„Meine Frisur war nie bombastisch“
Schauspielerin Kristen Wiig über den neuen „Wonder Woman“-Film, die Mode der Achtziger und eigene Drehbücher
Dass Frauen nicht lustig sein können, glaubt nur, wer noch nichts von Kristen Wiig gehört hat. Die US-Schauspielerin wirkte von 2005 bis 2012 bei der erfolgreichen Sketch-TV-Show „Saturday Night Live“mit und wurde für ihre komödiantischen Leistungen dort viermal für einen Emmy nominiert. Für das Drehbuch der Kino-Komödie „Bridesmaids“, in der sie auch die Hauptrolle spielte, erhielt sie schließlich auch eine Oscar-Nominierung. In den vergangenen Jahren beschränkte sich die 47-Jährige auf Nebenrollen in Filmen wie „Mother!“oder „Bernadette“– und wurde Mutter von Zwillingen. Ihr großes Comeback feiert die Schauspielerin nun mit einer Rolle im Blockbuster „Wonder Woman 1984“, der derzeit nur bei Sky zu sehen ist.
Kristen Wiig, Sie sind berühmt für Ihre Komödien und hatten mit Blockbustern der Größenordnung von „Wonder Woman 1984“bislang eher nichts am Hut. Haben
Sie gezögert, die Rolle der Cheetah anzunehmen?
Kein bisschen. Ich liebe Superhelden-Filme, deswegen habe ich quasi schon zugesagt, bevor ich überhaupt irgendwelche Details zu meiner Rolle kannte. Dass Patty Jenkins (die auch schon Regie beim ersten „Wonder Woman“Film führte, Anm. d. Red.) mit mir sprechen wollte, reichte mir schon. Natürlich war es dann eine gewisse Herausforderung, weil ich eben noch nie etwas dieser
Art gedreht hatte. Aber sich auch an Dinge heranzutrauen, mit denen man nicht vertraut ist, ist ja gerade das Aufregende an meinem Beruf. Selbst wenn man dabei weiche Knie bekommt.
Was genau verursachte Ihnen denn weiche Knie?
Dass das draußen so viele „Wonder Woman“-Fans mit Erwartungen sitzen und der erste Teil so gut und erfolgreich war, ließ mich nicht kalt. Außerdem ist in den Comic-Vorlagen Cheetah ja eine wirklich ikonische Figur, Wonder Womans große Erzfeindin. Das waren schon große Fußstapfen, die es auszufüllen galt.
Kannten Sie die Comics vorher?
Ein bisschen, aber ich muss zugeben, dass ich mich wirklich intensiv erst damit beschäftigt habe, als klar war, dass ich diese Rolle spiele. Es gibt in den Comics verschiedene Versionen von Cheetah; wie sie zu ihren Kräften kommt, ist immer anders, genauso wie ihr Verhältnis zu Diana alias Wonder Woman. Der Film macht daraus seine ganz eigene Sache, deswegen war es für mich letztlich nicht so wichtig, die Geschichten der Comics en détail zu kennen. Was zählte, war das Drehbuch.
Den Bösewicht zu spielen – ist das der Wunsch aller Schauspielerinnen und Schauspieler?
Auf jeden Fall übt so eine Rolle einen großen Reiz aus. Und ich kam bislang dafür nie wirklich in Frage, deswegen war ich wirklich geschockt, als man mir Cheetah anbot. Wobei ich anfangs gar nicht recht wusste, was mich erwartet. Ich hatte eher ein Gefühl dafür, was ich mit dieser Figur nicht wollte.
In welcher Hinsicht?
Barbara, wie die Figur ja eigentlich heißt, ist so schüchtern, unsicher und unbeholfen, dass meine Sorge war, dass sie im Kontext des Films zu komödiantisch wirken könnte. Sie sollte auf keinen Fall wie ein Fremdkörper in der Geschichte wirken. Und gleichzeitig hätte ich es langweilig gefunden, das Erwartbare abzuliefern, da mich die meisten Menschen nun einmal durch Comedy kennen. Gerade die erste Hälfte des Films war deswegen durchaus ein
Balanceakt. Es dauerte eine Weile, bis Patty mir klar machte, dass ich nicht jeden Anflug von Humor vermeiden müsse, um Barbaras Traurigkeit und Einsamkeit sichtbar zu machen.
Die 1980er-Jahre sind, dem Titel entsprechend, in „Wonder Woman 1984“sehr präsent. Wie erinnern Sie sich an diese Zeit?
Ich wurde in den Achtzigern zum Teenager, deswegen sind meine Erinnerungen stark mit Mode, Frisuren, Make-up und solchen Dingen verbunden ... und vielen Ausflügen ins Einkaufszentrum, wo man jedes Wochenende viele Stunden verbrachte. Das war schon alles ziemlich knallig und bunt, ziemlich genau so, wie es der Film jetzt noch einmal zeigt. Ich hatte echte Flashbacks, als ich sah, wie unsere Produktionsdesigner ein altes, verlassenes Einkaufszentrum so detailgetreu in die Achtziger zurückversetzten.
„Big hair“ist ja gerne das Schlagwort, wenn man an Frisuren von damals denkt ...
Meine eigene Frisur war nie so richtig bombastisch, wenn ich mich richtig erinnere. Aber Lockenwickler und Haarspray kamen auf jeden Fall regelmäßig zum Einsatz! durch die Pandemie wurde der Film schließlich auch noch einmal fast ein ganzes Jahr verschoben.
Ich liebe SuperheldenFilme, deswegen habe ich schon zugesagt, bevor ich überhaupt Details zu meiner Rolle kannte.
Sind es die Filme, zu denen Sie das Drehbuch geschrieben haben, auf die Sie am stolzesten sind?
Stolz bin ich auf mich eigentlich immer dann, wenn ich etwas mache, bei dem ich selbst nicht sicher bin, ob ich mir das zutraue. Als ich zum Beispiel bei „Saturday Night Live“einstieg, hatte ich echt Angst, denn ich hatte ja praktisch keine Kameraerfahrung. Das Drehbuch zu „Bridesmaids“war auch so eine Sache. Oder mein Auftritt mit Sia bei den Grammys 2015. Da war ich so weit entfernt von meiner Komfortzone, dass mir am Ende dieser Tanz-Performance wirklich die Tränen in den Augen standen.
Apropos „Saturday Night Live“: Die Sketchshow bedeutete für Sie den großen Durchbruch. Wie fühlt es sich heute an, wenn Sie – wie im vergangenen Jahr – als Gast in die Sendung zurückkehren?
Ich freue mich immer riesig, wenn ich eingeladen werde. Das ist dann ein bisschen, wie nach Hause zu kommen. Nur dass dieses Zuhause irgendwie seither renoviert wurde und andere Bilder an der Wand hängen.