vun den ADR Fraen zum Fraestreik 2020 weisen: „De Fraendag däerf awer net dozou instrumentaliséiert gi fir Fraen a Männer géinteneen opzestëppelen!... Dowéinst ass e Streik um Fraendag dee falsche Wee: Et sinn eben net nëmme Frae vun esou soziale Problemer betraff! Wann ee mat esou eesäitege Fuerderungen an Aktiounen probéiert, dem Fraendag nach eng Existenzberechtegung als e 'Kampfinstrument' ze ginn, ass kloer datt den Dag seng Existenzberechtegung ka ganz séier verléieren.“1 Et handelt sech bei dësem Argument ëm dat, wat een an der Rhetorik als Oflenkungstaktik bezeechent: mat engem Diversiouns-Argument gëtt probéiert vum eigentleche Géigestand vun der Argumentatioun ofzelenken. Den Haaptproblem bei dëse logesche Feelschlëss ass, dass den Diskussiounsraum verhënnert gëtt.
Oflenkungsmanöver
En passend Bild zu dëser Sakgaass ass folgend: Wat mécht een, wann ee mat engem gebrachene Been bei en Dokter geet, deen engem dann erklärt, dass dat wuel net flott ass, e gebrachent Been ze hunn, mee dass een och bedenke muss, dass et Mënsche ginn, déi Kriibs hunn? Oflenkungsargumenter weisen ëmmer ërem drop hin, dass hiren Auteur weder en Interêt un enger oppener Diskussioun huet, nach d’rationell Argumenter huet, fir sech drun ze bedeelegen.
Allerdéngs ass an dem zitéierte Schreiwes och nach eppes anescht wei „Whataboutism“ze fannen an zwar eng kloer affirméiert Positioun géint de Feminismus an antifeministesch Aussoen. Dës antifeministesch Haltung vum ADR huet sech op en néits mat hirer populistescher Ausso zum Projet de loi 7674 bestätegt: „Déi Gréng hunn am Gesetzestext grad de Papp ofgeschaaft, ginn op där anerer Säit awer vir, d’Gläichberechtegung géif respektéiert ginn …“.
Soziale Fortschrëtt ass keen Acquis Gezilt populistesch gouf hei eng Notioun aus engem immens wichtege Projet de loi erausgepickt, fir mat de Gefiller an Ängschte vun de BiergerInnen ze spillen. Dobäi
Eng anti-feministesch Haltung definéiert sech doduerch, dass déi zouhuelend Emanzipatioun vu Fraen als Bedrohung a Gefor (...) ugesi gëtt.
gëtt dovunner ofgelenkt, dass et sech bei dësem Projet de loi ëm eng laang erwaarten a néideg Gesetzesännerung handelt, fir ze garantéieren, dass Kanner, déi aus enger kënschtlecher Befruchtung stamen oder adoptéiert goufen, hir Originne kennen.
Des Aussoen an d’Reaktiounen op de soziale Medien hunn awer och kloer gewisen, dass de soziale Fortschrëtt ni als Acquis verstanen dierf ginn. Et muss een sech ëmmer weider dofir asetzen, dass een no vir kennt an net no hanne fält. Feminismus an de Fraestreik sti fir e gesellschaftleche Fortschrëtt a fir eng Gesellschaft, an där all Mënsch sech gläichermoossen representéiert fillt. Trotzdeem muss een sech froe, firwat hu verschidde Mënschen ënner anerem eng antifeministesch Haltung a stellen sech géint de Progrès?
Mat Antifeminismus an dem Zesummenhang mat autoritären, extremen Astellungen géint eis oppen fortschrëttlech Demokratie huet sech d‘Leipzeger Autoritarismus-Studie vun 20202 beschäftegt. Heibäi huet sech erausgestallt, dass Antifeminismus sech zu enger neier Bréckenidelogie vu Beweegungen etabléiert, déi sech géint modern Demokratie stellen.
Eng nei Bréckenideologie
Eng anti-feministesch Haltung definéiert sech doduerch, dass déi zouhuelend Emanzipatioun vu Fraen als Bedrohung a Gefor vun enger „natierlecher Uerdnung“ugesi gëtt. Des Bedrohung gëllt et, aus Sicht vu Riets-populisten